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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Rücksicht auf sie zu nehmen, sondern richten sich einzig darauf, die höchste Wirkung auf das Auge zu erzielen: zu reizen.

Diese drei Richtungen finden wir in allen italischen Kunststätten vertreten, bemerkenswert ist jedoch, daß in diesem Zeiträume zwei - Bologna und Neapel - zu einer maßgebenden Bedeutung gelangen, welche früher keine hervorragende Bedeutung spielten. Es hängt dies aber nicht mit besonderen örtlichen Verhältnissen, welche den Kunstgeist bestimmten, zusammen, sondern ist mehr nur eine Folge des zufälligen Umstandes, daß führende Meister dort lebten und Schulen bildeten.

Die Schule von Bologna. Caracci. So erscheint Bologna als Hauptstätte der ersten der vorgenannten Richtungen, daher man auch von einer "bolognesischen Schule" spricht. Zutreffender ist die Bezeichnung "ekklektisch" (auswählend), da sie, wie vorhin auseinandergesetzt wurde, aus der Kunst des Cinquecento Grundzüge auswählt und neu zu verbinden sucht. Die Begründer dieser Schule sind die drei Vettern Caracci, Lodovico (1555-1619), Agostino (1557-1602) und Annibale (1560-1609).

In Bologna hatte sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts ein ziemlich reges Kunstleben entwickelt, das eine gewisse Unabhängigkeit von jenem der anderen Orte zeigte. Man hatte dort in der Baukunst eigene Wege eingeschlagen, und zwar mit Erfolg. Es lebte noch der Geist der Unabhängigkeit und der Stolz auf die uralte Bedeutung der Universität in der Bürgerschaft fort und von diesem war auch Lodovico Caracci beseelt. Er hatte seine Lehrzeit bei einem "Manieristen" durchgemacht, dann aber die Hauptkunststätten Italiens besucht und die verschiedenen Richtungen gründlich studiert. Die Werke Correggios und Tizians hatten ihn erkennen lassen, wie die römisch-raphaelische Weise nach der Seite der Farbenkunst hin fortbildungsfähig sei. Auf seine Veranlassung hin begaben sich auch seine beiden Vettern nach Venedig und Parma und nach deren Rückkehr wurde gemeinsam eine "Akademie" begründet, welche sie Accademia degli Incamminati, (Schule der Neuerer) nannten. Die geistige Leitung hatte Lodovico, Agostino lehrte das "Theoretische",

^[Abb.: Fig. 672. Domenichino: Jagd der Diana.

Rom. Galerie Borghese.]