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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Da ist z. B. Frau X, die ihren berechtigten Stolz darein fetzt, immer alles blitzblank und sauber zu haben. Sie wischt täglich allein über eine Stunde Staub. Nun ist ja das Staubwischen an sich eine unbedingt notwendige Arbeit, ob aber die vielen Nippsachen, die diese Arbeit so zeitraubend machen, unbedingt nötig sind, ist eine andere Frage. Ich wage sogar zu behaupten, daß die vielen kleinen Sachen und Sächelchen nicht einmal zur Verschönerung von Frau X's sonst so hübschem Heim beitragen, denn zum größten Teil ist es wertloser Tand, der sich in den Jahren angesammelt hat, und all die verschiedenen Vasen, Muscheln, Bildchen u. s. w sind die Mühe. die ihr tägliches Abstäuben und öfteres Reinigen macht, wirklich nicht wert. Einige schöne Stücke davon würden den Zweck, das Heim zu schmücken, besser erfüllen, als die ganze Sammlung von ehemaligen Geburtstags- und Badegeschenken, Andenken u. s. w.
Auch das Putzen von den kupfernen Kesseln und den übrigen Schaugeräten in der Küche, die niemals gebraucht werden, nimmt viel Zeit in Anspruch, die Frau R besser zu ihrer Erholung verwenden könnte, während diese Küchenzierden, unbeschadet des netten Aussehens der Küche, auf den Boden verpackt werden könnten.
Doch nicht nur unnötige Arbeit sollte die denkende Hausfrau zu vermeiden suchen, sie soll auch danach streben, sich alle Arbeiten zu erleichtern oder zu vereinfachen. Mehr als je hat auch bei der Tätigkeit im Hause das Sprichwort: "Zeit ist Geld!", seine Berechtigung. Trotzdem werden all die kleinen Maschinen und Hilfsmittel, die von der Industrie den Hausfrauen so verhältnismäßig wohlfeil angeboten werden, und die wirklich oft sehr praktisch sind, noch viel zu wenig benützt. Während in allen Gewerben soviel wie möglich Handarbeit durch Maschineniätigkeit ersetzt wird, scheuen sich viele Frauen immer noch, neue Maschinen in ihrem Haushalt einzuführen. Ich denke dabei nicht an die teuren Waschmaschinen, obwohl auch diese in den größeren Haushaltungen gewiß zweckmäßig sind, sondern z. B. an d ie Reibmafchinen, mit deren Hilfe das Kartoffelreiben für die sonntäglichen Klötze um vieles schneller geht, und die gleichzeitig auch zum Mahlen von Semmeln, Schokolade u. s. w. dienen. Dabei ist der Anschaffungspreis sehr mäßig, etwa Fr. 2.. Daß das Schneeschlagen mit den kleinen Maschinchen, die gedreht werden (Kostenpunkt 60 Cts.) bedeutend rascher geht, darüber freuen sich alle, die dieselben benutzen.
Gin einfacher Gummischlauch, der im Waschhaus an der Leitung befestigt wird, besorgt das Füllen des Kessels selbsttätig, und macht das Heben der schweren Wasserkannen über-flüsstg. spart also Arbeit und Zeit.
Bei Kindern erspart die schwarze Schulschürze viel unnötige Wäsche (namentlich im
Winter zu empfehlen). Denn sehen auch Kinder in hellen Schürzchen sehr niedlich aus, so ist doch für die Schule die schwarze vorzuziehen, und manch bitteres Tränchen wegen Tintenflecken wird erspart, denn die bösen Flecken bleiben unsichtbar auf dem fchwarzen Grunde. Mit heller Litzengarnitur sehen solche Schürzchen nicht so düfter aus.
Wer einmal kleine Kinder beim Essen oder Spielen, die jetzt in so hübscher Ausführung vorhandenen Gummischürzchen tragen läßt, geht kaum mehr davon ab, so praktisch bewähren sie sich im Gebrauch. Wie einfach ist die Reinigung derselben, ganz abgesehen davon, daß durch sie die Kleidchen besonders gut geschützt sind, denn keine vergossene Suppe oder Milch kann sie durchfeuchten, die Schürzen sind wasserdicht; dabei ist der Anschaffungspreis nicht höher wie bei einer anderen Schürze.
Sicher gibt es in jedem Haushalt Einrichtungen, die "unnötige Arbeit" verursachen. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, die Hausfrau darauf aufmerksam zu machen. H. z. H.
Aufbewahrung der Kartoffeln.
Bei der Einrichtung des Winterlagers für Kartoffeln ist das Hauptaugenmerk darauf zu richten, durch möglichen Abschluß der Feuchtigkeit und Wärme die Keimung zu unterdrücken, d. h. einen Wärmegrad anzustreben, welcher, ohne den Gefrierpunkt zu erreichen, doch demselben sich hinlänglich nähert, um den Fäulnisprozeß in Schranken zu halten und die Belebung der Knospenaugen auszuschließen.
Haben die Kartoffeln im Winterlager bereits längere Keime getrieben, so geht beim Lagern der größte Teil davon verloren, wodurch die Knollen wiederum aufgespeicherte Reservestoffe verlieren und außerdem sind die kräftigsten Knospen vernichtet worden.
Man hat also bei der Aufbewahrung der Kartoffeln die größte Rücksicht darauf zu nehmen, daß sie nicht zu warm aufbewahrt werden, weil dann sehr leicht Fäulnis eintritt.
Da die Kartoffeln in größeren Massen übereinander geschichtet, sich erwärmen, und dadurch Wasser verdunstet, so muß man bei der Aufbewahrung dafür sorgen, daß bei genügendem Schutz gegen Frost, ohne aber durch zu starke Bedeckung die Erwärmung zu fördern, der Abzug des sich bildenden Wass.erdunstes möglichst begünstigt wird. Für alle Fälle muß vor der Einbringung der Kartoffeln in das Winterlager gesorgt werden, daß die kranken Knollen und die kleinen mehr oder weniger unausgebildeten, daher sehr wasserreich m und sich leicht zersetzenden entfernt werden. Die kleinen Kartoffeln soll man für sich aufbewahren und sie sofort verwenden. Kranke Knollen sind an einem