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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

764 ^[Seitenzahl nicht im Original]

Schlußwort.

Dem aufmerksamen Leser dürfte nicht entgangen sein, daß unsere Darstellung einige Besonderheiten aufweist. Diese finden ihre Erklärung darin, daß dieses Buch in erster Linie für jene Kreise bestimmt ist, welche keinerlei Vorkenntnisse in der Kunstgeschichte besitzen. Es war daher eine einfach schlichte, gemeinverständliche Darstellung geboten, welche ohne überschwängliche und geistreiche Redensarten das Sachliche klar und deutlich hervorhebt. Daß das Buch auch "deutsch" geschrieben ist und Fremdworte, soweit als nur möglich, vermieden worden sind, wird man hoffentlich nicht tadeln. Weiter kam auch das "Ziel" in Betracht: das Verständnis für die Kunst - auch jene der neueren Zeit - zu wecken und zu fördern und zwar durch Anregen zum eigenen Beobachten, zum eigenen Urteilen. Das Buch sollte kein "Nachschlagewerk" sein, in welchem man ab und zu eine "Notiz" nachsieht, sondern die leitende Absicht war, dem Leser an den Kunstwerken der Vergangenheit alle jene Umstände zu erläutern, welche deren künstlerische Bedeutung bestimmen, und ihn so in den Stand zu setzen, auch über andere Werke selbst urteilen zu können, indem er bei ihnen diese wesentlichen Umstände beobachtet und Vergleiche zieht. Was für die neuzeitliche Kunst aus den früheren Zeiträumen von Einfluß und Bedeutung geblieben ist, wurde daher auch mit einer gewissen Gründlichkeit behandelt. Eine ausführliche Darstellung erfährt auch die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts, die in den meisten Werken kurz abgethan zu werden pflegt. Gerade diese Barockkunst ist jedoch bedeutsam und verdient sicher die gleiche Beachtung, wie etwa die römische Hochrenaissance; vor allem aber bleibt die Kunstentwicklung des 19. Jahrhunderts unverständlich, wenn man über diesen Zeitraum, wie üblich, hinweggeht.

Da dieses Buch nur in die Kunstgeschichte "einführen" soll, so möchte ich für jene, welche sich weiter bilden wollen, hier bemerken, daß der beste Weg hierzu ist - anstatt viele Bücher zu lesen und die Urteile derselben einzulernen -, viel "zu sehen". Nun ist es allerdings nicht jedem möglich, all die bestehenden Kunstwerke aufzusuchen und mit eigenen Augen betrachten zu können, indessen bieten heute die Photographie und die vervielfältigenden Künste einen genügenden Ersatz, und auch mit beschränkten Mitteln läßt sich eine lehrreiche und fesselnde Sammlung anlegen. Insbesondere mögen hier genannt werden: der Klassische Bilderschatz und der Klassische Skulpturenschatz (Verlagsanstalt von F. Bruckmann in München), zwei Sammlungen von den besten Meisterwerken der Malerei und Bildnerei von der Antike bis zur Neuzeit.

Schließlich sei noch bemerkt, daß die "Besprechungen der Abbildungen" im I. bis III. Buche, ferner teilweise der Abschnitt über die Baukunst der italienischen Renaissance und endlich die "Erläuterungen zu den Stilformen" von Herrn Bernhard Esch verfaßt sind, von dem auch alle Zeichnungen in diesem Buche stammen. Für die anderen Abbildungen dienten Photographien als Vorlage und zwar für die italienischen Kunstwerke und Bauten hauptsächlich jene von Fratelli Alinari in Florenz und Anderson in Rom, für die Gemälde aus deutschen Galerien die Pigmentdrucke der Verlagsanstalt Bruckmann in München.