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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Germanische Kunst

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Germanische Kunst.

Standbild Karls des Großen. Von Werken karolingischer Bildnerei gebe ich ein kleines Reiterstandbild (Fig. 233), das ehemals zum Metzer Domschatze gehörte und sich jetzt in Paris befindet. Der Dargestellte ist angeblich Karl der Große. Jedenfalls waren hierfür römische Muster vorbildlich, ein Werk selbständiger Erfindung und Naturbeobachtung ist es nicht. Die Entstehungszeit dürfte das 9. Jahrhundert sein.

Elfenbeinschnitzerei aus S. Gallen. Auch die Werke der Kleinkunst, wie z. B. die Elfenbeinschnitzereien, wiederholen in den Einzelheiten antike oder altchristliche Muster. Selbständig ist eigentlich nur das Rankenwerk erdacht. Im Kloster S. Gallen werden zwei Elfenbeintafeln aufbewahrt, welche der kunstreiche Mönch Tutilo (+ um 913) geschnitzt hatte. Da der bildnerische Stil dieser Zeit an ihnen sehr ausgeprägt erscheint, gebe ich die eine in Fig. 234 wieder. In der Mitte ist Maria zwischen Engeln dargestellt, im unteren Teil ein Vorgang aus dem Leben des heiligen Gallus, wie er von einem Bären Brot empfängt. Das obere Feld ist mit Rankenwerk ausgefüllt, in dessen Mitte ein Löwe ein anderes Tier überfällt.

Miniaturmalereien. Den Stand der Miniaturmalerei veranschaulichen die beiden Abbildungen Fig. 235 und 236. Die "höhere Kunst" ist vertreten in dem Bilde aus dem Codex aureus (soviel wie "goldenes Buch") Karls des Kahlen, entstanden 870, während in dem Bilde aus dem Wessobrunner Codex die Unbeholfenheit in den durchschnittlichen Leistungen der Klosterkünstler sichtbar ist.

^[Abb.: Fig. 236. Miniatur aus dem Wessobrunner Codex.

"Taufe der Juden."]