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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert

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Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.

Gilde wird er zum "ersten Meister" gewählt. Seine Hauptwerke sind die Tafelbilder auf der Burg Karlstein, dem zur Aufbewahrung der Reichskleinode bestimmten Wunderschlosse, in dem Karl die Grals-Burg der Sagendichtung verwirklichen wollte.

In diesen Gemälden giebt sich eine ausgeprägte persönliche Eigenart des Meisters kund, welcher von Schuleinflüssen sich befreit hat und als selbständiger Künstler auftritt, der eine neue Richtung einschlägt. Die Tafeln von Karlstein haben nichts von der zarten Anmut der damaligen Miniaturmalerei, der Meister will feierliche Würde und Kraft zum Ausdruck bringen, weil die ihm gestellte Aufgabe das erforderte, da in Karlstein ja nach Karls Absichten das großartig Erhabene zur Geltung kommen sollte. Freilich ist der Meister noch nicht im Besitz der vollkommenen Mittel, um das Gewollte zu verwirklichen, er behilft sich daher mit breiten, schweren Formen und drückt das Mächtige durch Massiges aus. Dazu paßt auch die zum Dunkeln neigende Farbengebung. (Fig. 381.)

Daß der von seinem Kaiser besonders ausgezeichnete "Hofmaler" auf seine Prager Genossen Einfluß übte und seine Malweise "Schule" machte, ist zu begreifen. Doch zeigt sich bei den Nachfolgern wieder die Neigung zum Weicheren und zu feineren Körperformen, wie sie den westdeutschen und süddeutschen Schulen eigen war. Die Kunstpflege in Böhmen hatte übrigens bald ein Ende mit dem Tode Karls IV. (1378); die tschechische, der deutschen Kultur feindliche Bewegung und ihre Folge, die Hussitenkriege vernichteten überhaupt alles Kunstleben und späterhin kam die Prager Schule zu keiner Selbständigkeit mehr.

Rheinische Schulen. Diese war eben die Schöpfung eines fürstlichen Willens, aus der Fremde verpflanzt und besaß keinen sicheren Boden; blieb darum auch ohne Bedeutung für die weitere Entwicklung der deutschen Malerei, die sich in West- und Süddeutschland

^[Abb.: Fig. 376. Bellini: Madonna auf dem Throne.

Venedig. Akademie.]