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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Resten im Haushalt

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus, XIII. Band, Nr. 19

Erscheint wöchentlich. Abonnement jahrlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familienwochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts. Verlag von Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1903. 7. November. Inhalt: Verwendung der Resten im Haushalt. - Die Kunst zu beizen. - Fortschritte in der Hauswirtschaft. - Gesundheitspflege. - Fleckenreinigung. - Hausmittel und Rezepte. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Resten im Haushalt.

III.

(Schluß.)

Am nächsten Tage steigen wir empor zur "alten Garde" auf den Estrich.

In einem Schrank hängen da die ausrangierten Kleider. Da ist zuvorderst Mutters helles Sommerkleid, das sie selber nicht mehr tragen kann. Der Stoff ist noch sehr gut, und wir hängen es schön beiseite. Auf den nächsten Sommer gibt es zwei Sonntagskleidchen für die beiden Jüngsten. Abgelegte Herrengarderobe verwenden wir zur Bekleidung der hosentragenden Jugend. Das Arbeiten für die jüngere Herrenwelt ist gar nicht so schwer, wie man sich's vorstellt. Aus den noch guten Teilen von Papas Hose lassen sich zwei Paar für den fünfjährigen Hans herstellen.

Was an Kleidungsstücken ein Auftrennen und Wiederverarbeiten nicht lohnt, wird hübsch ausgeflickt und an arme Familien verschenkt. Man sage nicht: "Sie mögen das selbst tun"; denn entweder fehlt es ihnen an dem nötigen Geschick oder an Zeit oder beiden zusammen. Man achte auch darauf, Winterkleider auf den Winter, leichte Kleider und Strohhüte im Frühjahr zu verschenken. Was zu gelegener Zeit gegeben wird, ist nützlicher und wird auch dankbarer angenommen.

Aeltere Strümpfe aufzutrennen und wieder zu stricken, ist Zeitverlust. Scheint auch das Garn noch gut, wird es doch durch das nochmalige Verarbeiten so stark mitgenommen, daß die kurze Dauer die Mühe nicht lohnt. Hellfarbige Strümpfe schneidet man hinter dem Nätchen entlang auf und arbeitet daraus hübsche Kinderjäckchen, die man mit Garn umhäkelt. Aus dunkelfarbigen Strümpfen verfertigt man Staubtücher.

Nun werden die gewobenen alten Baumwollsachen einer Musterung unterzogen. Größere Stücke ohne Nähte können als weiche Staubtücher für Möbel noch Verwendung finden, sollten aber niemals Küchenzwecken dienstbar gemacht werden. Sind sie auch längst dem ursprünglichen Gebrauche entfremdet und gründlich und oft gewaschen, so ist es doch nicht passend. - Kleinere, zerrissene und "blöde" Stücke wandern, die farbigen und weißen von einander geschieden, in den Lumpensack und werden bei nächster Gelegenheit verkauft. Alte baumwollene Kissenanzüge, die auf die Betten nicht mehr gebraucht werden, leisten bei Aufbewahrung von Strickwolle noch gute Dienste. Man legt die Wolle, lose zusammengelegt, hinein, bindet oben gut zu und hängt das Bündel an einem Nagel auf. So ist die Wolle vor Staub und Motten sicher. - Alte Leinwand wird niemals beseitigt. Größere Stücke verwahrt man zu Verbandzwecken auf, kleinere können noch zu Charpie gezupft werden.

Alte kleine Woll-Lappen wandern sonder Gnade und Erbarmen fort und sollen niemals in der Meinung, daß man sie doch noch eines Tages vielleicht brauchen könne, aufbewahrt werden; denn sie bilden für Motten und Schaben eine eigentliche Brutstätte, von wo aus sie in Kisten und Kasten wandern. Das gleiche Schicksal teilen auch alte wollene Kleidungsstücke, die niemand mehr tragen kann. Je eher sie entfernt werden, desto besser. Ein größeres glattes Stück ohne Naht dagegen gibt, mehrfach zusammengelegt, noch eine Unterlage der Blochbürste beim Blochen der Parquettböden.

Zerrissene Lederschuhe, alte Filzsohlen und dergl. nehmen ziemlich Raum in Anspruch, ohne daß sie irgendwie verwendet werden. Auch ihnen geben wir heute den Abschied, desgleichen einem halben Dutzend zerrissener Pappschachteln. Alte Gummischuhe (Galoschen) werden zerschnitten. Die Stücke davon kann man unter Schuhabsätze leimen, die nur im Hause getragen werden. Man kann leiser auftreten und schont den Fußboden. Altes Zeitungspapier kann zum Reinigen von Glasscheiben und manchem andern noch verwendet werden. Für ein größeres Quantum findet sich leicht sonst noch ein Abnehmer. Gute Pappschachteln und kleinere Hand-