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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Ein großer Teil fällt auf die Kranken im Bau II.

Im Bau III, dem Haus für männliche Erwachsene, eröffnet im November 1901, fanden sich Ende 1903:

90 Betten und zwar:

in Klasse II: 84 Kranke in 8 Abteilungen mit 8 Wärtern, und

in Klasse I: 6 Kranke in 5 Zimmern mit 3 Wärtern.

Hiezu kommen 2 Reserve-Wärter, 1 Speisewärter und von Ostern 1904 an noch Hauseltern.

Unser altes Bauernhaus, nach seinem früheren Besitzer Hänsler-Haus genannt, war etwa 10 Jahre lang das provisorische Gebäude für 20 erwachsene männliche Epileptische, die dann 1901 in Bau III übersiedelten. Jetzt sind hier unsere Werkstätten untergebracht, Schreinerei, Buchbinderei, Schneiderei, Finken- und Teppichflechterei; ferner das Speisezimmer für 7 Oekonomie-Angestellte (Kasino genannt) und deren Wohn- und Schlafräume.

Unsere Beschäftigung befindet sich immer noch nicht auf der von uns gewünschten Höhe. Wir möchten, daß jeder Insasse irgendwie nach seinem leiblichen und geistigen Vermögen etwas arbeite und seinen Neigungen, wie seiner seitherigen Lebensweise entsprechend, etwas leiste; denn auch bei unsern Kranken gilt das Wort: "Arbeit macht das Leben süß", und die Müßiggänger sind immer die unzufriedenen Elemente im Haus. Leider gibt es hiebei manche Hindernisse zu überwinden. Hausgeschäfte, sodann Nähen, Flicken, Stricken, bieten für die weiblichen Zöglinge Stoff genug. Ueber 100 männliche Pfleglinge und die vielen weiblichen Blöden zerreißen gar viel, und ihrer viele kommen sehr notdüftig oder mit geringen Stoffen gekleidet ins Haus. - Die Schulmädchen bilden sich täglich in Handarbeiten aus. Manche zeigen z. B. in Anfertigung von Netztaschen erfreuliches Geschick.

Unsere Kerbholzschnitzerei befindet sich noch in den Anfängen.

In der Schreinerei helfen unter der Leitung eines Meisters in der Regel 2 Kranke mit.

In der Schneiderei sind 6-8 Kranke kaum im Stande, auf dem Laufenden zu bleiben.

Weniger Glück hatten wir mit unserer Buchbinderei.

In unserer Schlosserei im Maschinenhaus ist gewöhnlich auch ein Kranker beschäftigt.

Die Holzspälterei hat neuerdings etwas unter starker Konkurrenz zu leiden. Immerhin verkaufen wir Holzringe verschiedener Gattung.

Auch in der Korbflechterei ist ein bescheidener Anfang gemacht.

Manche Kranke haben Freude an Straminarbeiten; andere können mit Schreiben und Zeichnen beschäftigt werden.

Der Gesamt-Erlös aus unserer Industrie beträgt 1903: 1691 Fr., wobei die ins Haus gelieferten Arbeiten nicht berechnet sind.

Viel Abwechslung in der Beschäftigung bietet unsere Landwirtschaft mit ihren verschiedenen Zweigen.

Unsere Gärtnerei findet im allgemeinen unter den Kranken mehr Freunde, als die Landwirtschaft. Die Arbeiten gelten für leichter und angenehmer. Wir sind in der Lage, den Bedarf an Gartengemüsen selbst zu pflanzen.

Die Anmeldungen erreichten 1903 die Zahl 110: 67 für Männliche, 43 für Weibliche. Von den ersteren konnten 46, von den Weiblichen dagegen nur 4 aufgenommen werden. Weitere 6 Aufgenommen waren schon früher angemeldet. Es konnten also 39 weibliche Angemeldete nicht berücksichtigt werden. Das Haus f. Weibliche ist vollständig besetzt, ja z. Z. überfüllt.

Wenn wir 1903 die große Summe von 83,146 Fr. 40 Cts. an Liebesgaben erhielten, so wollen wir Gott und unsern lieben Freunden von Herzen dankbar hiefür sein. Bei einem Passiv-Saldo von Fr. 918,920.70, einer jährlichen Zinsenlast von Fr. 40,330.45 und dem Umstande, daß weitaus der größte Teil unserer Pfleglinge uns kaum die Hälfte unserer Barauslagen für sie vergütet, wird man es begreifen, wenn wir vorläufig langsam marschieren und trotz dem schreienden Bedürfnis jetzt keine größern Bauten ausführen.

Wer an Appetitlosigkeit, Blutarmut, Nervenschwäche und deren Folgezuständen (Mattigkeit, Schwindelanfälle) leidet, nehme den kräftigenden "St. Urs-Wein". Erhältlich in Apotheken à Fr. 3.50 die Flasche oder direkt von der "St. Urs-Apotheke, Solothurn", franko gegen Nachnahme.

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