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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Fleckenreinigung; Graue Marmorplatte zu reinigen; Keller; Nein, wie sie schlecht aussehen!

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alle Selbständigkeit sollte sie dem jungen Mädchen doch nicht nehmen. Die Kinderstube ist das Feld der Kindergärtnerin, es ist gewiß sehr schmerzlich für sie, wenn ihre Anordnungen dort nicht anerkannt werden. Sollte die Mutter nicht bei Meinungsverschiedenheiten lieber mal ein Auge zudrücken, um das Ansehen der Kindergärtnerin zu sichern? Die Kleinen merken gar leicht, sie wissen sehr schnell ihren Vorteil wahrzunehmen, und es ist sehr schlimm: wenn die Mutter erlaubt, was die Erzieherin verboten hat, oder umgekehrt. Lieber sollte die Mutter später eine Aussprache herbeiführen. Meiner Meinung nach sollten beide wie Freundinnen zu einander stehen und gemeinsam über die Fehler und Schwächen ihrer Lieblinge sprechen, gemeinsam auch die Mittel zur Bekämpfung wählen, dann erst kann von einem wahren Gelingen die Rede sein.

Jede Mutter, die ein junges Mädchen zur Miterzieherin ihres Kleinen ins Haus nimmt, sollte sich auch darüber klar sein, daß sie die Pflicht hat, demselben ein Heim zu bieten, wo es sich glücklich fühlen kann, denn nur dann kann ein Mensch glücklich machen und Zufriedenheit verbreiten, wenn er selbst glücklich und zufrieden ist. Dies ist aber auch nur dann der Fall, wenn das junge Mädchen nicht nur an den Leiden, sondern auch ab und zu an den Freuden des Hauses teilnehmen darf. Wenn ich jemanden für gut genug halte, meine Kinder zu erziehen, mein Liebstes auf der Welt ihm anvertraue, sollte ich ihn dann für zu gering halten, bei kleinen Geselligkeiten, wie sie das Haus bietet, zugegen zu sein? Eine Kindergärtnerin, die von früh bis spät, oft nachts noch, aufgeht in Fürsorge, die unermüdlich das junge Kind beschützt und Pflegt, hat auch einmal eine Abwechselung verdient und wird gewiß dankbar sein, wenn sie ab und zu ein Theater oder Konzert mit besuchen darf. Wer es weiß, wie ungemein anstrengend und nervenangreifend das tägliche Leben und Treiben mit den Kindern ist, wer weiß, wie schwer es ist, für jeden Wunsch, für jede Bitte, für all die Freuden und Leiden des kleinen Volkes die richtige Antwort zu finden und Aufmerksamkeit zu haben, der wird es gewiß auch nicht billigen, daß das junge Mädchen so häufig noch mit Haus- und Handarbeiten überhäuft wird. Wenn eine Kindergärtnerin sich wohl in einer Familie fühlt, wenn sie sieht und merkt, daß die Mutter sie als Erzieherin ihrer Kinder achtet, wird sie dieselbe gewiß nach Kräften in jeder Weise und bei jeder Arbeit unterstützen und alles tun, um sich das Vertrauen der Mutter ihrer Zöglinge zu erhalten. Dann kann und wird das gegenseitige Verhältnis ein gesegnetes sein.

Wer eine frohe, glückliche Kinderschar sehen will, der sorge, daß ihre Führerin froh und glücklich ist, daß sie nicht abgespannt und abgehetzt eine mürrische Hüterin der Kleinen wird. Möchten doch alle Mütter ihre Helferinnen so stellen und halten, daß dieselben glücklich sind und von Herzen sagen können: Wir wollen den Kindern leben!

Aus "Sonntagszeitung für deutsche Frauen". (Verlag W. Vobach, Berlin.)

Nein, wie sie schlecht aussehen!

Mit der besten Absicht von der Welt sagt man sich nur zu oft die unangenehmsten Dinge. Wie unzählige Menschen, - unser Geschlecht ist besonders stark darin - glauben teilnahmvoll zu sein, wenn sie Ihren Freunden das bekannte "Nein, wie Sie schlecht aussehen!" mit bedauerndem Kopfschütteln entgegenrufen. Glaubt Ihr denn, der andere wisse nicht, daß er "schlecht" aussieht? Ihm ist sicher nicht wohl zu Mute, und er braucht nicht erst an seinen Zustand erinnert werden!

Man denkt nicht daran, daß "schlecht" und "häßlich" aussehen gleich bedeutend ist. Wer möchte aber seinem Freunde ins Gesicht sagen, - er sei häßlich?

Nicht erfreulicher ist es zu hören, wie stark oder mager man geworden, wie blaß oder wie rot man aussehe. Kann etwa der Erkältete durch Redensarten seinen Schnupfen oder Husten loswerden? Kann auch nur ein einziges Fleckchen im Gesicht verschwinden, wenn eine Schwester der andern, oder gar ferner Stehende versichern, man habe ein Bütchen! Wir sollten uns nie etwas Unangenehmes sagen. Das englische "personal remarks are rude", persönliche Bemerkungen sind unhöflich, sollte uns wenigstens in dieser Hinsicht bei unsern Unterhaltungen leiten. Der Verkehr der Familienglieder oder der Bekannten wird dann der möglich angenehmste.

"Fürs Haus".

Fleckenreinigung.

Graue Marmorplatte zu reinigen. Man rühre gleiche Teile von gelöschtem Kalt mit gutem Ton und Wasser zu einem Brei, trage denselben mittelst eines Pinsels gleichmäßig auf und lasse ihn 1-2 Tage darauf liegen. Ist der Ueberzug trocken geworden, so besprengt man ihn zeitweise mit Wasser, um ihn feucht zu halten. Zuletzt läßt man die Masse ganz trocken werden, reibt sie mit einem Lappen ab und polirt nach.

Keller.

Die Keller sollen im Herbste so lange wie möglich offen gelassen und nicht eher geschlossen werden, bis es friert. Tief im Boden liegende Keller kann man im allgemeinen länger offen lassen als hoch gelegene. Trifft kalter Wind von