Dr. Hermann Alex. Müller,
Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig,
1882
Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.
180
Försterling - Fraccaroli.
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Förster'
werte Porträte und einige Ölbilder. Die Wiederauffindung (1837) und Herausgabe (1841) der Wandgemälde der Kapelle San Giorgio in Padua (von Altichiero) trugen ihm vom König von Preußen die große goldne Medaille für Kunst und Wissenschaft ein. Nach seinen geistvollen »Briefen über Malerei in Bezug auf die Gemäldesammlungen in Berlin, Dresden, München etc.« (1838) folgten mehrere damals wertvolle Reisehandbücher über München, Italien und Deutschland, die mehrere Auflagen erlebten. An größern sehr verdienstvollen kunstwissenschaftlichen Werken folgten dann noch: »Geschichte der deutschen Kunst« (Leipz. 1851-60, 5 Bde.); das Prachtwerk »Denkmale deutscher Baukunst, Bildnerei und Malerei«, mit 600 Tafeln (das. 1853-69, 12 Bde.); »Leben und Werke des Fra Angelico da Fiesole« (Regensb. 1859), mit Zeichnungen von seiner Hand; »Vorschule der Kunstgeschichte« (Leipz. 1862); die Biographien Raffaels (1867-69, 2 Bde.) und Cornelius' (1874, 2 Bde.) und die noch unvollendeten: »Geschichte der italienischen Kunst« (1869 ff.) sowie »Denkmale italienischer Malerei« (1870 ff.) Er lebt in München.
Försterling, Otto, Genre- und Landschaftsmaler, geb. 18. Juni 1843 zu Berlin, kam 1862 in die dortige Kunstakademie und war 1865 und 1866 Schüler von Julius Schrader. Nachdem er dann 1867 angefangen, selbständig zu arbeiten, ließ er sich in Kleinzschachwitz bei Dresden nieder, wo er landschaftliche Bilder und mythologische Genrebilder malt, die bei ihrer poetischen Auffassung und ihrem tiefen Naturgefühl einen realistischen Zug des Vortrags haben, der sie bisweilen in Konflikt mit dem poetischen Inhalt der Gegenstände bringt. Dahin gehören z. B.: Morgentau, Quellnymphe, Waldmärchen, Schneewittchen, Waldgeplauder, Quellnixe in einer Grotte (von verführerischem Liebreiz) und eine historische Landschaft mit Staffage von Kentauren im Kampf mit Tigern. Daneben brachte er auch in Radierungen sehr ansprechende Stimmungslandschaften (»Im Wald«, 12 Blätter, 1867), »Randzeichnungen zu anakreontischen Liedern« (13 Blätter Originalradierungen, 1869) und führte mehrere Sgraffitoarbeiten in Berlin und in Dresden aus.
Foster, Birket, engl. Illustrator und Aquarellmaler, geb. 1825 zu North Shields (Northumberland), erlernte vom 16. Jahr an die Holzschneidekunst unter Landells, auf dessen Rat er nach einiger Zeit zur Zeichenkunst überging. Mit 21 Jahren gab er zuerst verschiedene illustrierte Kinderschriften heraus und zeichnete viel für die »Illustrated London News«. Sein erstes größeres Werk waren 1850 die Illustrationen zu Longfellows idyllischem Epos »Evangeline«, worauf dann die Bilder zu Herberts Gedichten, zu Wordsworth, Goldsmiths poetischen Werken, zu Beatties »Minstrel« und andern derselben Art folgten. 1860 wandte er sich mehr zur Aquarellmalerei, stellte in der Akademie mehrere Bilder aus und wurde 1859 Genosse, 1862 wirkliches Mitglied der Gesellschaft für Aquarellmalerei. Der Inhalt dieser Bilder sind meistens höchst anmutige, sauber ausgeführte ländliche Scenen, besonders aus dem Kinderleben, die, durch Vervielfältigung verbreitet, ihn sehr populär machten; z. B.: die Nußernte, das Vogelnest, Kühe im Teich, die Heuernte, die kleinen Angler, der Badeplatz, Sonnenblumen, die Mühle, das Kornfeld (1880) u. v. a.
Fraccaroli, Innocenzo, ital. Bildhauer, geb. 1805 zu Castel Rotto bei Verona, machte seine Studien auf der Akademie in Venedig und später in Mailand, von wo er nach Rom ging und sich fünf Jahre lang nach Thorwaldsen und Tenerani weiter ausbildete. 1842 wurde er als Professor an die Akademie in Florenz und von da nach Mailand berufen. Als seine besten Werke, in denen eine große Geschicklichkeit in der Führung des Meißels herrscht, sind zu nennen: der bethlehemitische Kindermord (1847, im Belvedere zu Wien), das Denkmal Karl Emanuels II. in der Cappella del Sudario des Doms in Turin, die Statue des Grafen Verri im Säulenhof der Brera zu Mailand (1844), Grabmal des Maëstro Mayr, die allzu naturalistische Eva vor dem Sündenfall, die
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 181.