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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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haut der oberen Verdauungswege noch diejenige des Magens und Darmes durch solche Reize übertrieben geplagt, zu stärkerer Absonderung gewissermaßen gepeitscht werden. Im Lande des sog. "scharfen" Essens, in England sind Magenleiden deshalb sehr häufig, weil dort von präparierten stark-reizenden Gewürzzusätzen in Form der flüssigen Saucen aus Curry, Ingwer etc. zu allen Mahlzeiten so ausgiebiger und regelmäßiger Gebrauch, besser gesagt, Mißbrauch getrieben wird. Das nämliche gilt auch für die jenseits des Kanals sehr beliebten Mixed pickles, jene appetitreizenden Beigerichte aus allerlei jungen Gemüsen in scharf gewürztem Essig. Indische Pickles sind durch Zusatz von Cayennepfeffer besonders scharf, so daß dem daran Ungewöhnten nicht allein das Wasser im Munde zusammenläuft, sondern die Augen zum Tränen gereizt werden. Die schotenartigen Früchte des spanischen Pfeffers, in Ungarn Paprika geheißen, werden in der Form eines roten Pulvers als ein sehr scharfes Gewürz vielen Gerichten, wie Suppen, Reis etc. beigesetzt, ein gutes Mittel, um sich den Magen zu verderben. Gerade in Oesterreich findet mit dem Paprikapfeffer ein großer Mißbrauch statt, der wieder vermehrten Genuß alkoholischer Getränke zur Folge hat. Der durch die scharfe Speisenwürzerei künstlich erzeugte Durst muß natürlich auch gelöscht werden; da es nicht mit Wasser geschieht, so hat der arme Verdauungsapparat und der in demselben steckende Mensch zwei Schäden auszuhalten: Gewürz- und Alkoholsucht.

Hauswirtschaft.

Gutes Mehl. Jede sorgsame Hausfrau muß die Waren, welche in der Wirtschaft gebraucht werden, nach ihrer Güte zu beurteilen verstehen. Besonders notwendig ist dieses beim Einkauf von Mehlsorten, Gemüsen, Gewürz, Fleisch, Geflügel, Kolonialwaren und anderen Artikeln, damit sie nicht übervorteilt wird. Beim Einkauf von Mehl achte man zunächst auf die Farbe. Ist diese weiß mit einem gelblichen Schein, so ist das Mehl zu empfehlen; hat es dagegen einen bläulichen Schimmer oder kleine schwarze Fleckchen, so stehe man vom Kaufe ab. Weiter prüfe man seinen Gehalt, indem man es anfeuchtet und ein wenig zwischen den Fingern knetet; wird das Mehl dadurch weich und schwammig, so taugt es nicht viel. Darauf werfe man ein Klümpchen trockenes Mehl gegen irgend einen weichen Gegenstand, Zerstiebt es dabei, so hat es irgend einen Fehler. Als letzte Probe presse man eine Handvoll Mehl fest zusammen und lege es auf einen Tisch; hält es zusammen, so ist es unverfälscht und gut, fällt es aber sofort auseinander, so ist es mit fremder Substanz vermischt. Der reine Mehlgeruch darf nicht unangenehm und dumpfig, der Geschmack muß süßlich, durchaus nicht säuerlich sein, und keinesfalls darf das Mehl zwischen den Zähnen knirschen, da es sonst jedenfalls Sand enthält. Im allgemeinen hat jedes unreine oder verdorbene Mehl einen von gutem Mehle zu unterscheidenden Geruch und ein eigentümliches Aussehen; man darf sicher auf eine verdächtige Beschaffenheit schließen, wenn das Mehl harte, oft größere Klumpen bildet, einen Schimmelgeruch, einen unangenehmen, scharfen, bittern, widrig süßlichen oder üblen Geschmack hat und in dem Schlunde ein Gefühl von Schärfe zurückläßt. Ist es sogar in eine faulige Gärung übergegangen, von mattweißer, bläulicher, trüber oder rötlicher Färbung, so ist es ganz untauglich und man hat sich zu hüten, solches Mehl zu kaufen. Ein Mehl aber, das obengenannte vier Proben besteht, ist entschieden gut und zum Kaufe zu empfehlen.

Türkische und römisch-russische Bäder im eigenen Heim.

Mangel an Bewegung, an reiner Luft, mangelhafte Hautpflege, verkehrte Ernährung und Bekleidung, Verweichlichung, oder allzustarke Abhärtung, Sorgen, Ueberanstrengung usw. wirken hemmend auf den Stoffwechsel, d. h., die Verarbeitung der Nahrung und Erneuerung des Blutes. Die verbrauchten Stoffe werden nicht alle ausgeschieden, lagern sich als "Selbstgifte" in den Geweben ab, die Organe in ihrer Tätigkeit hemmend, und bilden so eine ständige Gefahr. - Der Organismus sucht sich zwar häufig durch akute Krankheiten dieser Stoffe zu entledigen, was aber meist nur unvollkommen gelingt. Es bilden sich darum mit der Zeit sogenannte chronische (meist fieberlose) Leiden aus, die dann weit schwerer zu beseitigen sind.

Schwitzen ist das einzige Mittel, um den Organismus von den abgelagerten Stoffen zu befreien und die Hauttätigkeit anzuregen. Gewöhnlich läßt man den Patienten im Bett mit Hilfe eines Tees oder einer Packung schwitzen und erscheint dies als das einfachste, was aber durchaus nicht der Fall ist, weil das Bettzeug sehr dabei leidet und Krankheitsstoffe auf dieses übergehen. Packungen sind außerdem umständlich und nur mit fremder Hilfe ausführbar.

Zum rationellen Schwitzen bedient man sich des Dampfbades. Das Dampfbad ist weit