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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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heit, Schlaffheit und Stupidität; die Leidenschaft verzerrt, zieht ihre disharmonischen Linien in das Antlitz und schwächt die körperliche und geistige Anlage zum Besseren. Der Gelangweilte verfällt im Instinkte seiner Bedeutungslosigkeit auf künstliche Herausputzung und Koketterie, oder, bei phlegmatischem Temperamente, auf Selbstvernachlässigung und Gleichgültigkeit. Es gibt nichts Widerwärtigeres, als einen männlichen Tagedieb, auch wenn er den Apoll imitiert, nichts Unschöneres, als ein gelangweiltes Weib, auch wenn es die Maske der schmachtenden Einsamen oder nach Vergnügen haschenden Weltdame zeigt. Ein Dasein ohne nützliche Tätigkeit ist ein vegetierendes Blumenleben, das der menschlichen Natur durchaus nicht entspricht und sie abtötet. Ein Mann ohne nützliche Arbeit ist eine Wucherpflanze auf geordnetem Acker der menschlichen Gesellschaft, ein Weib ohne nützliche Tätigkeit ist ein Schmetterling, der, von einer Ackerblume zur andern schaukelnd, sehr bald seinen glänzenden Staub abreibt und unter den Aehren der Nützlichkeit verschwindet.

"Das Weib ist am schönsten, wenn es beschäftigt ist", hat irgendwo ein Philosoph gesagt, und es treibt der angeborene Instinkt die ursprüngliche weibliche Natur zur nützlichen Tätigkeit, wäre es auch nur zu dem, von der modernen Gesellschaft verpönten Strickstrumpfe oder der Scheinarbeit mit Stick- und Häkelnadel in und außer dem Hause. Erscheint das Weib wirklich anmutig, wenn es dasitzt, mit stundenlang untergeschlagenen Armen, müßigen Händen im Schoße, wie es der heutige Anstand will? Ist seine Haltung nicht nachlässig, seine Miene gelangweilt, das Auge träumerisch, der Mund geistlos? Nur dem sinnlichen Gelüste, welches den Anblick der weiblichen Schlaffheit mit der Phantasievorstellung der Hingebung verknüpft, erweckt das gelangweilte Weib Reize, aber es ist für das reinere Auge gewiß weniger schön.

"Aus diätetische Kosmetik von Dr. med. Hermann Klencke."

Die praktische Einteilung und Ausnützung des Raumes im Haushalte

Es sind gewiß nur wenige Hausfrauen, die nicht über Platzmangel klagen und Alles leicht unterbringen können. Wenn man nach diversen kleinen Gegenständen im Haushalte nicht lange suchen muß, wird viel Zeit erspart. Es ist also praktische Ausnutzung der Möbel geboten und da kommt man denn bei einigem Nachdenken auf den angenehmen Behelf, die innere Fläche der verschiedenen Schranktüren nutzbringend zu verwerten. Daß man die Behälter für Sonn-und Regenschirme auf die Türen hängt, die die Kleider bergen, ist eine bekannte Sache, man kann aber auch mit Reisnägeln an beiden Enden festgehaltene Gurtenbänder an die Türen befestigen, die Kravatten, Bänder, Gürtel, im Gebrauch befindliche Handschuhe usw. tragen. Die Vorzimmerschränke nützt man aus, indem man aus Rohleinwand angefertigte Säcke daraufhängt. Von diesen beherbergt einer die schmutzigen Taschentücher, ein zweiter die Strümpfe, ein dritten ^[richtig: dritter] Kragen und Manschetten, die zum Putzen gebracht werden sollen. Dieses Auseinanderhalten der kleinen Wäschestücke ist sehr angenehm, weil viel Zeit und Mühe durch das unnötige Sortieren erspart wird; die kleineren Sachen schieben sich oft in größere hinein und man muß beim Aussuchen der Wäsche jedes Stück durchsehen. Kleine nette Täschchen aus Tuch oder Rohleinwand mit Stickerei bergen Spitzen etc., mit Reißnägeln befestigte längliche Sachets tragen Schleier und Hutnadeln, und andere kleine Säckchen können Knöpfe und verschiedenes Toilettenzeug tragen. Die Küchenkredenztür kann mit Gurten überspannt werden, an die man kleine Geschirrstücke hängt, wie Schaumlöffel, Kartoffelspaten, Spicknadeln usw. Die Innentür des Eßzimmerschrankes wird ganz mit weichem Tuche bespannt. Auf dieser Unterlage wird ein zwei Finger breites Sammtband in passender Farbe gespannt, das man in entsprechenden Zwischenräumen mit der Unterlage durchnäht. In die Oeffnungen können Löffel, Bestecke, Stöpsel, Korkzieher, Butter- und Käsemesser usw. gesteckt werden. Ein Nagel trägt Tischbesen und Schaufel, die ohnedies schwer unterzubringen sind. Der Glasschrank kann mit einer Tasche versehen sein, in die man das zum Polieren der Gläser bestimmte Rehleder und Wischtuch legt. Der Schuhschrank hat aus übereinander gelegten Stoffschichten gebildete Fächer, die Bürsten, Polierer etc. beherbergen. Noch viele andere Kleinigkeiten können auf diese Art untergebracht werden, darüber nachzudenken, überlassen wir unsern lieben Leserinnen.

Aus B. P. in T.

Blumenpflege.

Das Begießen der Pflanzen im Winter. Als Regel gelte: "Je feuchter und kühler der Ueberwinterungsraum, desto weniger haben die Pflanzen Wasser nötig, je wärmer, heller und trockener ein Zimmer, desto reichlicher muß man begießen. Pflanzen, welche im Winter ruhen und im Sommer treiben und blühen, überwintere man in kühlen, wenn auch dunklen Räumen; so die Hortensien-, Granaten-, Fuchsien etc. Pflanzen, welche im Sommer ruhen, dafür aber im Winter blühen und treiben sollen, brauchen hellen, warmen Stand. Die ersteren begieße man selten und mit kühlem, aber immerhin abgestandenen ^[richtig: abgestandenem] Wasser, während letztere, wie die Cinerarien, Primeln, Cyclamen und alle Treibpflanzen des Winters fleißig mit warmem Wasser zu begießen sind.