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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ölsäure; Ölschiefer; Ölschlägerei; Ölschwarz; Olshausen

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Ölsäure - Olshausen.

Friedrich Wilhelm, der sich nun Braunschweig-Ö. nannte. Nach seinem Tod 1815 kam das Fürstentum an dessen Sohn und Nachfolger, den Herzog Karl von Braunschweig, der es 1824 unter der Bedingung des Heimfalls als Sekundogenitur an seinen Bruder Wilhelm abtrat, der 1830 die Regierung von Braunschweig übernahm. Als Herzog Wilhelm 18. Okt. 1884 auf Sibyllenort starb, fiel das Fürstentum Ö. (92 qkm) als erledigtes Lehen an die Krone Preußen zurück und ward von dieser dem jedesmaligen Kronprinzen verliehen, während die braunschweigischen Fideikommiß- und Allodialgüter (318 qkm) nach dem Testament des Herzogs in den Besitz des Königs von Sachsen übergingen. Vgl. Häusler, Geschichte des Fürstentums Ö. bis zum Aussterben der plastischen Herzogslinie (Bresl. 1883); Schulze, Die Succession im Fürstentum Ö. (das. 1884). - Die gleichnamige Hauptstadt des Fürstentums und Kreisstadt, an der Ölsa, Knotenpunkt der Linien Breslau-Tarnowitz, Ö.-Gnesen u. Ö.-Wilhelmsbrück der Preußischen Staatsbahn, 178 m ü. M., hat 4 Vorstädte, 3 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Schloß (1558 erbaut, mit Bibliothek u. Park), ein Gymnasium, ein evang. Schullehrerseminar, ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, ein Forstamt, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, Wagenbauanstalten, Glockengießerei, eine Dampfmühle, Schuhmacherei, Gerberei, Ziegeleien, Bierbrauerei, Gemüsebau, Handel mit Flachs, Getreide und Sämereien und (1885) mit der Garnison (ein Jägerbat. Nr. 6 und eine Eskadron Dragoner Nr. 8) 10,276 meist evang. Einwohner. Zum Landgerichtsbezirk Ö. gehören die zehn Amtsgericht zu Bergstadt, Festenberg, Militsch, Namslau, Neumittelwalde, Ö., Prausnitz, Trachenberg, Trebnitz und Polnisch-Wartenberg. In der Nähe das königlich sächsische Lustschloß Sibyllenort.

^[Abb.: Wappen von Öls.]

Ölsäure, s. Oleinsäure.

Ölschiefer, s. Mergel.

Ölschlägerei, die Gewinnung fetter Öle durch Pressen.

Ölschwarz (Lampenschwarz), s. Ruß.

Olshausen, 1) Hermann, protest. Theolog, geb. 21. Aug. 1796 zu Oldesloe im Holsteinischen, Sohn des als Kanzelredner und theologischer Schriftsteller bekannten Detlev Johann Wilhelm O. (gest. 14. Jan. 1823 als Konsistorialrat in Eutin), ward 1818 Repetent in Berlin, 1821 außerordentlicher, 1827 ordentlicher Professor der Theologie in Königsberg und ging 1834 in gleicher Eigenschaft nach Erlangen, wo er 4. Sept. 1839 starb. Das bedeutendste und für seine weniger philologische als gemütvolle und andächtige Erfassung des Stoffs bezeichnendste seiner Werke ist: "Biblischer Kommentar über sämtliche Schriften des Neuen Testaments" (Bd. 1-4, Königsb. 1830-40 u. öfter; fortgesetzt von Wiesinger und Ebrard, Bd. 5-7, 1852-62).

