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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

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lichen Gesellschaft von Jedem durch rechtlichen Zwang gefordert wird. ? Da aber die Menschen von selbst gar nicht auf den Gedanken einer solchen Vereini-gnng kommen, geschweige daß sie ihn ausfnhreu und begründen könnten: so konnte nnr nnter GOt-tes Mitwirken, durch Offenbarung, eine Kirche zn Stande kommen. Der engere biblische Begriff einer Kirche ist demnach die Gemeinschaft derer, die GOtt nach seiner vorhandenen Offenbarung verehren; weshalb es wohl ehedem eine Kirche im Volke Israel gab, aber jetzt nicht mehr, da sie die voll-cndete Offenbarung GOttes verwerfen. Jetzt giebt es nnr eine christliche Kirche; die Gemeine derer, welche an Christi Wort glauben, und darnach GOtt verehren. ?Die christliche Kirche heißt die Zahl oder Hänfen der Getauften und Gläubigen, so zu einem Pfarrherr oder Bischof gehören, es sei in einer Stadt, oder in einem ganzen Lande, oder in der ganzen Welt." Luther' XIX. 1192. Siehe Kist, die christliche Kirche auf Erden nach der Lehre der heiligen Schrift und der Geschichte, übersetzt von Troß. L. 1838. Rothe, die Anfänge der christlichen Kirche und ihrer Verfassung. Wittcnberg 1837. I., wogegen Palmer über die Kirche in Stirm's Studien der evangelischen Geistlichkeit Wnrtembergs XI., 1. S. 1?114. und Petersen, die Idee der christlichen Kirche, L. 1839. 1842. II. Wenn eine Verständigung hierüber zn hoffen ist: so wird dies nicht eher zn erwarten sein, als bis von Rothe in der Ethik der Begriff des Staates entwickelt und dargestellt worden ist. Wenn der Staat, wie er jetzt ist, gedacht wird, mit Polizei- und Militärmacht, kann er es nnmöglich sein, in welchen die Kirche übergeht, und worin sie ihre Vollcndnng findet, Joh. 18, 36. Ist der Staat das realisirte Reich GOttes, so ist die Kirche die Anstalt, die dazu führen soll. Bei der Frage, ob diese Vollendung in das Diesseits oder Jenseits fällt, dürften noch die Schwierigkeiten zn beseitigen sein, die ans dem bestimmt von Christo und den Aposteln vorhcrbezengten parallelen Wachsen des Bösen mit dem Guten, Matth. 13, 30. dem Steigen des Unglanbens, Luc. 18, 8. dem vollen Hervortreten des antichristifchen Geistes, 2 Thess. 2. worauf sogleich die Erscheinung des HErrn erfolgt, entspringen. Die Frage, warum dem jenseitigen vollkommenen Leben das diesseitige unvollkommene vorangehen muß, warum wir nicht sogleich und ohne Weiteres in das jenseitige Leben hineingeschaffen sind? leine Frage, die schon Lichtenberg, Vermischte Schriften II. S. 48. aufwarf: ?mir ist es unbegreiflich, warum der Zustand der unendlichen Herrlichkeit nicht lieber gleich angehet, da doch dieses Leben überhaupt nur ein verschwindender Punkt ist^, kann dem Christen nur seltsam erscheinen, da sie im N. T. in unzähligen Stellen vollkommen genügend beantwortet ist,Matth. 5, 10-12.10, 38. 25, 14?ün. Luc. 16, 25. ^oh. 12, 24-26. A.G. 14, 22. Röm. 8, 14 ff. 2 Thess. 1, 6 ff. 1 Petr. 1, 6. 1 Joh. 3, 1. Iac. 1, 2. 12. Offb. 7, 14. 12, 11. ? Der Gruudbcgriff der Theorie von Petersen ist der Begriff des Reichcs GOttes auf Erden. Das Reich GOttes ist der Ge-samnttorganismns, der sich durch den Willen der Menschheit bildet, dessen Zweck, die Entwickelung der göttlichen Ebenbildlichkeit, sich dadurch vollzieht, daß jeder Einzelne ebenso sehr als selbstständigcs Organ sein eignes Leben der Gesammtheit mittheilt, als er an dem selbstständigen Leben der Gesammt-" heit Theil nimmt. ? Dcr Mensch steht aber in Be-
