Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

32

Abeokuta – Aberdarekette

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abenteuer'

Geister, Elfen und anderes Wunderbare eine Rolle spielt. In der Alltagssprache bedeutet jetzt A. vorzugsweise ein auffallendes Ereignis, das mit dem Herkommen nicht in Einklang steht, gern mit dem Beigeschmack des Gefährlichen oder Lüsternen. Abenteuerlich heißen Gedanken und Handlungen, die ihre Entstehung mehr zügelloser Phantasie und blindem Thatendurst als vernünftiger Überlegung und zielbewußtem Willen verdanken.

Auch der Begriff des Abenteurers erfuhr im Laufe der Jahrhunderte Wandlungen. Solange die schwärmerische Sehnsucht nach A. für das Rittertum bezeichnend war, galt wenigstens in den roman. Ländern Aventurier als ehrenvoller Name für fahrende Ritter, deren Thätigkeit darauf hinauslief, daß sie der Ehre wegen von einem Turniere zum andern zogen. Als dann die Turniere zu bloßen feudal-sportmäßigen Spielen (Ringelrennen, Karussellen u. dgl.) ausarteten, nannte man diejenigen, die zu solchem gefahrlosem Wettstreit herausforderten, Mantenedores (frz. Mainteneurs), die hingegen, die den Kampf, das A. bestehen wollten, Aventureros (frz. Aventuriers). Dergleichen Abenteurer finden sich in den roman. Ländern bis ins 18. Jahrh. (s. Crichton). Unterdessen war der Name längst auf eine Klasse von Personen aller Stände übertragen worden, die in unstetem Leben von Land zu Land zogen, um auf ungewöhnlichen Wegen Namen oder Vermögen zu erwerben. Die Entdeckung Amerikas und der neuen Handelswege nach Ostindien war dieser Richtung günstig. Abgesehen von den Konquistadoren (s. d.) des 16. Jahrh., die sich der Waffen bedienten, entstand ein Schlag von Kaufleuten, die sog. Aventuriers, die für erborgte Kapitale Waren kauften und an fernen Küsten hoch verwerteten (s. Großaventurhandel). Es giebt im beginnenden 18. Jahrh. eine Gruppe von Romanen, deren Held der (Leipziger, russische, asiatische u.s.w.) Aventurier ist, Nachahmungen der Robinsonaden (s. Robinson Crusoe). Sie schildern A. in fernen Ländern; der älteste ist «Des seltsamen Aventurier sonderbare Begebenheiten oder Corn. Paulsons Lebensgeschichte» (Lübeck 1724). Dieselbe Zeit und die folgende brachte zahlreiche militär., polit. und diplomat. Abenteurer hervor, wie Ripperda, Bonneval, Benjowsky, Neuhof, Cloots, Trenck, denen Alchimisten, Geheimbündler, Magnetiseure, wie Cagliostro, Saint Germain u.a. an die Seite treten. Casanova (s. d.) kann als Vertreter der Klasse von Abenteurern gelten, die durch Spiel, Liebesintriguen, Duelle, gesellschaftliche Talente und persönliche Bekanntschaften in der großen Welt Mittel für Lebensgenuß oder Ansehen zu gewinnen wußten. An diese schließt sich das vielgestaltige moderne Glücksrittertum an.

Abeokūta (Abbeokuta), Stadt und Landschaft in Nordwestafrika, nördlich von der Sklavenküste, zwischen Dahome, Joruba und Benin, wurde 1825 durch flüchtende Negerstämme gegründet, die in den Schlupfwinkeln der Granitfelsmassen am mittlern Ogun Schutz vor den Sklavenräubern suchten. Sie bauten ihre Hütten dicht um die Felsenfeste, umgaben die rasch anwachsende Dörfergruppe mit einem 3 m hohen Erdwall in einem Umkreis von 32 km und schufen so eine Stadt von mehr als 120000 E. Dadurch erstarkt, breiteten sie ihre Herrschaft bis zu den Lagunen von Lagos aus und schlugen 1864 die anstürmenden Dahomeer. Sie nennen sich Egba. Das Handwerk steht bei ihnen hoch in Ehren; sie sind ↔ geschickte Baumeister, Weber und Färber; auch treiben sie Ackerbau und lebhaften Handel nach Lagos auf dem zur Regenzeit schiffbaren Ogun. (S. Joruba.) – Vgl. Hoffmann, Abbeokuta (Berl. 1859): Burton, A. and the Cameroons mountains (Lond. 1863).

