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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Abendmahlsgemeinschaft - Abenteuer

welche das A. darstellten, sind Dürer und Holbein der Jüngere, unter den neuern Schnorr, Heinr. Heß (München, Neue Pinakothek), Overbeck und Cornelius, unter den Niederländern Justus von Gent (Urbino, Galerie), Bouts (Löwen, Peterskirche), Rubens, Wouters (Romualdskirche in Mecheln), unter den Franzosen Nicolas Poussin (Louvre zu Paris) hervorzuheben. In jüngster Zeit wurde das A. im realistischen Sinne durch E. von Gebhardt (1870; Berlin, Nationalgalerie) und F. von Uhde (1886) dargestellt. Vgl. Riegel, über die Darstellung des A., besonders in der toscan. Kunst (Hannov. 1869); Dobbert, Die Darstellung des A. durch die byzant. Kunst (Lpz. 1872); Engelhardt im "Christl. Kunstblatt" (Stuttg. 1872 u. 1873).

Abendmahlsgemeinschaft. A. besteht unter den christl. Kirchengemeinschaften, die ihre Mitglieder gegenseitig zur Feier des heiligen Abendmahls zulassen; so innerhalb der unierten Kirche zwischen Lutheranern und Reformierten. Die strengen Lutheraner verweigern nicht bloß den Reformierten, sondern auch den Unierten die A. Die röm.-katb. und die griech.-orient. Kirche lassen keine A. zu. Im Gegenteil wird die Teilnahme an der Abendmahlsfeier einer andern Kirche als Bekenntnisakt, also als thatsächlicher Übertritt betrachtet.

Abendmahlsgericht und Abendmahlsprobe, s. Gottesurteil.

Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata L.), ein schöner Schwärmer (s. d.) mit braungrauen mit dunklern Querbinden versehenen Vorderund rosenroten mit blauem Augenfleck verzierten Hinterflügeln. Raupe im Juli bis September gemein auf Weiden, gelegentlich auch auf andern Laubbäumen.

Abendpunkt, soviel wie Westpunkt (s. d.).

Abendröte, s. Farbe des Himmels.

Abendroth, Amandus Aug., Hamburg. Staatsmann, geb. 16. Okt. 1767 zu Hamburg, studierte die Rechte zu Erlangen und Göttingen, wurde hierauf Advokat in Hamburg, 1800 Ratsherr, versah seit 1806 die Polizeiverwaltung und übernahm 1810 das Amt eines Maire. 1812 wurde er in das Corps legislatif berufen. Als im Frühjahre 1813 die Verbündeten auf kurze Zeit Hamburg befreiten, leitete A. die Polizei, weshalb ihn die Franzosen ächteten. Er verlies; vor dem Abzüge der Verbündeten die Stadt, nahm aber, vor der Befreiung Hamburgs (Mai 1814), im Namen der Stadt das Amt Ritzebüttel in Besitz, das er bis 1821 verwaltete. Zu Curhaven gründete er das erste deutsche Nordseebad. Mit dem Wiedereintritt in den hamburg. Senat (1821) wurde er Leiter der Polizei, 1831 Bürgermeister; diese Stelle legte er 1835 infolge von Krankheit nieder. Er starb in der Nacht vom 16. zum 17. Dez. 1842. A. schrieb: "Wünsche bei Hamburgs Wiedergeburt 1812" (2. Aufl., Hamb. 1815).

Abendschulen, Schuleinrichtungen, welche schulpflichtigen Kindern, die den Tag über in Fabriken arbeiten müssen, den nötigen Elementarunterricht gewähren, oder jungen Leuten, die ihrer Schulpflicht genügt haben, Gelegenheit zur allgemeinen Fortbildung oder zur besondern Fachbildung bieten sollen. A. in ersterm Sinne sind zu verwerfen, da bei körperlicher und geistiger Erschöpfung nach der Tagesarbeit ein gedeihlicher Unterricht unmöglich ist. Sie sind in neuerer Zeit auch vielfach gesetzlich verboten, z. B. in Sachsen durch das Volksschulwesen vom 26. April 1873. Durch die Novelle zur Reichsgewerbeordnung vom 17. Juli 1878 (§. 135, Absatz 2) sind sie als alleinige unterrichtliche Versorgung der Kinder ausgeschlossen, (über die Fortbildung nach der Schulzeit s. Fortbildungsschulen und Industrieschulen.)

