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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Die Vorherrschaft zur See und somit im Welthandel ging schon zu Ende des 16. Jahrhunderts für Spanien verloren, und zwar war es England, das sich anschickte, dieses spanische Erbe zu übernehmen. Wohl gab es im 17. Jahrhundert auch in England starke innere Wirren, welche aber den Aufschwung des Landes nicht zu verhindern mochten und nur das Ergebnis hatten, daß die Gewalt des Königtums sehr erheblich eingeschränkt wurde zu Gunsten der bevorrechteten Volksklassen, die im Parlamente ihre Vertretung hatten. Im Gegensatz zu allen anderen europäischen Staaten, in denen die Herrscher unumschränkte Gebieter waren, hatte in England das Volk - freilich nur ein verhältnismäßig kleiner Teil desselben - den entscheidenden Einfluß. Im 18. Jahrhundert ist England bereits die erste Handelsmacht der Welt und das "reichste" Land. Die Kraft und das Selbstbewußtsein des Volkes sind ausgebildet, und wie auf den anderen Gebieten der Kultur erscheint nun auch auf jenem der Kunst die Grundlage für eine selbständige nationale Entwickelung gegeben. Wenn ich nun kurz das Gesagte zusammenfasse, so ergiebt sich als hauptsächlich bezeichnend für den Stand der Kunst in diesem Zeitraume, daß sie als eine höfische, von den Fürsten abhängige erscheint, einer scharf ausgeprägten volklichen Eigenart entbehrt, da die weiteren Volkskreise durch die Verhältnisse ihr mehr oder minder entfremdet sind, und daß im 18. Jahrhundert der "französische Geschmack" den Grundton abgiebt.

^[Abb.: Fig. 591. Bernini: Scala regia im Vatikan.]