ziehung zur Natur, zur Menschheit, zn GOtt; daher drei Sphären der Entwickelung, der Cultur, der Sitte, der Religion. Cultur (Agricultur, Industrie und Geistescultur, Kunst und Wissenschaft) bildet den Organismus der Cultur-Gemeinschaft; ? Sitte den Organismus des Staates; ? Religion den der Kirche. sKann Sittlichkeit aus dem Kreise der Religion ausgeschlossen werden?) Alle drei zusammen dienen in ihrer Wechselwirkuug, als untergeordnete Organismen, dem umfassenden Gesammt-orgamsnms,' dem Reiche GOttes, dessen Zweck durch die vollkommene Entwickluug dieser drei Hauptorganismen und durch die Gegenseitigkeit ihrer harmonischen Gemeinschaft sich vollzieht. Die Kirche ist nicht das Reich GOttes, sowenig als die Cultur-gemeinschaft und der Staat; sie ist aber innerhalb des Reiches GOttes der besondere Organismus für die Zwecke der Religion. Die Kirche ist so alt als die Menschen; die erste Menschenfamilie trng den Embryo der Kirche in sich. Der Begriff der Kirche entwickelt sich historisch ans der göttlichen Geschichte in der Menschheit-Offenbarung. Die sündige Menschheit wird durch Offenbarung in den Erlösungsproceß hineingezogen. Das Hcioenthnm unter der ordentlichen ? und das Iudenthmn unter der außer-ordentlichen Offenbarung GOttes sich entwickelnd, bildete, jedes auf seine Weise, eine prophetische Präformation der Menschheit ? des künftigen Reiches GOttes. sAuch das Heidenthum? s. Art. Heide §. 1.> Mit der Menschwerdung des Sohnes GOttes schließt sich die göttliche Geschichte als göttliches Werk der Erlösuug ab. Die Kirche ist also Organismus für den Zwcck der christlichen Religion, in welcher das Iudenthmn zn seiner wirklichen Erfüllung und das Hcidenthum zn seiner wahren Befriedigung kommt; sie ist der Organismus für den Zweck der offenbaren Religion, in welchem die Menschheit durch die von Christo vermittelte Immanenz des heiligen Geistes znr Gemeinde GOttes sich gestaltet. ^Daß sich dieser Gesammtorganismus -^ Reich GOttes ?durch den Willen der Menschheit bilde", ist mindestens mißverständlich ausgedrückt, da nicht bloß die erste Triebfeder, sondern auch das bleibende Lebensprincip in der christlichen Gemeinschaft der Geist Christi ist.)
§. 4. 0. Daß Christus eine solche Gemeinschaft der Menschen stiften wollte, eine Heoiesia ? und dies ist immer Kirche genannt worden ?, liegt in den deutlichsten Zeugnissen vor. Sein Hauptzweck war Vereinigung der Menschen, Sammlung der sonst Zerstreuten, wie dies schon die Klage Matth. 9,36-38. andentet, die Forderung c. 12, 30. der Weheausruf über Jerusalem, c. 23, 37. und die ausdrückliche Nennung seiner Kirche, c. 16, 18. die Versicherung, daß Alle, Iudeu und Heiden, zu Einer Heerde gesammelt werden sollen, Joh. 10, 16. vergl. c. 11, 52. Er trägt dies als sein höchstes Ziel GOtt im Gebete vor c. 17, 21. 22. und will, daß diese Vereinigung seiner Gläubigen so hervortreten und erkennbar sein solle, daß selbst die Welt daraus seine göttliche Seudung erkennen könne, v. 23. Dcr Mittelpunkt dieser Vereinigung ist er selbst, die Seele dieses Bundes, Matth. 18, 20.; von ihm geht vermöge des engsten innigsten Zusammenhangs, wie zwischen Weinstock und Neben, das Leben in alle Glieder, Joh. 15, 1. 4?8. c. 17, 21 ff. Das Hauptprincip, welches dieser Vereinigung zum Grunde liegt, ist: daß uur die vereinigten Kräfte eine Macht und Gewalt haben, das Gute zu för-
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