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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bonar; Bonasone; Bonasus; Bonatelli; Bonaventura; Bonbonnière; Bonbons; Bonchamp

188

Bonar - Bonchamp.

stellten. Erst 1883 kam es zu einer äußerlichen Versöhnung der Klerikalen und der Demokraten unter den B., und der Prinz proklamierte sich in einem Manifest als Erben der Napoleonischen Thronansprüche. Doch wuchs die Partei hierdurch nicht an Zahl und Einfluß, da der Zwiespalt in der Partei blieb und der Prinz Jérôme durchaus keine Popularität genießt.

Bonar, Horatius, engl. theologischer Schriftsteller und Hymnendichter, geb. 1808, ward 1837 Pastor der North Church zu Kelso. Hier begann er seine litterarische Thätigkeit, die weniger nach ihrem innern Gehalt als nach der Bändezahl bedeutsam zu nennen ist. Interessanter als seine theologischen Schriften sind die zwei Reisewerke, die er über eine 1856 ausgeführte Pilgerfahrt ins Heilige Land und durch die Sinaiwüste veröffentlichte: "The desert of Sinai" (Lond. 1857) und "The land of promise" (1858). Seine Hymnen zeichnen sich ebensosehr durch tiefes Gefühl wie durch eine glücklich gewählte Form aus. Gesammelt sind sie in den "Hymns of faith and hope" (neue Ausg. 1875), "The song of the new creation, and other pieces" (1871) und "My old letters, a poem" (1876).

Bonasone, Giulio, ital. Kupferstecher, geboren im Beginn des 16. Jahrh. zu Bologna, bildete sich nach Marcanton, blühte um 1531-74. Seine zahlreichen Blätter (über 354) biblischen, mythologischen und historischen Inhalts nach Raffael, Michelangelo, Primaticcio u. a. leiden häufig, namentlich in den Hintergründen und Beiwerken, an Flüchtigkeit und Inkorrektheit, sind aber in malerischem Geist aufgefaßt und haben zu der Fortentwickelung der Kupferstecherkunst wesentlich beigetragen.

Bonasus, Wisent.

Bonatelli, Francesco, ital. Philosoph, geb. 1830 zu Iseo, machte seine Studien in Brescia, Pavia und Wien, war schon mit 19 Jahren Privatdozent, dann an verschiedenen Orten Gymnasiallehrer, erhielt 1861 eine Professur der Philosophie an der Universität zu Bologna und wirkt seit 1867 in gleicher Eigenschaft zu Padua. Die Richtung, welche B. verfolgt, kommt der Herbartschen Philosophie nahe. Als seine Hauptschriften sind zu verzeichnen: "Dell' esperimento in psicologia" (1858); "Pensiero e conoszenza" (Bologna 1864); "La coscienza" (Padua 1872) und "La filosofia dell' inconscio esposta ed esaminata" (Rom 1876). Außerdem schrieb er: "Sulla sensazione" (1852); "Attinenze della logica colla psicologia" (1861); "L'argomento ontologico" (1868); "L'antropologia e la pedagogia" (1873); "La filosofia e la sua storia" (1877) u. a.

Bonaventura, 1) St. (eigentlich Johann von Fidenza), einer der berühmtesten, Scholastik und Mystik miteinander aussöhnenden Theologen, geb. 1221 im Florentinischen, wurde 1243 Franziskanermönch und 1253 Professor der Theologie in Paris. Seit 1256 General des Franziskanerordens, ward er 1273 von Gregor X. zum Kardinal und Bischof von Albano erhoben. Als Legat für die Kirchenversammlung zu Lyon starb er 15. Juli 1274 an den Folgen seiner asketischen Strenge. Er wurde 1482 von Sixtus IV. kanonisiert und 1587 von Sixtus V. den fünf größten Kirchenlehrern als sechster angereiht. Als Vertreter der mystischen Theologie ward er auch von Luther geschätzt, obwohl er als Beförderer des Mariendienstes, Apologet des Cölibats, der Transsubstantiation und andrer Satzungen des Mittelalters den Interessen der Hierarchie eifrigst ergeben war. Unter seinen scholastischen Schriften sind besonders erwähnenswert das "Breviloquium" (eine kurze Dogmatik), "De reductione artium ad theologiam" (eine systematische Gliederung aller Wissenschaften, als deren höchste die Theologie erwiesen wird) sowie sein Kommentar zum Lombarden. Die gepriesenste unter den mystischen Schriften Bonaventuras ist das "Itinerarium mentis in Deum". Seine "Biblia pauperum", eine Darstellung der heiligen Geschichte für Laien, ist voll allegorisch-mystischer Deutungen und entstellt den einfachen Inhalt der Bibel. Die Werke Bonaventuras erschienen am vollständigsten zu Rom (1588-96, 8 Bde.). Vgl. Hollenberg, Studien zu B. (Berl. 1862); Richard, Étude sur le mysticisme spéculatif de Saint-B. (Par. 1873); da Vicenza, Des heil. B. Leben und Wirken (a. d. Ital., Paderb. 1874).

