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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ölsnitz - Olympia.

tomie und der Totalexstirpation der Gebärmutter, auch führte er die Auskratzung der erkrankten Gebärmutterschleimhaut in die Praxis ein und gab eine neue Methode des Dammschutzes an. Er schrieb: "Die Krankheiten der Ovarien" (in Billroths "Handbuch der Frauenkrankheiten", Stuttg. 1877; 2. Aufl. in Billroths und Lückes "Deutscher Chirurgie", das. 1886); "Klinische Beiträge zur Gynäkologie und Geburtshilfe" (das. 1884).

Ölsnitz, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Weißen Elster, Knotenpunkt der Linien Reichenbach-Eger und Zwickau-Ö. der Sächsischen Staatsbahn, 400 m ü. M., hat 2 Kirchen (darunter die sehr alte Jakobskirche), ein schönes Rathaus, eine Amtshauptmannschaft, ein Amtsgericht, bedeutende Plüsch- und Seidenteppich- und Korsettfabrikation, Fabriken für Gardinen, Kammgarn- und baumwollene Stoffe, Färberei, Druckerei, Kunst- und Dampfmühlen, Gerberei, Bierbrauerei, Viehmärkte und (1885) 6832 meist evang. Einwohner. In der Elster und deren Zuflüssen werden während 16-18 Wochen im Sommer Perlen gefischt. Nahe dabei das Dorf Voigtsberg mit 1706 Einw. und den Überresten des einst mächtigen Schlosses Voigtsberg, welches bis 1327 der Sitz der Vögte des Vogtlandes war, jetzt aber eine Strafanstalt für erwachsene weibliche Personen enthält. - Ö. ist eine sehr alte, angeblich im 6. Jahrh. von den Sorbenwenden erbaute Stadt, die früher den Vögten von Plauen, dann zu Meißen und später den Burggrafen von Nürnberg gehörte, bis sie 1410 an Sachsen zurückfiel. Vgl. Jahn, Chronik der Stadt Ö. (2. Aufl., Ölsn. 1872; neue Folge 1875).

Ölsteine, s. Mauersteine, S. 352, u. Schleifsteine.

Ölsüß, s. Glycerin.

Olt (Oltu), rumän. Bezeichnung der Aluta; Name eines Kreises in der Walachei, mit der Hauptstadt Slatina.

Olten, Hauptstadt des Bezirks O.-Gösgen, im schweizer. Kanton Solothurn, im Kreuzungspunkt der Eisenbahnen Basel-Luzern, Aarau-Bern und O.-Solothurn-Biel, an der Aare, mit der Werkstätte der Zentralbahn, bedeutenden Strumpffabriken, Eisendrahtzieherei und (1880) 3979 Einw. In der Nähe das industrielle Schönenwerd. In den Jahren des "Kulturkampfes" war O. ein Ausgangspunkt der altkatholischen Bewegung in der Schweiz.

Oltenitza, Hafenstadt im Kreis Ilfov in Rumänien (Walachei), an der Mündung des Ardschisch in die Donau, Turtukay gegenüber, Sitz der Subpräfektur, mit 2 Kirchen, Getreidehandel, Donauüberfahrt und 4588 Einw. (meist Rumänen und Griechen). - Der Ort ist historisch merkwürdig durch die zahlreichen Kämpfe der Rumänen mit den Türken. Hier 4. Nov. 1853 Gefecht zwischen den Russen und den Türken unter Omer Pascha (das erste im russisch-orientalischen Krieg), in welchem erstere geschlagen wurden und über 1500 Mann verloren; 29. Juli 1854 abermals siegreiches Gefecht der Türken unter Said Pascha gegen die Russen.

Oltscha (Mangunen), Volk in Sibirien, das seine Wohnsitze am untern Amur zwischen den Giljaken im N. und den Golde im S. hat und in seiner physischen Erscheinung einen ursprünglich tungusischen, aber durch Vermischung mit fremdartige Elementen vielfach und wesentlich veränderten Typus aufweist, der sich dem der Giljaken stark nähert.

Öltuch, mit Ölfirnis getränktes Baumwoll- oder Leinengewebe, welches als wasserdichtes Packmaterial zu Matrosenjacken etc. benutzt wird.

