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Eisenacher Kirchenkonferenz - Eisenbahn.
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Eisenach'
die sich 2 km südlich von der Stadt erhebt, noch manche reizende Partien, so: die Kartause, den
Eichelschen Garten, das Roesesche Hölzchen mit dem Mädelstein und der Felsengruppe "Mönch und Nonne",
das liebliche Marien- und das enge, felsige Annathal, Wilhelmsthal, die Landgrafenschlucht etc.
E. ist die Geburtsstadt von J. Seb. Bach (Geburtshaus am Frauenplan), dem 1884 eine Statue (von
Donndorf modelliert) daselbst errichtet wurde, sowie Sterbeort des Humoristen Fritz Reuter (gest. 1874). -
E. (Isenacum), eine der ältesten Städte Thüringens, ward 1070
von Ludwig dem Springer etwas südlich von einem ältern, durch Feuer zerstörten Ort angelegt, dessen
Ursprung die Sage in die Zeiten Attilas versetzt. Im Mittelalter ist seine Geschichte mit der der
Wartburg eng verflochten. Von 1596 bis 1741 war die Stadt Residenz einer Ernestinischen Herzogslinie.
Am 1. Sept. 1810 ward sie durch das Auffliegen mehrerer französischer Pulverwagen arg beschädigt,
woran noch der "Explosionsplatz" erinnert. In E., einem bevorzugten Ort für Wanderversammlungen,
tagt seit 1852 die sogen. Eisenacher Konferenz
(s. Evangelische Kirchenkonferenz). Am 6.
und 7. Okt. 1872 fand in E. eine Zusammenkunft deutscher Nationalökonomen statt, welche die Begründung
einer neuen, der Theorie des volkswirtschaftlichen Kongresses entgegentretenden sozialistischen Partei
beschloß, und aus der 1873 der "Verein für Sozialpolitik" hervorging.
Vgl. Schwerdt und Jäger, E. und die Wartburg (2. Aufl., Eisen. 1871);
Senft, Geognostische Beschreibung der Umgegend von E. (das. 1857).
Das ehemalige Fürstentum E. kam 1440 an das Haus Wettin und bei
der Teilung von 1485 an die Ernestinische Linie, bei der es verblieben ist. 1583 fielen die hennebergischen
Ämter Lichtenberg und Kaltennordheim an E. Der jüngere Sohn Johann Friedrichs des Mittlern, Johann Ernst,
stiftete 1596 die ältere Linie E., welche aber mit ihrem Stifter 1638
ausstarb; der sechste Sohn des Herzogs Johann von Weimar, Albrecht, 1640 die
mittlere Linie E., welche ebenfalls mit dem Tod ihres Stifters 1644
erlosch. Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar überließ E. 1662 seinem ältesten Sohn, Adolf Wilhelm; diesem
folgte 1668 sein Bruder Johann Georg, welcher der Stifter der
jüngern Linie E. wurde. Dieselbe erlosch 1741 mit Wilhelm Heinrich,
und das Land fiel wieder an Sachsen-Weimar. Mit den 1815 hinzugekommenen fuldaischen und hessischen Ämtern
Geisa, Dermbach, Vacha und Frauensee bildet das Fürstentum E. den jetzigen Kreis E., der auf 1205 qkm
(21,9 QM.) 90,852 Seelen zählt und in die Verwaltungsbezirke E. und Dermbach zerfällt.
Eisenacher Konvention, Staatsvertrag, welcher 11. Juli 1853 zwischen den zum damaligen
Deutschen Bund gehörigen Staaten mit Einschluß Österreichs abgeschlossen worden ist und die Verpflegung erkrankter
und die Beerdigung verstorbener Unterthanen betrifft. Die E. K. ist noch jetzt für den diesbezüglichen Verkehr
zwischen Österreich und den deutschen Bundesstaaten maßgebend, desgleichen Bayern gegenüber, da dort das Gesetz
über den Unterstützungswohnsitz (s. d.) nicht gilt.
