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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Aber manche Geschäfts- und Hausfrau sucht vergebens nach jemand, der flicken würde, der Strickarbeit übernähme, der stundenweise zur Aushilfe käme. Auch da sind die Gesuche meist aussichtslos! Wie dem abhelfen?

Wir haben Frauenvereine, die sicher mit einer solchen Arbeitsnachweisstelle hüben und drüben Gutes und Erwünschtes leisten könnten. Unkosten sind damit keine verbunden; die Arbeit wäre wohl keine leichte für die betreffende Frau, welche sie übernehmen würde. Aber wie manche gut situierte Frau, die solche Hilfe sucht, die Arbeit geben möchte, würde noch gerne zu Gunsten der Gemeinnützigkeit ein Scherflein opfern!

Die Arbeitsvermittlerin wird Gelegenheit genug haben, stille Armut kennen zu lernen und auch mit den Spenden manche Hilfe gewähren können. Es gibt noch stille Dulderinnen, wirklich arme Frauen, denen nur die äußerste Not den Ruf aus dem Herzen preßt: "Ich bitte um Arbeit!" Also sucht Arbeit zu geben, wo Ihr könnt, kümmert Euch aber auch noch etwas um die, welche um Arbeit bitten, schlecht angewandt ist dieses Interesse selten.

Man hat leicht urteilen, wenn man in sorgenfreien Verhältnissen lebt, wenn man von Versuchungen aller Art verschont bleibt. Ist die Arbeit oft klein, die wir zu vergeben haben, gebt sie doch, zeigt mit der Tat, daß Ihr helfen möchtet. Und Bekannte hat wohl jede Frau, melde sie denen die Namen der Arbeitsuchenden, suche ihr Interesse für sie zu erwecken. Wir Frauen müssen einander helfen! Gs.

Der menschliche Körper in seiner Zusammensetzung.

Von A. Etmer.

(Nachdruck verboten.)

Der Organismus des Menschen besteht aus Eiweiß, Fett, Salz und Wasser. Da der gesamte Körper in jedem Augenblicke auf irgend eine Weise benutzt, mithin verbraucht wird, so muß ihm das Genommene, wenn er weiter leben soll, in passender Form wieder zugeführt werden. Das geschieht durch die Darreichung der Speise. Es liegt nach dem soeben Gesagten auf der Hand, daß in der zugeführten Nahrung also die ausgeschiedenen Stoffe wiederum enthalten sein müssen. Daher ist das Eiweiß, welches z. B. die Muskeln bildet und auch bei der Blutbildung unentbehrlich ist, nicht zu vergessen. Das Fleisch von Wild und Geflügel ist reich an Eiweiß. Junges Geflügel und Wild ist sehr leicht verdaulich, Kalbfleisch ist dagegen arm an Eiweiß, und Fische enthalten noch weniger davon. Das Fett erzeugt die Kraft beim Organismus und gibt ihm Wärme, daher die Nordländer so viel mehr Fett zu sich nehmen als die Bewohner warmer Gegenden. Es giebt ^[richtig: gibt] tierische und pflanzliche Fettstoffe, die durch Wärme oder Pressen in Gestalt von Oel, Tran, Butter und Schmalz, in unsere Hände gelangen und zu den verschiedensten Zwecken gebraucht werden. Das Schweinefleisch und Hammelfleisch ist sehr fettreich, wohingegen das vorhin gelobte Wild- und Geflügelfleisch sehr geringen Fettgehalt hat. Je lockerer und fettärmer eine Fleischart ist, desto leichter wird sie verdaut. Festes, fettreiches Fleisch ist daher nicht angebracht als Krankenkost, weil nur ein gesunder Organismus die schwere Arbeit des Verdauens solch' derber Nahrung leisten kann. Irgend welches altes, sehniges Fleisch, auch das fettreiche Schweinefleisch, darf keinem Kranken gereicht werden; es stärkt ihn nicht, sondern beschwert nur den Magen. Man nehme auch kein noch ganz frisches Fleisch zum Kochen oder Braten; Rindfleisch verdaut sich besser, wenn es einige Tage alt wurde, und wenn es tüchtig geschlagen oder geklopft wird, wodurch sich die Fasern lockern. Um eine ausgezeichnete, viel Eiweiß enthaltende Fleischbrühe zu erlangen, zerhackt man das Fleisch ganz klein, bestreut es mit Kochsalz, gießt kaltes Wasser hinzu und läßt es hiermit 12 Stunden stehen. Dann erhitzt man das Ganze langsam bis zum Aufsieden und gibt die Suppe durch ein Haarsieb. Der Rückstand wird scharf ausgepreßt und diese Brühe der Suppe hinzugefügt. Auf diese Weise werden dem Fleische alle nährenden Substanzen gänzlich entzogen und es wird eine vorzügliche Bouillon gewonnen. Geräuchertes Rindfleisch hat, weil ihm die Wasserteile mehr entzogen wurden, einen größeren Nährwert als frisches. Es enthält dann noch 37% Eiweißstoffe, und geräucherter Schinken 25% Eiweiß. Das Salz bildet einen ebenfalls sehr wichtigen Bestandteil der menschlichen Nahrung. Im menschlichen Organismus findet sich Kalk, Kali, Natron und verschiedene Eisenverbindungen, und nichts kann entbehrt werden. Wie elend sind die bleichsüchtigen Menschen, die zu wenig Eisen und Blut haben. Die "englische Krankheit", die sog. Rachitis, die zur Verkrümmung der Wirbelsäule führt, wird durch zu wenig Kalkgehalt bedingt und befördert, während der Mangel des Salzes an den Speisen die Mundfäule, den Skorbut hervorruft. Nur die richtige Auswahl der Speisen, wie deren sorgsame Zusammenstellung und Mannigfaltigkeit kann vor derartigen Krankheiten behüten. Schließlich sei hierzu noch bemerkt, daß beim Salz- und Pökelfleisch viel Eiweiß in die Salzlake übergeht, dem Fleische selbst mithin entzogen wird. Jedoch enthält das Büchsenfleisch, das "corned beef" wieder