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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Bayrisch Kraut; Bisquit-Torte; Brotschnitten; Gastfreundschaft in der Stadt und auf dem Lande; Gefülltes Weißkraut; Gemüse mit Schaffleisch; Kartoffelküchli

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Dienstag: Maggi-Suppe, Bratwürste mit bayrisch Kraut *) und Kartoffeln in der Schale.

Mittwoch: Gerstensuppe. Gefüllte Kalbsbrust mit Salat und Omelette.

Donnerstag: Gemüsesuppe mit Suppenfleisch. Leber gedämpft mit gerösteten Kartoffeln.

Freitag: Erbsmehlsuppe. Compot von frischen Zwetschgen mit Spätzchen.

Samstag: Brotsuppe. Gemüse mit Schaffleisch *), Früchte.

2. Bürgerlicher Tisch.

Sonntag: Leber-Suppe. Entre-Côte mit Böhnchen. Kalbsbraten mit Blumenkohl. Bisquittorte. *)

Montag: Schnittensuppe. Ochsenfleisch mit Randensalat. Gefülltes Weißkraut *). Früchte.

Dienstag: Gerstensuppe. Rindfleisch mit Bohnen. Hackbraten mit Salat. Zwetschgentorte.

Mittwoch: Klare Reissuppe. Schweinskoteletten mit Blautraut und Kartoffelstock. Käse und Obst.

Donnerstag: Gemüsesuppe. Schinken-Schnitten mit Bohnen. Kalbsbraten mit Kartoffelküchli *) und Weißtrautsalat. Aepfelauflauf.

Freitag: Grünkernsuppe mit Ei. Blaugesottene Forellen mit holländischer Sauce und Kartoffeln. Brodschnitten *) mit Rotweinsauce.

Samstag: Butterklöschensuppe. Rindfleischrouletten mit Bohnensalat. Reispudding mit Aepfeln.

Von den mit *) bezeichneten Rezepten folgen untenstehend die erprobten Rezepte.

Bayrisch Kraut *). Weißkraut (Kabis) oder Rotkraut wird recht fein und zart geschnitten oder gehobelt. Dann gibt man in die Kafferole gesottene Butter oder gutes Fett, (Schweineschmalz), feingeschnittene Zwiebeln und das gewaschene Kraut, bestreut dasselbe mit Pfeffer und Salz, gibt einen Löffel voll Essig und 2-3 Löffel voll Wein und (so man will) ein kleines Stücklein Zucker zu, laßt das Kraut unter öfterem Wenden dämpfen, gibt nur wenig Wasser und nach dem Weichwerden einen Löffel voll Mehl bei. Das Gemüse soll angenehm säuerlich schmecken.

Gemüse mit Schaffleisch *). Letzteres wird in ordentliche Vorlegstücklein geschnitten, mit Zwiebeln, Butter, Pfeffer und Salz und einem halben Glase Wasser in der Casserole eine halbe Stunde gedämpft; dann fügt man geschnittene Rübchen, etwas spater fein gehobelten Kabis und endlich - eine halbe Stunde vor dem Anrichten - Kartoffelstücklein bei, läßt alles zusammen unter Beigabe von ein wenig Wasser oder Fleischbrühe weich und saftig dünsten. Ist die Speise recht gekocht und richtig gewürzt, ist sie äußerst wohlschmeckend.

Bisquit-Torte *). Man schlägt 6 Eiweiß zu steifem Schnee, rührt damit 230Gr. Zucker 1/4 Stunde lang, fügt 6 Eigelb bei und rührt eine weitere halbe Stunde. Dann fügt man 150gr feines Mehl, das man mit einer Prise Backpulver vermischt hat, bei, füllt die Masse sogleich in das "Springblech" und backt die Torte 1/2 Stunde in nicht zu stark geheiztem Ofen. Beim Herausnehmen trage man Sorge, daß der Kuchen nicht sogleich in die Kühle kommt, da er sonst leicht zusammensinken könnte. Erst nach langsamem Abkühlen bestreue man ihn mit Zucker.

Gefülltes Weißkraut *). Ein Weißkrautkopf (Kabis) wird vom Strunt und den harten Rippen befreit, dann gewaschen und gebrüht. Hierauf' bereitet man aus Bratwurstbrät oder beliebigem gehacktem Fleisch, einem Ei und geriebenem Brot eine Fülle, die man in den Kabistopf einfüllt, dann bindet man denselben und dämpft ihn mit Butter, Zwiebeln und Fleischbrühe weich und saftig.

Kartoffelküchli *). Hiezu läßt sich übriggebliebener Kartoffelstock vorteilhaft verwenden. Man verrührt denselben mit 2-3 Eigelb, dem zu Schnee geschlagenen Eiweiß und 2-3 Löffel voll Mehl, formt kleine runde Küchlein und backt sie in Butter gelb. Dieselben sind zu gekochtem Obst wie zu Salat sehr gut.

Brotschnitten *). Von einem Tage altem Weiß-Brot schneidet man 1 Cm. dicke Schnitten, verklopft 2 Eier mit Milch, wendet die Schnitten darin um, backt sie in Butter gelb und bestreut sie mit Zucker und Zimmt.

H.

Gastfreundschaft in der Stadt und auf dem Lande.

Aus dem Kreise unserer werten Abonnentinnen *)

Je abgeschiedener vom Verkehr die Menschen wohnen, je länger erhalten sich bei denselben alte Sitten und Gebräuche. Viele derselben lassen noch gut heidnischen Ursprung erkennen, so der Aberglaube, von dem sich solche Naturmenschen nur schwer kuriren lassen, obschon er oft traurige Folgen nach sich Zieht. Aber auch schöne alte Sitten erhalten sich dort länger als in Städten und verkehrsreichen Gegenden, Gebräuche die noch auf tief religiösen Grundsätzen ruhen, zu Nutz und Frommen der Mitmenschen.

Eine solch' alte Sitte ist das Ausüben der Gastfreundschaft, die schon im grauen Altertum als Tugend gepriesen wurde und wohl auch der heutigen Generation nicht schlecht ansteht.

Hunderte von Menschen aus Städten und Dörfern suchen während der heißen Jahreszeit,

*) Gern geben wir diesen Gedanken Ausdruck. In den Herbstferien möchte mancher Rat noch zu benutzen sein.