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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIII. Band. Nr. 27

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage Zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts. Verlag von Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1904. 2. Januar. Inhalt: Verschiedene Toilettenzimmer. - Nützliche Lebenszwecke und Arbeit der Frau. - Die praktische Einteilung und Ausnützung des Raumes im Haushalt. - Blumenpflege. - Vermischtes. - Kosmetik. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Kleine Rundschau. - Inserate.

Verschiedene Toiletten-Zimmer.

Von Dr. J. Hertz.

I.

Im Allgemeinen lassen sich die Toilettenzimmer einteilen in einfach praktische, gemütliche und luxuriöse.

Das einfach praktische besteht nicht selbständig für sich, sondern stellt gleichzeitig das Schlafzimmer vor.

Ist bei dieser doppelten Bestimmung seines Raumes zunächst möglichste Größe und Geräumigkeit dafür anzuempfehlen, so wird dem leider recht weit verbreiteten Grundsatz, das Schlafzimmer in irgend ein beliebiges Hinterzimmer, wo nicht gar in ein absolut nicht anders verwendbares Kabinet zu verlegen, auch noch um anderer Bedingungen willen direkt entgegenzutreten sein.

Muß es als eine der ersten Grundlagen jeden Hauswesens seine Ordnung gelten, so wird eine derartige Vernachlässigung des vereinigten Schlaf- und Toilettenzimmers den Bedingungen dieser Ordnung sehr empfindlich widersprechen. Schon seine Bestimmung als Schlafzimmer allein stellt - und hier sei die hygienische Seite vollständig außer Acht gelassen - an die häusliche Ordnung Anforderungen, denen eine jede räumliche Lage nicht entsprechen kann. Die tägliche Lüftung des Schlafzimmers, um Staub und schlechte Luft aus demselben zu entfernen, das erforderliche häufige Ausklopfen der Betten und das von der Reinlichkeit gebotene Einwirken eines starken, kräftigen Luftstromes durch die Fenster auf dieselben sind alles Dinge, die in einem untergeordneten Hinterzimmer oder dunklen Kabinett sehr beeinträchtigt werden, wo nicht überhaupt unausführbar sind und deren Vernachlässigung nicht ungestraft bleibt.

Soll ein solcher Raum aber weiter noch die Bestimmung haben, gleichzeitig Toilettenzimmer zu sein, so ergeben sich noch ganz andere Bedenken hinsichtlich der häuslichen Ordnung.

Es will ihrem Wesen schlecht entsprechen, die regelmäßige Mitwirkung aller anderen Zimmer des Hauses zu dem Zwecke zu gewähren, für welchen unverständige Oekonomie auch nicht eines entbehren zu können vermeinte; - in diesem Zimmer hier ein Kleiderspind, für welches in dem beschränkten Kabinett der Raum fehlt, dort die Benutzung des Spiegels beim Frisieren, weil das Schlafzimmer so schlechtes Licht hat, in einem dritten der nicht zu plazieren gewesene Arbeitsständer, der am Tage so und so oft gebraucht wird und sich deswegen permanent auf Wanderung befindet. Es ist, wie gesagt, schon von diesem Standpunkte einfachster Ordnung nicht zu verstehen, wie Schlaf- und Ankleidezimmer so häufig den allerschlechtesten Raum im ganzen Hause angewiesen erhalten kann - ganz abgesehen davon, um wie viel Gemütlichkeit und Behagen die Frau des Hauses durch ein derartiges Arrangement sich und Andere bringt. Man sage nicht, daß es gleichgültig sei, wie die Umgebung ist, in der wir schlafen und uns ja nur anziehen, man betrachte diesen Raum nicht als so durchaus nebensächlich in seiner Zusammengehörigkeit zu den übrigen unserer Wohnräume und in seiner Einwirkung auf uns selbst. Kein anderer jener Räume kann einen solchen Einfluß auf unser persönliches Behagen gewinnen wie gerade er. Denn nicht eine phantastische Auffassung nur verlangt für jene Stunden, die der Ruhe und Erholung nach den Mühen des Tages gewidmet sind, den Sinnen wohltuende Eindrücke, und wenn es immerhin schon viele geben mag, auf deren Einwirkung es durchaus keinen Einfluß hat, ob Sie in einem Chaos häuslichen Wirrwarrs der Ruhe pflegen oder nicht, so wird es doch den Meisten, und den Frauen glaube ich ausnahmslos, nichts weniger als gleichgültig sein. Ja, selbst wo sich die Einzelne dessen nicht bewußt sein sollte, daß sie gerade in ihrem Schlaf- und Toilettenzimmer freundlicher, traulicher Eindrücke bedarf und diese Eindrücke sehr bedeutsam mitwirken an ihrer innern Harmonie und der Stimmung, in welcher sie die übrigen