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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIV. Band. Nr. 2

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1904. 9. Juli. Inhalt: Zimmerschmuck. - Etwas über moderne Gesichtspflege. - Praktische Deckeltasche für die Reise. - Getränke. - Einmachkunst. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Zimmerschmuck.

"Noch ist die blühende, goldene Zeit,

Noch sind die Tage der Rosen."

"Du könntest jetzt die Zimmer mit Blumen versehen, Elisabeth," so sprach manch liebesmal mein seliges Mütterlein in der Sonntagsfrühe. Nie mußte sie den Befehl wiederholen. Gar feierlich still war der Garten. Wie ein Stücklein Eden lachte der Blumenglanz mir entgegen. Tautropfen hingen an jedem Zweig, an jeder Blüte. Bald hatte ich die Vasen mit frischen Blumen versorgt und im Wohn- und Besuchszimmer aufgestellt. Nun kam der schwerere Teil meiner Aufgabe: die Blumen die ganze Woche über in präsentationsfähigem Zustand zu erhalten. Täglich mußte das Wasser in den Vasen erneuert und etwaige verblühte Zweige entfernt werden. In der Mitte der Woche wurden die Blumenstiele ein Stück zurückgeschnitten, um dem Wasser eine neue Saugfläche zu geben. So hielten die Blumen bis Samstag, wo die Vasen und Gläser einer tüchtigen Generalreinigung unterzogen wurden.

Jahre sind seitdem vergangen. Noch immer aber denke ich der schönen Sonntage auf dem Lande und des stimmungsvollen Schmuckes unseres bescheidenen Heims. In der Tat können die kostbarsten künstlichen Blumen und die feinsten Nippes den Reiz eines frischen Blumenschmuckes nicht erreichen. Und doch ist ein Blumenstrauß in der schönen Jahreszeit leicht zu beschaffen.

Alles Blumenpflücken sollte eigentlich ein Blumenschneiden sein. Die Stiele nehmen wir, so lang, als wir sie bedürfen, für Sträuße länger als zur Füllung von Blumenschalen.

Wer Feld- oder Gartenblumen pflückt, sollte sich ein für allemal die sinnigen Verse von Joh. Trojan merken:

"Pflückst du Blumen, sei bescheiden,

Nimm nicht gar so viele fort,

Denn die Blumen müssens leiden,

Doch sie zieren ihren Ort.

Nimm ein paar und laß die andern

Ruhig steh'n an Baum und Strauch:

Andre, die vorüber wandern

Freu'n sich an den Blumen auch."

Versuchen wir nun, einen schönen Strauß zu binden. Wir beginnen mit einigen recht langen Zweigen, die durch steife Stiele dem ganzen Bouquett ^[richtig: Bouquet] den Halt geben, etwa mit Rittersporn, Eisenhut. Daran reihen wir, allmählich etwas tiefer rückend, gutfüllende Zweige, Blumen und zartes Grün. Die Oberfläche des Straußes darf weder steif und gedrängt, noch lückenhaft sein; die Blüten müssen sich so anmutig aneinanderlehnen, als wären sie so gewachsen. Hier eine Grasrispe, dort ein zierlicher Blütenzweig oder ein Farnblatt füllen eine Lücke aus und erhöhen die Anmut und Natürlichkeit des Straußes.

Großer Beliebtheit als Tischschmuck erfreuen sich die Jardinièren. Die Gefäße sollen aus einer Masse sein, die durch Feuchtigkeit nicht leidet. Die Anordnung der Blumen in feuchten Sand oder Moos ist stets derart, daß hohe, nach allen Seiten sich neigende Blätter oder Gräser den Mittelpunkt bilden. Prachtvoll sind die verschiedenen Farnwedel. Rings um diese her bringt man abwechselnd Blumen und Blätter und am Rand kleine Blümchen und feines Moos.

Hat man keine Jardinière, so läßt sich jedes beliebige Gefäß, eine Schüssel, z. B. als Blumenschale benutzen, indem man das Gefäß mit Blumen eigentlich verdeckt. Das Einstecken der Blumen geschieht in diesem Falle vom Rande aus und zwar sorgt man in erster Linie für überhängendes Rankenwerk: Epheu-, Rebblätter, Fuchsienzweige mit Blüten. Das Einstecken der Blumen geschieht in harmonischem Wechsel. Durch eine große besonders schöne Blüte bildet man den Mittelpunkt. Sehr zu empfehlen sind verschiedenfarbige edle Rosen, lediglich mit ihren eigenen Blättern garniert.

Außer der malerischen Anordnung, wo Grün und Blumen zwanglos wechseln, erzielt auch