Schnellsuche:

Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

563

Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

mit dem Holzschnitt - er war ebenfalls für Kaiser Maximilian thätig - ließ zeitweilig die italienischen Einflüsse zurücktreten, die in den letzten Lebensjahren jedoch wieder sich geltend machten. Als sein bestes Werk ist das Bild "Esther vor Ahasver" (1528) zu betrachten, welches durch Schönheit in Zeichnung und Farbe, wie durch meisterliche Sicherheit in der Formbehandlung sich auszeichnet (Fig. 572).

Hans Holbein der Jüngere. Dem durch die Vorgenannten bereits im neuen Geiste bearbeiteten Boden der schwäbischen Schule entwuchs nun ein Meister, der nach Albrecht Dürer der bedeutendste und größte der deutschen Malkunst jener Zeit wurde. Es ist dies Hans Holbein der Jüngere, Sohn und Schüler des Aelteren (1497-1543). Nach der Lehrzeit in der Werkstatt des Vaters scheint er frühzeitig auf die Wanderschaft gegangen zu sein (dabei vielleicht auch Italien besucht zu haben), und trat 1515 in Basel als Gehilfe in eine Malerwerkstatt ein, nachdem er bereits durch einige Bilder (Madonna 1514, Kreuztragung 1515) seine malerische Befähigung erwiesen hatte. Schon mit dem Bildnisse des Bürgermeisters Meyer (1516) zeigte er dann, daß er den Baseler Malern überlegen sei und als selbständiger Meister auftreten könne. Im Jahre 1517 ging er nach Luzern und führte hier die Wandmalereien des Hartensteinschen Hauses aus, welche ihm einen gewissen Ruf verschafften; so daß er, als er 1519 sich in Basel als Meister niederließ und das Bürgerrecht erwarb, mehrfache Aufträge für Wandmalereien an Bürgerhäusern und im Ratssaale erhielt. Diese Gemälde sind allerdings verschwunden, die noch erhaltenen Skizzen zeigen jedoch eine, manchmal noch etwas derbe, aber wirkungsvolle Kraft der Zeichnung. In den nächsten Jahren trat er auch mit einigen kirchlichen Gemälden (Christus im Grabe, Geburt Christi und Anbetung der heiligen drei Könige, Madonna u. a.), sowie mit einigen Ebenbildnissen hervor, in welchen sich bereits seine künftige Meisterschaft ankündigt. Dazu gehört das ausdrucksvolle, die geistige Bedeutung der Persönlichkeit trefflich kennzeichnende Bildnis des gelehrten Humanisten Erasmus von Rotterdam, während in jenem der Dorothea Offenburg er auch seine Begabung für Schilderung sinnlicher Anmut und für reizvolle Behandlung des Fleisches zeigt.

Seine künstlerische Eigenart entwickelte sich nun rasch zur Vollendung; und schon im Jahre 1525 entstand das Werk, mit welchem er alle deutschen Meister seiner Zeit,

^[Abb.: Fig. 577. Cranach: Judith.

Wien. Kaiserl. Gemäldegalerie.]

^[Abb.: Fig. 578. Cranach: Christus und die Ehebrecherin.

München. Pinakothek.