Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus
XIII. Band. Nr. 40
Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50: als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.
Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12. Zürich.
1904. 3. April. Inhalt: Praktische Badeanzüge und Badekappen. - Allerlei Erwerbsgebiete. - Etwas über die Augenpflege. - Gesundheitspflege. - Haus- und Zimmergarten. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.
Praktische Badeanzüge und Badekappen.
Wer eine Reise ins Seebad plant, den beschäftigt nicht nur die Frage nach eleganten und zweckmäßigen Strand- und Reuniontoiletten, sondern auch die nach einem praktischen und doch kleidsamen Badeanzug, denn man will doch auch beim Baden gut aussehen, zumal es nie an Zuschauern fehlt und in vielen Bädern sogar das gemeinsame Baden von Damen und Herren üblich ist. Für den Badeanzug ist es nicht leicht, das Praktische mit dem Schönen und vor allem Dezenten zu verbinden. Am praktischsten sind Badeanzüge aus feinem Woll- oder Baumwolltrikot ohne jeden überflüssigen Ausputz, der nur die Bewegungen im Wasser hindert und den Anzug schwer macht. Sie kleiden auch vorzüglich, aber nur schlanke Figuren: wer nur einigermaßen zur Fülle neigt, sieht nicht gut darin aus, denn sie geben jede Körperform unbarmherzig preis. Wer auf Schwimmübungen verzichtet und mehr auf Eleganz sieht, wähle Anzüge aus Satin oder - was neuerdings sehr beliebt ist - aus Seide. Diese Art von Anzügen haben meist das kleidsame Plisseeröckchen, das aber nur dem Gürtel angesetzt ist, während der Anzug aus einem Stück besteht. Reiche Kragengarnituren, Revers, Spitzen wechseln als Ausputz mit dem schlichten, breiten, immer kleidsamen Matrosenkragen ab. Neu ist, der Tagesmode entsprechend, die japanische Form mit dem herzförmigen Kragenausschnitte und den ihn umgrenzenden und auf der Brust übergreifenden, in der Farbe abstechenden Besatzstreifen. Bei diesem Schnitt wählt man als Stoff großblumigen Liberty Satin in japanischen Mustern und nimmt den Besatzstreifen in möglichst dunkler Farbe. Diese Anzüge sehen sehr schick aus. Die Hose wird jetzt weiter getragen und anstatt des Gummizuges, der durch die Nässe so bald versagt, oft mit glatten, enganschließenden Bändchen unter dem Knie geschlossen. Die Form erinnert an die praktischen Sportbeinkleider. Natürlich muß hierbei die Hose etwa 20 cm länger geschnitten werden, damit sie in Pluderform über das Bändchen fällt und den Knien beim Spannen den nötigen Spielraum gewährt.
Viel mehr Kopfzerbrechen als die Anschaffung eines Badeanzuges macht die einer wirklich praktischen und kleidsamen Badekappe. Die reizenden Dinger mit eingekrausten, spitzenbesetzten Volanträndern, die man in den Geschäften angepriesen bekommt, kleiden famos, sind aber das denkbar Unpraktischste, was es gibt. Man sehe sie nur einmal an Ort und Stelle, sturmzersaust! und wie wenig schützen sie das Haar vor der salzigen Flut, die bekanntlich dem Haare schädlich ist und es rauh und glanzlos macht. Die zweckmäßigste Kopfbedeckung fürs Seebad ist eine Kappe aus dem dünnen, sich eng anschmiegenden, braunen japanischen Gummi, aber kleidsam ist sie nicht, sondern sie verunstaltet die Trägerin und wird deshalb nur im Zellenbade, wo man von niemand gesehen wird, getragen oder von älteren Damen, die den Ehrgeiz, auch im Wasser schön zu sein, aufgegeben haben. Dennoch läßt sich das häßliche Praktische mit dem schönen Unpraktischen leicht verbinden. Man benutze ruhig die entstellende Gummikappe, drapiere sie in flotter Weise mit einem jener schönen, farbenprächtigen Satin- oder Seidentücher, wie sie im Elsaß getragen werden. Ein solches Tuch windet man einfach um den Kopf und bindet die Zipfel über der Stirn zu einer breitstehenden Schleife oder nur zu einem Knoten mit abstehenden Zipfeln. Das sieht schick aus und kleidet jugendliche Gesichter vorzüglich. Will man ganz praktisch verfahren, so lasse man das Tuch imprägnieren, was chemische Waschanstalten, besorgen, dann wird die kecke Schleife auch im nassen Element ihre Frische bewahren. Bei Badeanzügen im japanischen Geschmack nimmt man das Kopftuch vom gleichen Stoff. M. Kn.
Allerlei Erwerbsgebiete.
Die Kanarienvogelzüchterei.
(Nachdruck verboten)
Jedermann weiß, wie sehr die gelbgefiederten Kanarienvögel, deren munterer Sang unsere Wohnräume von früh bis abends durchschallt,