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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; bei der Post bestellt 10 Ets. mehr; als Beilage zum .Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Ets.
Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.
1904. 6. November. Inhalt: Tomaten un d deren verschiedene Verwendung.  Der Mann als Einläufer.  Verwendung älterer Sachen.  Geflügelzucht.  Hausmittel, und Rezepte.  Haus. und Zimmergarten.  Gesundheitspflege.  Für die Küche.  Kochrezepte.  Briefwechsel der Abonnenten unter sich.  Litteratur.  Reklame.  Inserate.
Fomaten und deren verschiedene Derwendung.
Noch ganz frisch und deutlich steht es in meiner Erinnerung, wie ich als Kind in einem großen, herrschaftlichen Garten einen Strauch voll Tomaten (Liebesäpfel) gesehen. Das war mir etwas ganz Unbekannntes, überhaupt damals sehr Seltenes. Die hübschen roten Aepfelein sahen gan? verlockend aus, aber ich wurde ernstlich vor dem Genusse derselben gewarnt: Niemand dürfe dieselben essen: sie seien giftig, zum Mindesten ungesund. Und heute! Immer mehr wird diese Pflanze auch in kleinen einfach bürgerlichen Gärteu angepflanzt, immer gesuchter und begehrter sind die roten Früchte, und man weiß jetzt sehr wohl. daß sie durchaus unschädlich, dagegen sehr schmackhaft sind und auf verschiedene Arten zubereitet und verspiesen werden können. Ueber die verschiedenen Sorten der Tomaten und über deren Kultur will ich heute nicht reden; das gehört dann zu den Frühlingsplaudereien, aber für deren Verwendung und Aufbewahrung für den Winter möchte ich hier einige Ratschläge erteilen, die vielleicht noch nicht überall bekannt sind, wenigstens nicht den jungen Leserinnen der Kochschule.
Am beliebtesten waren wohl bis vor kurzem die Tomaten in Amerika, wo sie täglich auf den Tisch kommen in verschiedener Zubereitung, oder auch roh verspiesen werden, ungeschält und ohne Zutaten, wie wir unsere Aepfel essen. Auch in Italien sind sie viel allgemeiner und beliebter als hier; die "Pomodöre" passen so gut für das italienische Klima und den italienischen Geschmack. Sie brauchen auch viel Sonnenschein und Hitze, und deswegen wählt man den Pflanzen in unseren Gärten recht sonnige Plätze aus und entfernt immer wieder die Blätter, welche den Früchten Schatten geben. Ein früher herbst, ein nächt-
licher Reif kann den Früchten recht gefährlich werden, und ihrem Wachstum ein rasches Ende bereiten. Doch heißt es, daß  wenn man dieselben auch noch grün pflücken muß  sie dennoch durchs Liegen rote Farbe bekommen und ausreifen, wenn man sie an einen Platz hinlegt, wo wenigstens Licht und helle Zutritt haben. Die Tomaten werden auf sehr verschiedene Weise für den Winter präpariert. So lange man sie frisch von Staude holen kann, bereitet man gerne Salat von denselben, indem man sie ungeschält in Scheiben schneidet und mit etwas Salz und Essig und ganz wenig Oel vermischt. Die Saucen bei verschiedenen Fleischspeisen, z. B. Voressen, Wienerschnitzel, Kalbfleisch, wie Leber klein geschnitten 2c.,  verbessert man bedeutend, wenn man etwas Tomaten beifügt, die man vorher ganz wenig durchkocht und durch ein Sieb durchgetrieben. Hant nnd Kerne müssen stets entfernt werden. Viele fügen auch jeder Fleischsuppe, erst auf dem Teller, einen Löffel Tomaten-Purse bei. Beifolgend noch einige Rezepte, wie diese Früchte (vielerorts auch Liebesäpfel genannt), frisch oder als Eingemachtes verwendet werden können.
Russische Tom a t ensuppe. Man nimmt ca. 2 Pfd. Rindfleisch, bringt dieses mit Wasser und Salz aufs Feuer, ferner V4 Kraut-(Kabis)Kopf fein geschnitten, 8 bis 10 rohe Kartoffeln geschnitten und fein gewürfelt. Nach Mündigem Kochen fügt man Tomaten bei, ca. 221/2 Pfd., welche man vorher gesotten und durch ein Sieb getrieben hat. Alles noch ca. 1 Stunde kochen, dann die Suppe anrichten an einige Löffel sauren Rahm.
Tomatensuppe mit Reis. Schöne, reife, rote Tomaten werden gekocht und durchgetrieben, mit etwas Wasser verdünnt und wieder auf das Feuer gesetzt, mit in Butter gelb gedünstetem Mehl seimig -gemacht und wenig gesalzen. Wenn die Brühe noch etwas gekocht, vermischt man sie mit