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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Altchristliche Kunst

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Altchristliche Kunst.

Zug nach Großartigem und Erhabenem. Starke machtvolle Linienführung und kräftige Farben ergaben sich sozusagen von selbst, es kann nur das Herausarbeiten der kennzeichnenden Hauptzüge, nicht aber Feinheit in den Einzelheiten erzielt werden. Die durch die Herstellungsweise bedingte Beschränkung, welche eine volle künstlerische Gestaltung nicht zuläßt, die im Tafelbild oder Wandgemälde möglich ist, fiel nicht so sehr ins Gewicht bei dem Kirchenschmuck, der ja durch großzügige Einfachheit wirken sollte.

Miniaturmalerei. Im Gegensatze zu dieser Abart der Malerei stand eine andere, die sich gleichfalls in der altchristlichen Zeit zu entwickeln begann: die Miniaturmalerei, mit welcher die Handschriften verziert wurden. (Der Name stammt von der Farbe Minium, Zinnoberrot.) Wohl wurden schon im Altertum bisweilen die Bücher mit kleinen Bildern geschmückt, eine allgemeine Anwendung fand diese Malerei aber erst jetzt und zwar wurde sie zunächst hauptsächlich im Morgenlande gepflegt, später in den abendländischen Klöstern ausgebildet.

Die ältesten Denkmale stammen aus dem 5. Jahrhundert; sie zeigen noch ganz den Stil der altrömischen Malerei, deren Muster auch vielfach verwertet wurden; die Zeichnung ist im Allgemeinen sicher, die Ausführung allerdings oft flüchtig. Auch in der Auffassung ist noch der Einfluß der Antike zu bemerken, indem man leblose Gegenstände (Berge, Quellen) oder Begriffe in Menschenform darstellte, also auf die Nymphen und Halbgötter des Altertums zurückgriff. Immerhin ist bei den Miniaturmalereien noch mehr selbständige künstlerische Erfindungsgabe bemerkbar, als bei den Mosaiken.

Inhalt und Zweck der altchristlichen Kunst. Im Vorstehenden wurde gezeigt, daß die altchristliche Bildnerei und Malerei in der Kunstarbeit, also hinsichtlich der Form, keine selbständige und neue Richtung einschlug, sondern nur als eine Fortsetzung der antiken erscheint, wobei ein stetiges Sinken der Fertigkeit zu beobachten ist. Nur der gedankliche Inhalt ist ein neuer, und in diesem giebt sich der christliche Geist kund. Von einem Selbstzweck des Kunstwerkes ist jetzt keine Rede mehr, das heißt: man schafft nicht aus Freude an der Schönheit der Form, sondern alle Werke stehen im Dienste der Religion, die sie erläutern und verherrlichen sollen. Sie haben daher die Aufgabe, entweder deren Lehrinhalt zu verdeutlichen oder darauf bezügliche Vorgänge zu erzählen.

Symbolische Darstellungen. Ersteres geschah durch die "Sym-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 210. Papstkrypta in den Katakomben von S. Callisto.]