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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIII. Band. Nr. 48

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 13 Zürich.

1904. 28. Mai. Inhalt: Zur Pflege der Augen. (Schluß). - Für fleißige Hände. - Sich Schaden tun. - Klaviere und Motten. - Gesundheitsflege ^[richtig: Gesundheitspflege]. - Vermischtes. - Ungeziefer. - Kleidung. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Kleine Rundschau. - Litteratur. - Inserate.

Zur Pflege der Augen.

(Aus dem Vortrag des Herrn Prof. Dr. Haab an der akademischen Feier in Zürich, Mai 1904.)

(Schluß.)

Die Kurzsichtigkeit (Myopie) gefährdet, wenn sie stark wird, stets das Auge, und zwar um so mehr, je älter der Kurzsichtige ist. Kurzsichtige Augen nützen sich viel leichter und früher ab und werden eher krank als normale. Speziell nützt sich derjenige Teil der Netzhaut ab, der das scharfe Sehen vermittelt. Sie entsteht einmal durch Vererbung, dann durch zu viele Näharbeit, die dem jugendlichen Auge zu Hause und in der Schule zugemutet wird. Allerdings kann der Zusammenhang von Kurzsichtigkeit und Schule lediglich ein zeitlicher sein, nicht auch ein ursächlicher; denn Leute, die wenig oder gar keine Schulen besucht haben, können sehr wohl an Kurzsichtigkeit leiden, und auf der andern Seite treten viele Kinder in die erste Klasse ein, die schon kurzsichtig sind. Das haben zuerst deutlicher die Schuluntersuchungen in Zürich gezeigt, die von Prof. Horner ins Leben gerufen und seither regelmäßig fortgesetzt worden sind. Die Schule hat im Kampf gegen die Myopie zu beachten: 1. Tische und Bänke müssen richtig konstruiert sein, derart, daß das Kind beim Arbeiten eine Distanz von 30-40 Ztm. einzuhalten vermag. 2. Die Schulräume müssen richtig und genügend beleuchtet sein, bei unserer Kantonsschule z. B. bleibt da viel zu wünschen übrig. Das Licht soll von links fallen. Nordlicht ist möglichst zu vermeiden. Die Fenster sollen groß und die Zimmer nicht zu tief sein. 3. Zu viele Näharbeit ermüdet Hals und Rücken des Kindes und schadet so dessen Körperhaltung, zu vieles Schreiben und Diktieren und Hausarbeiten ist daher zu verwerfen, letzteres schon mit Rücksicht darauf, daß Tisch und Licht zu Hause nur selten für die Arbeit des Kindes passend sind.

Durchaus falsch ist die Ansicht, die Brille sei der Myopie schädlich, es sei besser, sie möglichst wenig zu tragen. Eine genau nach Vorschrift gearbeitete Brille kann nur günstig wirken, sie verhindert ferner ein übermäßiges Arbeiten der Augen in der Nähe. Denn es ist Tatsache, daß ein kurzsichtiges Kind, das keine Brille trägt, auffallend viel liest, weil ihm die Möglichkeit genommen ist, mit seinen kranken Augen in die freie Natur zu blicken.

Viele Erkrankungen der Augen können vermieden werden. Hieher gehört der Eiterfluß der Neugebornen, der oft zur Erblindung führt, meistens dann, wenn das Zuziehen eines Arztes unterlassen wurde. Vermeidbar ist oft auch die Pockenblindheit und zwar durch Impfung. Wer die Impfung bekämpft, fördert die Pockenblindheit. Viele Augenkrankheiten entstehen durch Skrofulose; vernünftige und regelmäßige Ernährung, Reinhaltung des Kindes und der Wohnstätten tragen hier viel zur Besserung bei. Vermeidbar sind auch die meist schweren Erkrankungen der Augen durch die Infektion mit venerischen Giften; endlich hat mau einsehen gelernt, wie verkehrt es ist, diese Dinge zu verschweigen. Das Auge ist der Spiegel der Seele, aber auch der Spiegel der Gesundheit; beide sind eng mit einander verknüpft. Vermeidbar sind endlich auch viele Verletzungen des Auges. Die vielen Verletzungen bei Kindern durch Messer- und Scherenstiche, Zündkapselsplitter etc. lassen sich bei einiger Aufsicht sicher reduzieren. Die erhöhte Anwendung der Schutzbrille da und dorten bei der Arbeit der Erwachsenen würde viel Gutes tun. Viele Unfälle endlich könnten vermieden werden, wenn sich unsere Bauern bei ihren Feldarbeiten besserer Geräte bedienen würden. Durch Hackensplitter, meist mit Erde vermischt, kann ihr Auge leicht durch Eiterung zerstört werden. Manche unrichtigen Anschauungen, so etwa schloß der Redner seinen einstündigen Vortrag, sind bezüglich des Auges in der Bevölkerung zu finden; sie richtig zu stellen ist Aufgabe aller, die über den richtigen Sachverhalt orientiert sind.