Abeokutarinde (lat. cortex Abeocutae), die nach der Stadt Abeokuta benannte Rinde von Coleocline polycarpa, war früher im Droguenhandel gebräuchlich und wurde sowohl als Heilmittel wie auch zum Gelbfärben benutzt; sie enthält einen Farbstoff, der mit Berberin identisch sein soll.

Aberacht, s. Acht.

Aberbrothock (spr. äbberbróthöck), schott. Stadt, s. Arbroath.

Abercorn (spr. äbberkohrn), Marquis und Herzog von, s. Hamilton, schott. Geschlecht.

Abercromby (spr. äbberkrömmbi), Jakob, s. Dunfermline.

Abercromby (spr. äbberkrömmbi), Sir Ralph, engl. General, aus altem schott. Geschlechte, 1734 zu Tullibodie in der Grafschaft Clackmannan geboren, trat 1756 als Kornett in ein engl. Dragonerregiment und diente im siebenjährigen Kriege und später im amerik. Unabhängigkeitskrieg, seit 1773 Parlamentsmitglied für Clackmannan, vertrat er die freisinnigsten Grundsätze. Er wurde 1781 Oberst, 1787 Generalmajor und nahm an den Feldzügen von 1793 und 1794 in den Niederlanden Anteil. Im Aug. 1795 zum Oberbefehlshaber in Westindien ernannt, eroberte er 1796 Grenada, Demerara, Essequibo und im Febr. 1797 Trinidad. Zurückgekehrt schützte er 1798 das von einer Landung bedrohte Irland und führte 1799 die Vorhut in der Expedition des Herzogs von York nach Holland. Er brachte zwar dem batav. General Daendels eine Niederlage bei, konnte jedoch die Übergabe vom 18. Okt. nicht verhindern, wodurch das anglo-russ. Heer zur Räumung von Holland genötigt wurde. Ende 1800 erhielt A. den Auftrag, mit 18000 Mann den Franzosen Ägypten zu entreißen. Er landete 8. März 1801 bei Abukir, schlug am 13. die franz. Avantgarde bei Mandora und lieferte am 21. dem General Menou die Schlacht bei Alexandria, in der er zwar den Sieg davontrug, aber eine tödliche Wunde erhielt, an der er 28. März 1801 starb. In der St. Paulskathedrale zu London ist ihm ein Denkmal errichtet. Sein Leben beschrieb sein Sohn, Lord Dunfermline («Lieutenant-General Sir Ralph A., a memoir», Edinb. 1861).

Aberdare (spr. äbberdähr), Stadt in der engl. Grafschaft Glamorgan (Wales), in schönem Thale am Cynon, an der Zweigbahn A.-Junction (12 km), hat (1891) 43303, als Stadtbezirk 38513 E., bedeutende Kohlengruben und große Eisenwerke, bildet jetzt einen Teil des Parlamentsbezirks Merthyr-Tydfil (7,2 km im NO.).

Aberdarekette (spr. äbberdähr-), Lord Aberdare Range, Bergkette auf dem Leikipia-Plateau im äquatorialen Ostafrika, die sich im nördl. Massailande zwischen dem Äquator und 1° südl. Br. von NNW. nach SSO. hinzieht, bis zu ungefähr 4000 m Höhe aufsteigt und durch das Thal des nördlich fließenden Guasso Njiro vom Kenia getrennt ist. Am Nordende des Gebirgszugs entspringen der Guasso Njiro und der Guasso Narok, welcher im NW. des Kenia mit jenem sich vereinigt; im S. mehrere Ouellflüsse des Tana, besonders der Malanga, und des Athi (Galana-Sabaki). Die A. wurde von Jos. Thomson auf seiner Reise zum Kilima-Ndscharo, Kenia und Victoria-Njansa 1883 entdeckt und benannt und vom Grafen Teleki und Lieute-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 33.