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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

die Malkunst Michelangelos gerade nach der Seite hin, welche dem letzteren ferner lag, nämlich im Sinne des Farbenreizes.

Raphael Santi ist der "Maler" schlechtweg; nicht so vielseitig wie die vorgenannten, zersplitterte er auch weniger seine Kräfte, obwohl er auch mit baukünstlerischen Aufgaben und mit Altertumsforschungen (Ausgrabungen) sich beschäftigen mußte. Die Malerei blieb das Feld, auf dem sich sein Kunstgeist voll auslebte.

Noch in anderer Art unterscheidet sich seine künstlerische Persönlichkeit von den beiden anderen. Diese sind ihrer Zeit voraus, der sie den Weg weisen, Raphael ist gewissermaßen der Vertreter seiner Zeit, der Träger ihres gesamten geistig-künstlerischen Besitzes, welcher alles Errungene im Einklang zusammenfassend, das Endergebnis der Bestrebungen der Welt darlegt. Im Grunde genommen hat er von allen Dreien die wenigste "Selbständigkeit" und "ursprüngliche Unabhängigkeit" in dem Sinne, daß er ganz aus seinem Geiste schöpft; seine Selbständigkeit beruht vielmehr nur darin, daß er alles, was sich

^[Abb.: Fig. 519. Raphael: Die Vermählung.

Mailand, Pinakothek.]