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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; bei der Po» bestellt 10 Cts. mehr; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratR. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.
Verlag Th. Schröter, Obere Kirchgafse 25, Zürich.
1905. 2. April. Inhalt: Die Kochkunst einst und ietzt.  Ofter-Geschenke.  Kochrezepte.  Brief. Wechsel der Abonnenten unter sich.  Waschmaschinenausstellung im Helmhaus Zürich.  Zur gefl. Notiz.  Nelame. Inserate.
Vie Kochkunst einst und jetzt.
«Wer nichts besitzt, der ist ein armer Mann, Noch ärmer der, dem nichts genug sein kann."
Eine der ältesten KÄnste, wo nicht die älteste, ist die edle Kochkunst. Ihre Erzeugnisse werden immer und allezeit nach den Regeln des guten Geschmacks beurteilt.
Die erste Entwickelung fand die Kochkunst nabe der Wiege des Menschengeschlechtes und verbreitete sich zunächst über Asien und die afrikanischen Küstenländer. Bald staud sie bei sämtlichen Kulturvölkern des Altertums in hohem Ansehen.
Selbst das ernste Volk an den Ufern des hl. Nil, das seiuen höchsten Ruhm und seine beste Kraft in den gewaltigen Gräberbauten, iu den Pyramiden, ausdrückte, pflegte die Kochkunst. Kräuter, Stengel und Wurzeln vou Wasserpflanzen solleu die erste Nahrung des merkwürdigen Volkes der alten Aegyp-ter gewesen sein.
Dann lernte man auch Speisen aus Früchten bereiten. Iu diesen gehörte das Lotosbrot. Die welkenden Lotosblumen wur-deu an der Sonne gedörrt, die Samenkapseln zerrieben und aus dem entstandenen "Schrotmehl" iu heißer Asche das Brot gebacken. Auch die apfelgroßen Wurzeln der Lotospflanze fanden Verwendung. Ferner bauten die Aegypter viel Getreide, das in guten Iahreu zwei Ernten und mehr als hundertfältige Frucht brachte. Die Körner wurden in Handmühlen gemahlen und aus dem Mehl bereitete man schmackhaften Brei, kleine Brote und  mit Hilfe des Honigs - süße Kuchen. Als Gemüse wurde der untere Teil der Viblosstaude zubereitet; am beliebtesten war dasselbe, wenn es in der Bratpfanne geschmort worden war. Knoblauch, Lauch, Zwiebeln, Kürbis, Melonen, Gurken und Datteln waren Lieblingsspeisen
des gewöhnlichen Volkes und auch stehende Krieger und vornehme Beamte waren ihnen zugetan. Dazu kamen Fische, die der Nilstrom, besonders zur Zeit der Neber-schwemmung, in Masse zuführte. Dieselben wurden geschuppt und geschmort oder gebraten, die Eingeweide (herz, Leber 2e.) an der Sonne gedörrt und dann so genossen. Von warmblütigen Tieren durfte aus religiösen Gründen  Tierdienst  nur das Fleifch einiger weniger Arten genossen werden. Zartes, gekochtes Rindfleisch und Gänsebraten waren trefflich hergestellt, und die Israeliten sehnten sich in der Wüste, wie die Bibel erzählt, nach den vollen Fleischtöpfen Aegyptens, seinen saftigen Zwiebeln. Feinere Gewürze und Spezereien kamen aus Indien und Arabien, feine Weine aus Phö-nizien, trotzdem im Lande selbst auch Weinbau getrieben wurde. Die Reben wurden an Spalieren, in Lauben und Bogengängen gezogen, Salz aus der Wüste. Dafür wurden Getreide und Eier in die Nachbarländer und weiter ausgeführt.
Im gesegneten Mesopotamien, im alten Weltreiche der Babylonier brachten Gerste und Weizen jährlich zwei Ernten und 200 bis 300fältige Frucht. Nicht minder gut gediehen Hirse, Linsen und Sesam. Mit großer Sorgfalt wurden Dattel- und Kokospalmen und Weinreben gepflegt. Letztere wurden an den Bäumen hinaufgezogen, wie dies heute z. B. noch in Italien Sitte ist. Aus der Palme verstanden die. Vabhlonier Brot, Wein, Essig und Honig zu gewinnen. Die Palmnüsse dienten bei großer Trockenheit auch zur Ernährung der Rinder und Schafe, deren Fleisch, wie das der Ziegen sehr geschätzt und mannigfaltig zubereitet wurde. Die Jagd auf wilde Esel, Auerochsen und Hirsche lieferte manch köstliches Bratenstück. Dazu brachten fremde Kaufleute feine Gewürze und Spezereien; Ninive und Babel wurden Zentren des Welthandels, wo die Karawanen aus allen Län-