Eisenalaun (schwefelsaures Eisenoxydkali)
Fe23SO4,
K2SO4+24H2O, ein dem gewöhnlichen
Alaun analog zusammengesetztes Doppelsalz, in welchem die Thonerde durch Eisenoxyd vertreten ist, wird
erhalten, wenn man eine mit Schwefelsäure versetzte Lösung von schwefelsaurem
↔
Eisenoxydul mit Salpetersäure oxydiert und schwefelsaures Kali zusetzt. Der E. bildet farblose Kristalle, beschlägt
beim Liegen an der Luft mit einem gelben Pulver und zerfällt beim Erhitzen (auch in Lösung) leicht in ein basisches
Doppelsalz, neutrales schwefelsaures Eisenoxyd und Schwefelsäure. Die in dieser Weise zersetzte Lösung gibt erst
wieder nach längerer Zeit und nach Zusatz von Schwefelsäure Kristalle von E. Der entsprechende
Ammoniakeisenalaun Fe23SO4,
(NH4)2SO4+24H2O kristallisiert
leichter, ist beständiger und als Ferrum sulfuricum oxydatum ammoniatum offizinell. In der Färberei
braucht man ihn als neutrales Eisenoxydsalz.
Eisenarbeit (Eisen- und Schlägelarbeit),
bergmännische Arbeit mit eisernem Gezäh, im Gegensatz zur Wegfüllarbeit und zum Feuersetzen.
Eisenasbest (Eisenamiant), Kieselsäure, welche sich in
Hochöfen in Fugen des Sohlsteins, in Höhlungen der Gestellmasse und in Eisensauen als schneeweiße, seidenglänzende
Masse sammelt.
Eisenausbau, Grubenausbau mit Guß- oder Schmiedeeisen, wird meist bei Herstellung von wasserdichtem
Ausbau angewandt.
Eisenbahn (Schienenweg, engl. Railway,
Railroad, franz. Chemin de fer, ital.
Strada ferrata oder di ferro,
Ferrovia, span. Camino de hierro oder
Ferrocarril), Straße oder Fahrbahn mit einer oder mehreren parallelen Reihen eiserner
Geleise, auf denen sich hierzu besonders eingerichtete Fuhrwerke durch eine Triebkraft (Pferde, Elektrizität, Luftdruck,
Eigengewicht, Dampf) bewegen lassen.
Übersicht des Inhalts.
I. Geschichtliches | 428 |
II. Stand in verschiedenen Ländern | 430 |
Statistische Übersicht | 434 |
III. Anlage d. Bahnen: | |
Topographische Feststellung; Netz | 434 |
Systemfrage: Staats- oder Privatbahnen | 435 |
Konzessionierung | 436 |
Kapitalbeschaffung; Zinsgarantien | 437 |
Eisenbahnanleihen; Eisenbahnschuld | 438 |
IV. Verwaltung: Gesetzgebende und überwachende Organe | 438 |
Ausführende Organe: | |
Staatsbahnverwaltung | 439 |
Privatbahnverwaltung | 440 |
Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen | 441 |
Eisenbahnverbände etc. | 442 |
Reichseisenbahnfrage | 442 |
Übersicht der Eisenbahnverwaltungsbehörden in Deutschland | 442 |
V. Betriebswesen: | |
Betriebsordnung; Bahnpolizeireglement | 443 |
Fahrpläne | 443 |
Die einzelnen Betriebszweige | 444 |
VI. Wirtschaftliche etc. Bedeutung | 445 |
VII. Internationale Übereinkommen | 445 |
Litteratur | 446 |
I. Geschichte der Eisenbahnen.
Als Vorläufer der heutigen E. sind die Spurbahnen zu betrachten, deren
Technik schon in althistorischer Zeit entwickelt war. Nach Curtius waren die ältesten Kunststraßen
Griechenlands bereits mit Steingeleisen versehen. Wo heute das Maultier des Reisenden kümmerliche Saumpfade
emporsteigt, findet man häufig die Spuren tiefer Radfurchen, deren gründliche Untersuchung zeigt, daß es
sorgfältig ausgehauene, geglättete Kanäle sind, Geleise für die Räder der Fuhrwerke, um sie gesichert und
leicht dahinrollen zu lassen. Die Bezeichnung für das bleibend in Fels gemeißelte Geleise war
ichnos im Gegensatz zu harmatrochia,
der im Sand vorübergehend sich bildenden Furche. Wo keine Doppelgeleise vorhanden waren, entstanden sogar
eigne Ausweichplätze: zwei Fingerbreiten tief in den Fels eingehauene Geleise (ektropoi).
Ob die Griechen zuerst steinerne Kunstgeleise schufen, oder ob sie dieselben von einem
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 429.