2) Pseudonym des Philosophen Schelling (s. d.).

Bonbonnière (franz.), Schachtel, Büchse für Bonbons.

Bonbons (franz., spr. bongbóng), beliebtes Zuckerwerk, wird verfertigt, indem man Zucker mit wenig Wasser bis zu einer bestimmten Konsistenz kocht, mit ätherischem Öl, Essenzen oder sonst einem wohlschmeckenden, würzigen Saft versetzt, wohl auch mit unschädlichen Farben färbt, auf eine Platte gießt und dann in viereckige Stückchen zerschneidet. Nach dem dabei angewendeten Zusatz erhalten die B. ihre besondern Beinamen, als Schokoladen-, Zitronen-, Vanille- etc. B. Man gebraucht sie zum Teil als Naschwerk, zum Teil aber auch als Mittel gegen Husten und andre Brustbeschwerden, in welchem Fall sie Brustkaramellen, Malzbonbons etc. heißen. Die englischen Fruchtbonbons stellt man aus verschieden gefärbtem Zucker dar, indem man denselben zu Stäbchen von etwa 1,5 cm Dicke formt, mit ungefärbtem Zucker umgibt, dann mehrere derartige Stäbe zu einem Muster mosaikartig zusammensetzt und nun das ganze, etwa noch in gefärbten oder ungefärbten Zucker eingehüllte Konvolut durch Ausziehen verdünnt und schließlich zerbricht. Diese Fruchtbonbons werden in der Regel angesäuert und mit Fruchtäthern parfümiert. Zur Darstellung gefüllter B. spritzt man den mit etwas Likör versetzten Zucker in Formen, welche in eine Schicht Stärkemehl eingedrückt sind, und übersiebt das Ganze mit Stärkemehl. Nach einigen Tagen kristallisiert der Zucker und bildet eine ringsum geschlossene Hülle, welche likörhaltigen Sirup einschließt. Man kann dann die B. aus der Stärke auslesen. Die durchsichtigen B. bestehen aus amorphem Zucker, der aber allmählich Feuchtigkeit anzieht und kristallisiert, wobei er undurchsichtig wird (abstirbt). Dies wird vermieden, wenn man die B. in einem luftdicht verschlossenen Kasten aufbewahrt, dessen Luft durch gebrannten Kalk trocken erhalten wird.

Bonchamp (spr. bongschang), Charles Melchior Arthur, Marquis de, Anführer der Vendéer, geb. 10. Mai 1760 auf Schloß Jouverteil in Anjou, diente in Nordamerika als Freiwilliger gegen die Engländer und war Hauptmann, als die Revolution ausbrach. Strenger Royalist, lebte er zurückgezogen, bis er nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. von den Insurgenten in Anjou zum Anführer gewählt wurde. In Verbindung mit La Rochejacquelin und Cathelineau kämpfte er aufs tapferste und wiederholt glücklich, obwohl seine überlegene Kriegserfahrung häufig nicht anerkannt wurde. Er fiel 17. Okt. 1793 beim Übergang über die Loire bei Cholet. Seine letzte That war, daß er 5000 kriegsgefangene Republikaner vor der Niedermetzelung durch die über Bonchamps Fall ergrimmten Vendéer rettete. Zu St.-Florentin ward ihm eine von David gefertigte Statue errichtet.