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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIII. Band. Nr. 39

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12. Zürich.

1904. 26. März. Inhalt: Ostergaben. - Joseph Madersperger, der deutsche Nähmaschinen-Erfinder. - Körbchen aus Papierkanevas. - Der Hopfen im Haushalt. - Kosmetik. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Ostergaben.

Wie jedes richtige Fest, so hat auch das Osterfest seine spezielle Gabe, das Osterei.

Zu Großmutters Zeiten verliehen Brasilholz, Kaffeesatz oder Safran den Eiern Farbe. Heutzutage ist die Auswahl an Eierfarben eine riesige.

Es heißt deshalb fast Wasser in den Rhein tragen, wenn man hier auch noch den Vorrat bereichern möchte. Ich will mich deshalb kurz fassen und nur auf ein Färbemittel aufmerksam machen, das seiner Gefahrlosigkeit wegen zu Ehren gezogen werden darf. Eine sehr schöne Farbe verleihen nämlich die Zwiebelschalen und ist es gar nicht nötig, die Eier in dieselben einzubinden. Eine kleine Handvoll, dem Kochwasser beigefügt, gibt 12-15 Eiern goldgelbe Farbe, ein größerer Zusatz färbt sie lichtbraun. Bindet man vor dem Sieden in Zwiebelschalen die Eier in sog. Leiterlikraut, so entstehen auf dem gelben Grunde helle Ranken.

Statt des Eiernestes aus Blumen wie Wiesenschaumkraut, gelbe Narzissen und Dotterblumen ist auch ein Nestchen von frischem Moos ganz reizend und die gelben und roten Eier nehmen sich darin besonders schön aus.

Erwachsenen schenkt man in den letzten Jahren gerne frische Eier. Sie nehmen sich in einem Körbchen mit frischem Moos und Blumen auch gut aus. Wer aber einen recht schönen Eierbecher herstellen will, der später als Eierwärmer benutzt werden kann, diene folgende Anweisung:

Man schneidet von beliebigem Stoff ein rundes Stück von 35 cm. Durchmesser, ein ebensolches von Flanell. Ein Stück Karton, das den festen Boden ergibt, wird rund geschnitten (19 cm) und dann zwischen Oberstoff und Futter geschoben und mit einer Steppnaht befestigt. Der nun lose überstehende Stoff beträgt 8 cm. Er wird mit Band eingefaßt, nachdem der Oberteil mit Stickerei verziert worden ist. Jetzt schneidet man wieder von beiden Stoffen einen 15 cm. breiten und 58 cm. langen Streifen. Oben wird er in acht spitzen Bogen ausgeschnitten, bestickt, gefüttert und mit Band eingefaßt. Dieser Streifen wird da, wo der Karton aufhört, festgenäht und zwar so, daß er zylinderförmig hochsteht. An allen Spitzen oben werden kleine Messing- oder Elfenbeinringe festgenäht und durch diese eine seidene Schnur gezogen, welche den Behälter zusammenzieht. Der unten vorstehende Stoffteil wird in Zwischenräumen von 13 cm. mit einigen Stichen an dem hochstehenden Zylinder angenäht. Dadurch entstehen 8 kleine Täschchen für je 1 Ei, der innere Behälter kann ein wohlgezähltes Dutzend aufnehmen. Von elfenbeinfarbenem Flanell, mit hoch- oder dunkelrotem Fries gefüttert, sieht die Arbeit wunderhübsch aus und dient für weiche Eier später als praktischer Eierwärmer. Da pflichtgetreue Hühner nun mit dem Eierlegen beginnen, so ist ein Eierwärmer ein Ostergeschenk, das auch zeitgemäß ist.

Fröhliche Ostern! M. H.

Joseph Madersperger, der deutsche Nähmaschinen-Erfinder.

(Nachdruck verboten.)

Die Masse ist noch vielfach des Glaubens, daß Maschinen, die gewisse Arten von Handarbeiten entbehrlich machen, viele Menschen ihrer Nahrung berauben. Das kann wohl ihre Verbreitung verzögern, aber nicht verhindern, denn schließlich bieten alle neuen Erfindungen auch neue Nahrungsquellen. In hervorragendem Maße gilt das von der Nähmaschine, die zu einer der segensreichsten Erfindungen der Neuzeit gehört. Sie wird gewöhnlich den Amerikanern zugeschrieben, indessen kam von dort nur ihre jetzige vollendete Konstruktion, während die Erfindungen schon früher unabhängig von einander in England, Deutschland und Frankreich gemacht wurde ^[richtig: wurden].

Bis zum 19. Jahrhundert war das Nähen Handarbeit geblieben, die Epoche der Maschinentätigkeit begann erst 1784 und in der kurzen Zeit von kaum 20 Jahren entstanden alle jene