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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

einer beinahe das Männliche noch überragenden Größe und Kraft der Erscheinung. Sie haben etwas heldenhaftes, und dennoch kann man sie nicht "Heldenjungfrauen" nennen, denn nur der lebenstrotzende Leib ist groß und herrlich, hinter diesen weißen Stirnen aber birgt sich ein kindesschwacher Geist, aus den strahlenden Augen spricht keine starke Seele, kein empfindungsreiches Gemüt zu uns. Sie denken nur an Putz und Lust, ihre Leidenschaft kann wohl zur verzehrenden Glut aufflammen, aber sie verzehrt nur die Sinne, nicht das innerliche Wesen. Man mag bei dem Anblick dieser Frauen an die Worte Heines denken: "Eh ich dir mich anvertrau' - Gott befehl ich meine Seele."

Palma stammte aus Bergamo, war jedoch frühzeitig nach Venedig gekommen und hatte sich bei Bellini ausgebildet. Schon in seinen ersten Werken zeigt er sich aber ganz selbständig und bekundet seine Eigenart in der leuchtenden Farbe und der vorhin gekennzeichneten Art der Gestaltung. Lebendig bewegte Handlungen darzustellen, ist nicht seine

^[Abb.: Fig. 543. Correggio: Die heilige Nacht.

Dresden. Gemäldegalerie.]