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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie und Haus

XIII. Band. Nr. 33

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12. Zürich.

1904. 13. Februar. Inhalt: Die Hauswäsche. - Die Abneigung gegen das Essen. - Ein Lehrbuch des Schlaraffenlebens. - Vermischtes. - Haus- und Zimmergarten. - Fleckenreinigung. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Die Hauswäsche.

"Die Welt ist da und ihre Plagen,

Die nicht von ihr zu trennen sind.

Willst du die Welt, so mußt du tragen

Auch ihre Plagen, Menschenkind!"

Bekanntlich sind die Männer geschworene Feinde des Waschdunstes und der in seinem Gefolge stehenden Unbequemlichkeit; die Frauen aber zählen vielfach das Waschen und die damit sich häufenden Geschäfte zu den "Plagen des Lebens". Wäre es da nicht besser, alle Wäsche einfach in die Waschanstalt zu senden? Wäre damit nicht beiden Teilen geholfen?

Bequemer wäre diese Einrichtung allerdings. Fassen wir aber den Kostenpunkt ins Auge, so darf man füglich sagen, daß Hauswäschen um die Hälfte billiger zu stehen kommen als Lohnwäsche. Dabei kann manches Stück mitgewaschen und neuerdings gebrauchsfähig werden, das man nicht mehr in die Wäscherei hätte bringen wollen. Zudem hat man den Vorteil, die Wäsche vor dem Plätten durchsehen und schadhafte Stellen gleich ausbessern zu können. Hauptsache aber ist, daß das Weißzeug bei der Reinigung in Hauswäschen schonlicher behandelt werden kann und deshalb auch länger hält.

Was nun die Unannehmlichkeiten und die Plagen der Wäsche betrifft, so kann man dieselben auf ein geringes Maß beschränken. Wer nicht in einer besonderen Waschküche waschen kann, sondern diese Arbeit in der Wohnung besorgen muß, teile es sich so ein, daß die eigentlich dunsterzeugende Arbeit: das Kochen und das unmittelbar darauffolgende Nachwaschen der Wäsche zu einer Zeit geschieht, wo der Mann außer Hause ist und wasche in diesem Falle lieber öfter. Es ist ohnehin vorteilhafter, sowohl in Bezug auf das Wohlbehagen, als auch in sanitarischer Hinsicht, gebrauchte Wäsche nicht monatelang liegen zu lassen.

Oftmaliges Wechseln der Leibwäsche soll nicht unterlassen werden. Frische Wäsche ist für den Körper ein halbes Bad. Was man durch langes Tragen derselben Stücke vermeint sich am Waschen erspart, ist nichts im Vergleich zu dem Schaden, den man dadurch seiner eigenen Gesundheit zufügt. Auch zerreißt solche vielgetragene Wäsche schneller, indem sie beim Waschen viel intensiver gerieben werden muß.

Abends vor dem Waschtage bereitet man eine gute Lauge, indem man gewöhnliche gute Seife in weiches Wasser schneidet und kocht, oder statt dessen ein beliebiges Waschpulver benützt. Wer kein weiches Wasser (Regenwasser) hat, füge im Kochen etwas Soda oder Borax bei, was in geringer Menge der Wäsche nicht schadet. Auf 50 größere Wäschestücke rechne man höchstens eine Handvoll. Die gekochte Lauge wird in den Waschtrog gegossen und mit nicht ganz kaltem Wasser verdünnt, daß die vorhandene Wäsche gut zu weichen vermag und das Einlegwasser kaum merkbar warm ist. Man legt nur die weißen, leinenen und baumwollenen Stücke ein. Farbige Sachen und wollene Strümpfe dürfen nicht dazu gelegt werden.

Nachdem die Wäsche über Nacht geweicht worden, wäscht man sie am folgenden Tage zu gelegener Zeit das erstemal gründlich durch. In der kalten Jahreszeit erwärmt man sich etwas Laugenwasser vorher, weil es lau den Schmutz leichter löst. Doch hüte man sich ja davor, das Wasser zu warm oder gar heiß zu haben. Die Unreinheiten würden dem Stoff dadurch eigentlich eingebrannt. Diesem Fehler verdanken viele Frauen und Dienstmädchen die graue, aschfarbene, eigentlich häßliche Wäsche, an der man sich die Hände wund reiben kann und sie doch nicht wieder blendend weiß bekommt. Keiner Mühe gelingt es, den Fehler noch gutzumachen.

Beim ersten Herauswaschen schaue man besonders darauf, jene Stellen zu seifen und zu reiben, die durch den Gebrauch besonders mitgenommen sind: Flecken, Hals- und Aermelbündchen etc. Schon dieses erste mal soll möglichste Reinheit erreicht werden und ist es gefehlt, diesmal die Stücke einfach auszudrücken. Man beginnt mit den reinsten Stücken und schließt mit den weniger schönen ab.