2) Justus, namhafter Orientalist, Bruder des vorigen, geb. 9. Mai 1800 zu Hohenfelde in Holstein, studierte zu Kiel, Berlin und Paris (hier unter Silvestre de Sacy) orientalische Sprachen, wurde 1823 außerordentlicher, 1830 ordentlicher Professor zu Kiel, unternahm 1841 eine wissenschaftliche Reise in den Orient und wurde 1848 Kurator der Universität, während er zugleich (bis 1849) als Vizepräsident der Landesversammlung fungierte und als solcher energisch gegen den immer fühlbarer werdenden Druck Dänemarks auf die deutschen Herzogtümer protestierte. Infolgedessen 1852 von der dänischen Regierung seiner Stellung als Kurator und bald darauf auch seines Lehramtes enthoben, folgte er 1853 einem Ruf als Oberbibliothekar und Professor der orientalischen Sprachen nach Königsberg und wurde Ende 1858 als vortragender Rat (Referent für alle preußischen Universitäten) in das preußische Kultusministerium zu Berlin versetzt, welche Stellung er bis 1874 bekleidete. Seit 1860 ordentliche Mitglied der Akademie, starb er 28. Dez. 1882. O. veröffentlichte den Anfang einer kritischen Ausgabe des Zendavesta ("Vendidad", Hamb. 1829); "Emendationen zum Alten Testament" (Kiel 1826); "Die Pehlewilegenden auf den Münzen der letzten Sassaniden" (Leipz. 1843); "Katalog der arabischen und persischen Handschriften der königlichen Bibliothek in Kopenhagen" (Kopenh. 1851); "Erklärung der Psalmen" (Leipz. 1853); "Lehrbuch der hebräischen Sprache" (Braunschweig 1861); "Prüfung des Charakters der in den assyrischen Keilschriften enthaltenen semitischen Sprache" (Berl. 1865). Vgl. Schrader, Gedächtnisrede auf J. O. (Berl. 1883).

3) Theodor, bekannt durch seine Teilnahme an der schleswig-holsteinischen Bewegung, Bruder der vorigen, geb. 19. Juni 1802 zu Glückstadt, studierte in Kiel und Jena die Rechte und verließ, um den Untersuchungen wegen seiner Teilnahme an den demagogischen Umtrieben zu entgehen, freiwillig sein Vaterland. Von 1824 bis 1829 lebte er bald in Frankreich, bald in der Schweiz, kehrte aber 1830 nach Kiel zurück, wo er Advokat, dann städtischer Beamter wurde und seit 1830 das "Kieler Korrespondenzblatt" redigierte, in welchem er mutig für die Selbständigkeit Schleswig-Holsteins eintrat, was ihm 1846 eine kurze Untersuchungshaft zuzog. Olshausens Einfluß wuchs, nachdem er 1847 in die holsteinische Provinzialständeversammlung gewählt worden war. Bei der Erhebung von 1848 und der Einsetzung einer provisorischen Regierung wurde er eins der hervorragendsten Mitglied er der letztern. Nach dem Waffenstillstand von Malmö (26. Aug. 1848) trat er zurück, ließ sich indes bald darauf von Itzehoe in den Landtag wählen. Den Einmarsch der preußischen Truppen hatte er mit Freuden begrüßt, der Intervention des Deutschen Bundes 1851 trat er indes entschieden entgegen. Als die Statthalterschaft 1851 abtrat, wandte sich O., von der dänischen Amnestie ausgeschlossen, nach Hamburg und, von hier im Juli ausgewiesen, nach New York, später nach St. Louis. 1865 kehrte er nach Europa zurück, lebte zuerst in Zürich und dann in Hamburg, wo er 31. März 1869 starb. Seine "Geographisch-statistische Beschreibung der Vereinigten Staaten" (Kiel 1853-55, 3 Tle.) ist unvollendet; außerdem verdient seine "Geschichte der Mormonen" (Götting. 1856) Erwähnung.

4) Robert Michaelis, Mediziner, geb. 3. Juli 1835 zu Kiel, studierte dort und in Königsberg, wurde 1859 Assistent von Martin in Berlin, habilitierte sich 1862 als Privatdozent für Geburtshilfe in Halle und wurde daselbst 1863 zum außerordentlichen, 1865 zum ordentlichen Professor der Geburtshilfe und Gynäkologie sowie zum Direktor der Universitätsfrauenklinik befördert. 1877 folgte er einem Ruf in gleicher Stellung nach Berlin. O. erwarb sich große Verdienste um die operative Gynäkologie, speziell um die Ausbildung der Ovario-^[folgende Seite]