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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Zitronensaft. Hammelfleisch steht im Nährwert dem Ochsenfleisch nahe. Das Fleisch soll zarte Fasern haben, eine schöne dunkelrote Farbe und weißes, festes Fett. Die besten Stücke, Nierstück und Gigot können auch englisch gebraten werden. Hals, Brust und Schulter in Ragoutstücke geschnitten geben ein sehr kräftiges Gericht, sog. Irish-Stew. Die Stücke werden überbraten und lagenweise mit Gelbrüben, Weißrüben, Kartoffeln, Kabis, Lauch, Sellerie, Zwiebeln, Lorbeerblatt, Nelken, Pfefferkörner, Salz in eine gut verschließbare Kasserole gefüllt, dann ⅔ der Höhe Fleischbrühe oder Wasser zugegeben, die Casserole gut zugedeckt und langsam, ohne abzudecken 3½-4 Stunden kochen gelassen. Zum Anrichten werden Nelken, Pefferkörner ^[richtig: Pfefferkörner] und Lorbeer entfernt. Mit Salat servieren.

Fortsetzung folgt.

Die Hauswäsche.

(Schluß.)

Viele Wäschestücke werden gestärkt und zwar Blusen, Unterröcke, Schürzen in warmer, Herrenhemdeneinsätze, Kragen, Manschetten in kalter Stärke. -

Die Mode des Wäschestärkens ist noch nicht so alt, als viele vielleicht glauben. Sie soll am Hofe der "jungfräulichen Königin" Elisabeth von England zuerst aufgekommen sein. Die Erfinderin war eine Holländerin, Frau Guilheem. Dieselbe verstand es, durch kunstvoll gesteifte Kragen nebst Tollfalten einen kleinen Fehler an der Büste der hohen Gebieterin zu verdecken. Die Vornehmen ahmten die Tracht nach, Frau Guilheem ward mit Aufträgen überschüttet und zum Range einer königlichen Oberwäsche-Inspektorin ernannt. - Eine Flamländerin, namens Dinghen van der Plassen, etablierte sich in London als Stärkelehrerin, und eine Zeitlang galt es bei den Damen für höchst fashionabel, in Gegenwart von Besuchen zu stärken, zu glätten und zu plissieren.

Zum Stärken sollte die Wäsche trocken sein, da sie die Stärke so gleichmäßiger annimmt. Man rechnet etwa ¼ l. Wasser, 1 Löffel Borax, etwas weißes Wachs und 60 gr. gute Stärke auf je 3-4 Hemden, 3 Paar Manschetten und 6 Kragen. Die Stärke rührt man erst mit etwas kaltem Wasser glatt, gibt sie dann in das Wasser zum übrigen. Dann taucht man die zu stärkenden Teile ein, drückt sie ein wenig aus und reibt die gestärkten Teile rasch und kräftig in der Hand streifend, auf beiden Seiten durch und rollt sie fest zusammen. So können sie nachts über in ein Tuch geschlagen liegen bleiben, (um das Austrocknen zu verhindern, können sie feucht bedeckt sein).

Zum "Warmstärken" rührt man gute Reisstärke mit etwas Borax mit wenig kaltem Wasser an und läßt unter fortwährendem Rühren kochendes Wasser dazulaufen, bis die Stärke die gewünschte Dicke hat, oder man rührt die Stärke mit kaltem Wasser zu einem dünnen Brei und läßt diesen unter Rühren in kochendes Wasser einlaufen und rührt, bis die Stärke Kleisterdicke hat. Man verdünnt sie mit lauwarmem (nicht kaltem) Wasser, taucht die Stücke ein, reibt sie in der Hand, damit sich die Stärke gleichmäßig verteilt und trocknet sie. Dann spritzt man sie mit kaltem Wasser ein, rollt sie zusammen und glättet, sobald die Feuchtigkeit genug durchgezogen ist.

Das Glätten selbst kann man nur durch wiederholte Uebung erlernen. Als Hauptregel merke man sich, daß man jedes Stück vorher ausstrecke, gerade, glatt und faltenlos auf den Tisch ausbreite und das Glätteisen stets in fadengerader Richtung und zwar etwas rasch und gleichmäßig führe, indem man zu denjenigen Stellen zurückkehrt, welche nicht gut getroffen scheinen. Wer noch keine Uebung im Glätten hat, tut wohl, es zuerst an Taschentüchern und Handtüchern zu versuchen. Sollten durch ein falsch geführtes Eisen falsche Falten entstehen, so beeile man sich, die Stelle mit einem feuchten leinenen Bäuschchen zu überfahren und frisch zu bügeln. Man halte deshalb immer ein kleines Gefäß mit Wasser und einem weißen Leinenläppchen in Bereitschaft. Da das Bügeleisen durch Stehen sich sehr erhitzt, so fährt man, wenn man ein Eisen von neuem zur Hand nimmt, erst einmal über die Unterlage, da sonst vom ersten Strich etwas versengt werden könnte. Man verweilt auch nie lange mit dem Eisen auf einer Stelle, noch weniger lasse man das Eisen (und sei es auch nur für Augenblicke) auf der Wäsche stehen.

Hemden werden in folgender Reihenfolge der einzelnen Teile gebügelt: a. Goller, b. Hinterrumpfteil, c. Armbündchen (Manschetten), d. Aermel, e. Halsbändchen, f. Vorderrumpf, g. Einsatz (Brust). Ist das Hemd bis auf die Brust trocken geglättet, so bringt man es in gerade Lage vor sich und legt den Rücken in schmale Falten. Hierauf bringt man ein doppeltes Flanellstück unter den Einsatz, streckt denselben tüchtig, reibt ihn mit dem feuchten Läppchen start ab und schwächt durch Ueberfahren mit einem trockenen Lappen die dadurch erzeugte Feuchtigkeit wieder ab. Das alles geht bei einiger Uebung leicht von statten und hilft die Stücke in die richtige Form bringen.

Nun führt man das Eisen mit leichtem Druck über die obere Hälfte des Einsatzes von unten nach oben. Kleine Falten, die etwa auf dem Oberleinen entstehen, werden mit dem nassen Lappen zerteilt. Die halbtrockene Fläche wird mit stärkstem Druck trocken gebügelt. Die durch diesen Druck bewirkte Reibung erzeugt