Ölung, s. Letzte Ölung.

Olvenstedt, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Wolmirstedt, nahe bei Magdeburg, hat bedeutenden Ackerbau, 6 Zichoriendarren und (1885) 3758 evang. Einwohner.

Olvera, Bezirksstadt in der span. Provinz Cadiz, im obern Guadaletethal gelegen, mit maurischer Burgruine auf hohem Felsen und (1878) 8285 Einw.

Ölweide, s. Elaeagnus.

Ölweiß, mit Öl abgeriebenes Bleiweiß.

Olwiópol (spr. -polj), Stadt im russ. Gouvernement Cherson, an der Mündung der Sinucha in den Bug und der Eisenbahn Birsula-Jelissawetgrad, mit (1885) 5368 Einw., welche Handel, besonders mit Weizen, Salz und getrockneten Fischen, treiben. O. wurde 1744 als Grenzfestung Orlik angelegt und 1773 mit dem Stadtrecht belehnt, verlor aber bei der Erweiterung der russischen Grenze gegen die Türkei hin bald jede militärische Wichtigkeit.

Olymp, Gebirge, s. Olympos.

Olympia (hierzu "Plan von Olympia"), der berühmte Schauplatz der Olympischen Spiele im alten Griechenland, welcher durch die vom Deutschen Reich 1875-81 veranstalteten Ausgrabungen bloßgelegt worden ist, wodurch eine genaue Übersicht über sämtliche Kultus-, Fest- und sonstige Gebäude, die Plätze der Weihgeschenke, Denkmäler etc. gewonnen wurde. O. lag in der elischen Landschaft Pisatis, nur wenige Stunden vom Meer entfernt, der Insel Zakynthos (Zante) gegenüber und umfaßte einen weiten, im S. vom Alpheios, im W. vom Kladeos, im N. und Osten durch mehrere Hügel (Kronion, Olympos) begrenzten Raum. Die Gegend war im Altertum eine geweihte, mit schönen Pflanzungen, zahlreichen Bauten und Tausenden von Bildwerken geschmückte Stätte täglicher Opfer und während der Tage des alle vier Jahre stattfindenden Festes ein Sammelplatz vieler Tausende von Besuchern, selbst aus den fernsten Gegenden, wohin griechische Kultur gedrungen war. Tausendjährige Vernachlässigung hat aus derselben eine ungesunde, nur mit niedrigem Gestrüppe bedeckte, wüste Ebene gemacht, welche erst neuerdings durch sorgsame Kultur wieder fruchtbar geworden ist (Mais- und Gerstenfelder, Wein- und Korinthenbau, Ölbaumpflanzungen). Der ganze Raum zerfiel in drei Teile: 1) den nur den Göttern gehörenden, von einer Mauer umschlossenen Tempelbezirk: die sogen. Altis, mit zwei Haupteingängen an der Nord- und Südecke der Westmauer; 2) die außerhalb derselben befindlichen Anlagen für die verschiedenen Wettkämpfe; 3) die nötigen Räumlichkeiten für das Kultuspersonal, für das Unterkommen und die Bewirtung der Festgäste, für geschäftlichen und geselligen Verkehr. Den Mittelpunkt der Altis in räumlicher Beziehung wie hinsichtlich seiner religiösen Bedeutung bildete der große Altar des Zeus, der auf einem umfangreichen steinernen Unterbau aus der mit Wasser aus dem Alpheios vermischten Asche der verbrannten Schenkelknochen der Opfertiere errichtet war, und auf dem täglich Opfer dargebracht wurden. In der Nähe standen drei andre Heiligtümer: nordwestlich das Heräon, ein dorischer Tempel der Hera mit kostbaren Weihgeschenken (darunter der Kasten des Kypselos), in welchem der Hermes des Praxiteles gefunden wurde; westlich das Heiligtum des Pelops (Pelopion), ein mauerumschlossener, mit Statuen geschmückter Tempelhain, und nordöstlich das Metroon, das Heiligtum der Göttermutter. Südwestlich vom Zeusaltar erhob sich der berühmte Tempel des olympischen Zeus (Olympieion), von den Eleern zur Erinnerung an ihren Sieg über die