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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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hen und zu zähmen. Eine schattige Stelle im Garten, ein feuchtes Erdreich voll verrotteten Laubes  und es gibt keinen prächtig dankbarern Zögling. Fast zn jeglicher Jahreszeit läßt er sich da anpflanzen, am besten im Herbst und Frühling. Einige aus der Erde gerissene Wurzelsprossen, im Herbste selbst wurzellose Stengel, wollen der Erde nur anvertraut sein, um alsbald fortzukommen.
Es ist der Waldmeister auch ein Kraut, das in allen Nöten hilft, wenigstens im Garten. In einem jeden Garten gibt es Stellen, wo um des Gebüsches oder der zu dicht gestellten Bäume oder einer beschattenden Wand willen nichts auf dem Boden gedeihen will außer dem Unkraut, das man nicht haben mag, wo selbst der Rasen mißrät. Man versuche es mit dem Waldmeister! Wunderbar kommt er da gerade fort, und in «)ft ganz besonderer Ueppigkeit.
Fußweit von einander in die Erde gelegte Stengelchen machen im nächsten Jahre die ganze Stelle schon grün, und es ist ein Grün, wie es nur der Wald kennt; und wenn im Mai es silberweiß blüht, so muß jedermann eingestehen, daß es die köstlichsten Stellen eines Gärtchens seien.
Aber es gibt auch nur einen Waldmeister! trotz alles Protestes, den Botanik und Praxis dagegen erheben mögen. Die Gattung As-perula (Waldmeister) zählt nämlich noch manche stattliche Art: aber meist nur an felsigen oder fandigen, sonnigen Orten kommen sie vor. Sie alle tragen ihren Gattungsnamen nur dem edlen Bruder zu Ehren, mit dem sie durch botanische Charaktere verwandt sind. Aber wie die Wohnstätte, so ist auch das äußere Aussehen, und, was vor allem bedeutsam, die innere Tugend verschieden. Es sind geruchlose, würzlose Pflänz-chen, die uur den Botaniker interessieren.
Weniger ist allerdings mit dem Praktiker zu rechnen, der einzelne Gräser anführt, welche es mit dem Waldmeister aufnehmen sollen, indem sie dasselbe Arom, wirklich chemisch denselben ätherischen Stoff, das Kumarin enthalten. Es ist das in den Laubwäldern überall vorkommende ,Hirsegras" (Milium effufum), feruer das auf allen Wiesen gemeine "Ruchgras" (Anthoxan-thum odoratum), dem das heu den lieblichen Geruch allein verdankt, und endlich das sehr seltene "heiligen"- oder "Mariengras" (hi-erochloe odorata). Wahr ist's, der Wein behagt, der damit angerichtet ist, und wer nur schmecken will und nach weiter nichts fragt, dem mag es genügen. Aber im Namen der Poesie sind diese Gräser als ebenbürtig zurückzuweisen, im Namen der Poesie, welcher im Waldmeister zugleich das Kraut in seiner Herrlichkeit, der Wald, der es geboren, die
Blüte, die es schmückt, der Mai mit seiner flüchtigen Zeit, ja, das alles und noch mehr am herzen liegt.
Darum bleiben wir mit unsern Vätern und mit unsern Dichtern und mit der Stimme unseres eigenen Herzens dabei: es aibt nur einen Mai, und es gibt auch nur einen Maitrank. _____ G. Binder.
Maßhalten im Oenuß von Gewürzen.
Den verschiedensten Speisen weroen als sogenannte Genußmittel auch Gewürze d. h. Substanzen zugesetzt, welche den Zweck haben, durch mechanischen und chemischen Reiz aus die Geschmacksorgaue, besonders die Junge, den Appetit zu steigern, die Eßlust anzuregen, sowie im Verdauungsapparat von der Mundhöhle bis Zum Darm, eine vermehrte Absonderung von Säften zu bewirken. Nnter den letzteren kommen namentlich Speichel im Mundraunt und Magensaft in dem Magenfack in Betracht. Zu den Ge-würzeu werden auch die zwei als Speisenzusätze so häufig verwendeten Küchen- und Tischartikel Eisig und Kochsalz gerechnet. Etwa 6O/0 des menschlichen Leibes stellen, wie die physiologische Ehemic lehrt, eigentlich eine Kochsalzlösung dar von nicht ganz 10/0 Gehalt an diesem so wichtigen Bestandteil. Somit spielt das Küchensalz (Chlornatrium) für den Körper binfichtlich Einfuhr in den letzteren zugleich die Rolle eines nicht zu unterschätzenden Nahrungsstoffes. Bezüglich Verwendung der Gewürze beim Kochen und Efsen gilt, wie bei allen anderen sog. Genuhmitteln (Tee, Kaffee, Alkohol, Tabay der Grundsatz der Vorsicht und Mäßigkeit, wenn die Gesundheit nicht Schaden leiden soll. Wer allzu scharf 0. h. zu stark gewürzt ißt, gerät leicht in Gefahr, auch zu viel zu trinken, was nicht nur hinsichtlich alkoholischen Dingen nachteilig wirkt. Auch ein Uebermaß von Wasser oder anderen alkoholfreien Sachen kann störend wirken, zumal auf den richtigen Ablauf des Veroau-ungsprozefses, durch zu starkes Verdünnen des Magensaftes und zu große Ausdehnung des Magenfackes. Letzterer erschlafft dann, gerät in den Zustand der Erweiterung und der Muskelschwäche. Allzu gewürzige Speisen, Saucen 2c. reizen die Verdauungsorgane, speziell die Oberfläche derselben (die fog. Schleimhaut) und versetzen sie in den Zustand des Katarrhs.
Wenn schon gegenüber der Verwendung des Kochsalzes als Speisezusatz in der Küche und am Tisch das Gebot des weisen Maßhaltens gilt, so muß man dasselbe mit Bezug auf die eigentlichen schärferen Gewürze, wie Pfeffer, Senf, pikante Saueen noch weit mehr innehalten. Es darf weder die Schleim-