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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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der Schnaps abgegossen, 1 Pfd. Zucker, die halbe Schale einer Zitrone, 5 gr Nelken und einige Zimmtstengel dazu getan, warmes Wasser nach Belieben zugegossen und dies alles ohne die Beeren noch 14 Tage destilliert. Sch.

An J. B. in Z. Pfefferminzliqueur. Zu 1½ l feinem französischem Sprit nimmt man 1 kg hellen Syrup, 10 Tropfen Pfefferminzöl und 2 Tropfen Zimmtöl. Zuerst werden die Oele im Sprit vollständig aufgelöst und nach 2-3 Tagen der Syrup zugegeben, worauf der Liqueur zum Gebrauche fertig ist.

An Fr. F. K. in R. Verstopfung. Sie waschen jeden Morgen mit kaltem Wasser den Unterleib, trinken ¼ Stunde vor dem Morgenessen 1 Glas Wasser, dann wird nach 3-4 Wochen Ihr Uebel gehoben sein. Obst- und Gemüsediät helfen auch mit, doch erfordert die Sache etwas Geduld und Ausdauer. Eine Geheilte.

An R. E. in A. Rhabarber schneidet man in Stückchen, spült weithalsige Flaschen mit 1-2 Löffel Kirschwasser gut aus und füllt den Rhabarber ein. Von Zeit zu Zeit schüttelt man die Flasche, damit man sie möglichst dicht füllen kann und gießt zuletzt 1 Eßlöffel Kirschwasser darüber. Hierauf verkorkt und versiegelt man die Flaschen und stellt sie in einen trockenen, doch nicht hellen Keller.

Auch können Sie, nach Einfüllen der Rhabarber, frisches Wasser daran gießen, bis es oben zusammen geht und dann gleich verkorken. Doch schmecken die Rhabarber so viel wässeriger.

An Fr. F. in K. Gehäkelte Spitzen und Hemdenpassen fertigt Ihnen Frau Hermann Ribary, Baselstraße 97, Luzern, auf Bestellung an. Wenden Sie sich dorthin, die Frau sucht Arbeit, um sich und ihre Kinder durchbringen zu können. G.

An junge Hausfrau in P. Menüs für Putz-und Waschtage. Für solche Fälle würde Ihnen der Selbstkocher von Susanna Müller, Konradstraße, Zürich, ganz vorzügliche Dienste leisten. Mit diesem könnten Sie ein beliebiges Menü aufstellen, Sie werden in jedem Fall viel weniger Arbeit beim Kochen haben.

An T. T. in R. Spinatkuchen. Uebrig gebliebenen Spinat vermengt man mit Omeletteteig. und backt Omelettes daraus, die gut schmecken. Auch aß ich schon kleine Kügelchen von so zubereiteten Omelettes, mehr wie Plätzli aussehend. G.

Kleine Rundschau.

Aus dem 18. Bericht der Schweiz. Anstalt für Epileptische in Zürich (Januar bis Dezember 1903).

Das Jahr 1903 war für unsere Anstalt mehr ein Jahr stiller Arbeit nach innen. An Bauarbeiten und sonstigen Einrichtungen wurde nichts Bedeutendes ausgeführt. Um so mehr wurde unsere Arbeit durch den innern Betrieb

in Anspruch genommen. Wir verpflegten 251 Epileptische, hatten 56 Eintritte, 38 Austritte und rund 60 Angestellte, einschließlich der Oekonomiearbeiter. Erschwert wurde die Tätigkeit durch die längere und schwerere Erkrankung des Hausvaters, so daß seine Arbeit von andern übernommen werden mußte. Daß die Anstalt gleichwohl ihren geregelten Gang lief, viel Freundlichkeit und Segen erfahren durfte, dafür sprechen wir hier vor allen Dingen dem Herrn unserm Gott unsern tiefgefühlten Dank aus.

Der freundliche Leser wolle uns nun gefälligst auf unsern gewohnten Gang durch unser Anstaltsleben begleiten. Wir beginnen mit

Bau I, der 1886 eröffnet wurde. Er ist für Kinder bestimmt, enthält 2 Knaben- und 2 Mädchen-Abteilungen mit je 11 Betten und etliche Privatzimmer für Kranke der ersten Klasse.

Der Unterricht wird vom Direktor, 2 Lehrerinnen und 1 Kinderlehrerin in 3 Hauptklassen und auf der Vorstufe erteilt. Auf der Unterstufe, wo die Schwächsten sind, ist vorerst von Lesen, Schreiben und bibl. Geschichte keine Rede.

In der zweiten Abteilung unterrichtet Frl. Amsler etwa 18 Kinder. Es entspricht diese Stufe ungefähr dem 1. und 2. Schuljahre der Elementarschule. Auch hier ist der Unterricht sehr mühsam. Es finden sich hier Schüler, die 16 Jahre alt, in 3 Jahren es nur zu den ersten Anfängen des Lesens und Schreibens gebracht haben, während allerdings andere in ihren Fortschritten Normalbegabten wenig nachstehen.

In der Oberklasse, der Frl. Leutzinger vorsteht, kann der Unterricht einer besseren Elementarschule erteilt werden. Freilich finden sich auch hier Schüler von verschiedenster Begabung.

Im Bau II (Stocker-Escherhaus) für weibliche Erwachsene sind 7 Abteilungen mit je 10 Betten und 4 Pfleglinge der 1. Klasse in Privatzimmern; im ganzen 74 Pfleglinge. Es hat also jede Abteilungswärterin 10 Kranke zu besorgen. Leider sind von den Kranken dieses Hauses nur noch etwa 15, also 20%, arbeitsfähig. Die übrigen sind z. T. in recht hohem Grade pflegebedürftig. Man darf nicht vergessen, daß nach einer allgemeinen Statistik nur 10% der Epileptischen Aussicht auf Heilung haben, 40% auf Besserung und 50% dauernder Pflege anheimfallen. Es sind in diesem Haus Kanke ^[richtig: Kranke], die schon jahrelang das Bett hüten und an die Geduld und Aufopferung des Personals große Anforderungen stellen. Es sind beispielsweise in der Anstalt seit 1886:

1-5 Jahre lang 16 Kranke

6-10 Jahre lang 22 Kranke

11-17 Jahre lang 35 Kranke

also ca. 50% mehr als 10 Jahre.

In der Gesamt-Anstalt wurden 1903 notiert:

Anfälle: 17,710, wov. 11,036 i. d. Nacht

Epil. Schwindel: 14,105, wov. 4,589 i. d. Nacht

zusammen 31,815 epil. Anf. u. Schwindel.