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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

hier muß man das Einzelne eingehend betrachten. Dort bestand die Gefahr, nüchtern und trocken zu werden, hier dagegen jene der Verzettelung ins Kleinliche.

Dieser Gefahr suchten die mit weiterem und freierem Blick begabten deutschen Baukünstler im 16. Jahrhundert zu begegnen, indem sie eine größere Auffassung und ein mehr einheitliches Zusammenfassen anstrebten, um so zu einer wirklich mächtigen Denkmalskunst zu gelangen. Die vielverheißenden Anfänge in dieser Richtung, wie wir sie in dem Rathause und Zeughause zu Augsburg oder in dem Rathause Nürnbergs sehen, wurden jedoch durch den unseligen dreißigjährigen Krieg unterbrochen, welcher auch der deutschen Kunst die Lebensbedingungen raubte. In dieser Zeit der Not konnte man nicht daran denken, große Denkmalswerke zu schaffen, und die Baukünstler mußten sich damit begnügen, zu "schreiben" anstatt zu bauen; sie verfaßten Bücher, in welchen sie ihre Gedanken niederlegten, weil zur Ausführung derselben keine Gelegenheit sich fand.

Nur die Kleinkünste konnten noch sich einigermaßen erhalten; in Möbeln und Geräten wurden die Renaissanceformen verwendet, ausgebildet und schließlich auch verbildet. Als dann endlich wieder Friede ward, da fehlte es an einem baukünstlerisch geschulten Nachwuchs, und das Kunsthandwerk mußte aushelfen; aus den Kreisen der ehrsamen

^[Abb.: Fig. 609. Inneres des Domes zu Passau.]