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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

größer, so hat dagegen Ruysdael die gemütsinnigere Auffassung. Jedenfalls gehören ihre Werke zu den besten nicht nur der holländischen, sondern der allgemeinen Kunst.

Die See fand in Willem van de Velde (1633-1707) und Ludolf Bakhuysen (1633-1708) vortreffliche Schilderer; ersterer malte hauptsächlich die ruhige See, letzterer die stürmisch bewegte; an Naturwahrheit und Empfindung für das geheimnisvoll Großartige des Meeres steht van de Velde weit voran. Zu der Landschaftsmalerei gehört auch im gewissen Sinne das Tierstück, und an letzteres reiht sich wieder das Schlachtenbild an. Der berühmteste Gefechts- und Pferdemaler Hollands war Philips Wouwermann (1619 bis 68), der das Landschaftliche ebenso geschickt behandelt, wie die Pferde und Reiter, in der Anordnung malerisch und im Ausdruck des Kennzeichnenden ungemein bestimmt ist. Die Darstellung gehörnten Herdenviehs bildete die Besonderheit von Paul Potter (1625 bis 54), der in diesem Fache auch geradezu Unübertreffliches leistete, was Naturwahrheit und malerisches Geschick anbelangt. Das Stillleben besaß in Jan de Heem (1606-83), das Blumenstück in Jan von Huysum (1682-1749) seinen Hauptmeister, beide zeichnen sich durch einen anziehenden Farbenschmelz aus.

Die klassische Richtung. Wie aus dieser kurzen und gedrängten Uebersicht erhellt, hatte die holländische Kunst alle Ursache, stolz auf ihre heimische Eigenart zu sein. Sie hatte sich aus dem Banne des Italienischen zu Beginn des Jahrhunderts befreit, zu Ende desselben bereitete sich aber schon wieder die Wendung von der Natur und Wahrheit zum "klassischen Idealismus" vor. Dafür traten namentlich Gerard de Lairesse und Adriaen van der Werff ein. Ersterer führte in seiner Schrift, dem "Großen Malerbuche", den Gedanken aus, daß es keine richtige Kunst sei, die Natur wiederzugeben, sondern eine solche erfordere, daß ein erhabener Gedanke in einer frei erfundenen, veredelten Form dargestellt werde. Diese große Gedankenwelt und unwandelbar giltige Formensprache aber biete allein nur die Antike. Diese Anschauung drang durch, nicht weil die Werke ihrer Verkünder ihre Richtigkeit bewiesen, sondern trotz dieser Arbeiten, denen man ansieht, daß sie erdacht und erfunden, aber nicht künstlerisch empfunden sind.

^[Abb.: Fig. 695. Boucher: Schäfer-Scene.

Paris. Louvre.]