Abendschuß, s. Morgenschuß.

Abendstern und Morgenstern, oder Hesperos und Lucifer, die man in den frühesten Zeiten für zwei besondere Gestirne hielt, nannten die Alten den Planeten Venus (s. d.). In den tropischen und subtropischen Gegenden kann er nie um Mitternacht über dem Horizonte stehen (es ist dies auch in höhern Breiten ein seltener Fall). Schon die alten Ägypter erkannten die Identität des Abend und Morgensterns.

Abendweite, der Abstand des Punktes, wo ein Gestirn untergebt, vom wahren Westpunkte; sie kann nördlich oder südlich sein, je nachdem der Stern nördlich oder südlich vom Äquator steht. Die Sonne hat im Sommer eine nördliche, im Winter eine südliche A. An den Tagen der Nachtgleichen, also am 21. März und 23. Sept., geht die Sonne im Westpunkte unter; ihre A. ist dann Null. (S. Morgenweite.)

Abensberg (Castra Abusina der Römer), Stadt im Bezirksamt Kelheim des bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, 40km von Regensburg, in 356 m Höhe, an der rechts zur Donau gehenden Abens und der Linie Ingolstadt-Regensburg der Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 2186 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Regensburg), Post, Telegraph, altes Schloß (einst Residenz der Grafen von A.), 2 kath. Kirchen, Kloster der armen Schulschwestern, Filiale der Franziskanerinnen, 2 kath. Schulen, Kinderbewahranstalt, Krankenbaus; Wollspinnerei, einen Eisenhammer, Eisengießerei, Feuerspritzenfabrik und Hopfenbau. Das 1871 restaurierte Mineralbad (eisenhaltig-salinische Schwefelquelle) wird bei Hautkrankheiten, Rheumatismus und Gicht benutzt. In der Nähe, bei Eining (s. d.), großartige Ausgrabungen röm. Bauten und bedeutende Steinbrüche. A. ist Geburtsort des Historikers Thurmayr, dem 12. Okt. 1861 hier ein Denkmal gesetzt wurde. Bei A. schlug 20. April 1809 Napoleon die Österreicher unter Erzherzog Ludwig und General Hiller.

Abenteuer, ein aus dem franz. aventure (Ableitung vom mittellat. advenire für das klassische evenire) umgebildetes Wort, das im 12. Jahrh. mit der höfischen Kunstpoesie nach Deutschland kam und mittelhochdeutsch als âventiure (femin.) erscheint. Es bezeichnet zunächst ein Ereignis überhaupt, insbesondere ein seltsames, wunderbares, dann auch ein Wagnis. Der Begriff des A. in diesem Sinne entwickelt sich mit Rittertum und ritterlicher Epik. Während in den epischen Dichtungen des 11. und 12. Jahrh. die Ritter mehr als Glaubenshelden erscheinen, die A. in Kämpfen mit den Sarazenen im Morgenlande und den Mauren in Spanien suchen, streben seit Ende des 12. Jahrh. die Dichter, ihre Helden durch wüste, meist zwecklose Kämpfe mit Ungeheuern und Märchenwesen aller Art, durch Berührung mit Zauberern und Feen interessant zu machen. Ja, "Frau Aventiure", ein weibliches Wesen von hoher Schönheit, wird geradezu die Muse dieser Dichter, die sie, z.B. Wolfram, anfeuert und belehrt; vgl. J. Grimm, Frau Aventiure klopft an Beneckes Thür (Berl. 1842). Auch die einzelnen Kapitel epischer Dichtungen wurden zuweilen als erste, zweite u. s. w. "Aventiure" bezeichnet. Mit dem Verfall des Rittertums trat das A. in der Litteratur zurück; doch blieb es in der romantischen Poesie, z. B. auch in Märchen und Oper, die technische Bezeichnung für Begebenheiten, bei denen