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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

van Leyden (1494-1535) zu nennen, der allerdings hauptsächlich in Kupferstich arbeitete. In dieser Kunstgattung brachte er es zu einer Vollendung, die ihn fast einem Dürer gleichkommen läßt, so kraftvoll, sicher und sorgfältig sind seine Stiche ausgeführt. Was ihn jedoch besonders auszeichnet, ist die genaue und eindringliche Beobachtung und Auffassung der Natur und die ausdrucksvolle scharfe Wiedergabe der bezeichnenden Züge. Seine Gemälde sind nicht sehr zahlreich, eines der besten ist die "Schachpartie" (in Berlin), welche die vorerwähnten Eigenschaften trefflich zeigt (Fig. 587).

Bosch. Wenn ich noch Hieronymus Bosch (Jeroom van Aken, + 1516) hier erwähne, so geschieht es nur aus dem Grunde, weil dieser zuerst mit jenen Darstellungen von Höllen- und Gespensterscenen hervortrat, welche später bei den holländischen Malern so beliebt wurden, und in denen sich eine krause, ausschweifende Einbildungskraft kundgiebt.

Jan van Scorel. Uebrigens verfiel auch Holland bald dem italienischen Einflüsse, und diesem verhalf zur Herrschaft ein Meister, dessen hohe Begabung und Kunstfertigkeit ihn wohl befähigt hätte, eine unabhängige und selbständige Stellung zu erreichen.

Jan van Scorel (1496-1562) hatte zuerst in der Heimat bei verschiedenen Meistern Unterricht genossen, war dann in Nürnberg, wo er von Dürer starke Anregungen empfing, so daß ein Altarbild von 1520 in Obervellach mehr deutsche als holländische Art zeigt. Nach längeren Reisen in Italien und im Morgenlande ließ er sich für längere Zeit in Rom nieder, wo der damalige Papst Hadrian IV., der aus Utrecht stammte, ihm seine besondere Gunst schenkte. In Rom nun gab er unter den Eindrücken der Werke Raphaels u. a. seine eigene heimische Art gänzlich auf, und nach der Rückkehr in die Heimat wurde er der begeisterte Vertreter der römischen Kunstweise. Scorel brachte diese umsomehr zur Geltung, als er selbst mit seiner vorzüglichen Kunstfertigkeit die Bedeutsamkeit derselben ins hellste Licht zu stellen wußte (Fig. 588). Es ist daher begreiflich, daß die minder Begabten um so leichter diese Bahn einschlugen und der "italienischen Mode" huldigten, wobei freilich gar viele in leere und geistlose Nachahmung der Vorbilder verfielen.

Je unerfreulicher aber gegen Ende des Jahrhunderts die künstlerischen Zustände in den Niederlanden sich infolge dieser Abhängigkeit von Italien gestalteten, desto mehr mußte schließlich das Verlangen nach einer Umkehr und Selbständigkeit hervortreten und die Wendung trat denn auch noch vor Ende des Jahrhunderts ein.

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Frankreich und Spanien. Die Malerei in Frankreich und Spanien zeigt sich auch in diesem Zeitraum noch wenig entwickelt, und es ist sachlich gerechtfertigt, wenn ich das, was hierüber Bemerkenswertes zu sagen ist, im Zusammenhang mit der Schilderung des künstlerischen Aufschwunges behandle, der im 17. Jahrhundert in diesen Gebieten eintrat.