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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Chapu; Charlemont; Charpentier

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Chapu - Charpentier.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chapon'

des Formschneiders François Aug. Trichon wurde. Seine meisterhaft ausgeführten Holzschnitte gehen insofern über die natürlichen Grenzen dieser Kunst hinaus, als sie, wenn auch in geringerm Grad als die englischen, sich der Linienmanier des Kupferstichs nähern und nicht auf den Effekt der Zeichnung, sondern auf den der Malerei ausgehen. Am meisten ist er beschäftigt für Charles Blancs »Histoire des peintres de toutes les écoles«, für die er zahlreiche Schnitte nach Werken neuerer Meister lieferte. 1867 ging er auf eine Zeitlang nach Rom, wo er die Werke Michelangelos studierte, dessen Jüngstes Gericht er neuerdings in einem großen Holzschnitt brachte.

Chapu (spr. schapü), Henri Michel Antoine, franz. Bildhauer, geb. 29. Sept. 1833 zu Le Mée (Seine-et-Marne), war Schüler von Pradier und Duret in der Skulptur und von Cogniet in der Malerei. Seine Thätigkeit bewegt sich vorzugsweise auf dem Gebiet der Allegorie und Mythologie, worin er durch poetische, echt künstlerische Auffassung und Energie des Ausdrucks Vorzügliches leistet, aber in den letzten Jahren auch auf dem der Porträtstatue. Zu jenen gehören: der Säemann (1865), die sterbende Nymphe Clytia (1867), die Statue der Deklamation an der Fassade der Neuen Oper, die der Mechanik im Palast des Handelsgerichts, des Hermes mit dem Caduceus (1863) und die besonders fein empfundene Statue der Jeanne d'Arc (1870, diese beiden im Museum des Luxembourg). 1875 stellte er eine sehr gerühmte Statue der Jugend für das Denkmal des 1871 bei Buzenval gefallenen Malers Regnault aus, 1877 eine Statue des Gedankens und eine andre des Advokaten Berryer, errichtet 1879 im Saal des pas perdus Justizministeriums; ebenso ein 1879 errichtetes Denkmal des französischen Industriellen Eugen Schneider, bestehend aus einer Bronzestatue des Verstorbenen und einer Gruppe der Dankbarkeit, und mehrere treffliche Porträtbüsten. Sein neuestes Werk ist die 1880 in Sens errichtete wohlgelungene Statue des überaus vielseitigen Künstlers Jean Cousin. 1867 wurde er Ritter und 1872 Offizier der Ehrenlegion. ↔

Charlemont (spr. scharlmóng), 1) Eduard, Genre- und Porträtmaler, geb. 1848 als Sohn eines Zeichenlehrers zu Znaim, war schon als Knabe seinem Vater bei Anfertigung von Miniaturporträten behülflich, kam mit 15 Jahren auf die Akademie in Wien unter Engerth, bis 1870 Makart auf ihn aufmerksam wurde, ihn in sein Atelier nahm und ihm später auch eine Reise nach Italien ermöglichte. Er eignete sich aus der Makartschen Formengebung nur die ihm zusagenden Elemente an und verarbeitete sie durchaus selbständig. Den ersten bedeutenden Erfolg hatte er 1872 mit dem Bilde: die Antiquare, dem dann bald zwei Sneewittchenbilder (im Auspitzschen Empfangssalon) folgten. Auch seine Plafondbilder beim Baron Wehli (vier Tages- und vier Jahreszeiten in Kindergestalten), die Wandgemälde für Salon und Speisesaal des Barons Liebig in Reichenberg und die Deckengemälde (fünf Weltteile) für einen Salon in London sind in ihrer Allegorie poetisch angelegt und kräftig ausgeführt. Im Bildnis hat er sich besonders als Porträtist der Kinder mit Glück versucht. Nach einem längern Aufenthalt in Venedig und größern Reisen in Deutschland und Frankreich nahm er neuerdings seinen Wohnsitz in Paris.

2) Hugo, jüngerer Bruder des vorigen, geb. 1850 ebenfalls zu Znaim, ergriff anfangs die Beamtenlaufbahn; aber ein unwiderstehlicher Drang trieb ihn zur Kunst. 1873 trat er in die Wiener Akademie, genoß kurze Zeit den Unterricht des Landschaftsmalers v. Lichtenfels und erhielt seine weitere Ausbildung durch seinen Bruder Eduard und durch Makart. 1874 ergriff er auch die Radiernadel und brachte einige hübsche Blätter nach Originalzeichnungen, die er auf einer Reise in Holland gemacht hatte. Auch einige Ölbilder waren die Früchte dieser Reise. In den letzten Jahren malte er viele Tierbilder in der Weise des Hondekoeter und Weenix, die besonders den malerischen Reiz des Gefieders wiedergeben.

Charpentier (spr. scharpangtjéh), Louis Eugène, franz. Maler des militärischen Genres, geb. 1. Juni 1811 zu Paris, war anfangs Schüler seines Vaters, später des

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 102.