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Abu Musa Dschafar al-Sofi – Abwässer
Abu Musa Tschafar al-Sofi, s. Geber.
Abûnâ (arab., «unser Vater»), im syr. Christentum Titel der Pfarrgeistlichen;
Titel des Oderhaupts der Abessinischen Kirche (s. d.).
Abundantĭa (lat.), d. h. Überfluß, Fülle, eine auf den Münzen der spätern
röm. Kaiser häufig vorkommende Verkörperung des Volkswohlstandes und Volksglückes, dargestellt als weibliche Figur
mit einem Füllhorn oder Ähren in der Hand. Auch Name des 151. Planetoiden.
Abû Nuwâs, arab. Dichter, geb. 762 n. Chr. in Abwaz, genoß in Basra den
Unterricht der vorzüglichsten Meister. Als Jüngling zog er mit dem Dichter Wâliba nach Kufa, pflegte den für die
hergebrachte Tendenz arab. Poesie fördernden Verkehr der Wüstenaraber, zog durch seine Poesien bald die Gunst des
Hofes in Bagdad auf sich und genoß die Freigebigkeit der Chalifen Hârun und Amin. Er starb 815. Seine Wein- und
Liebeslieder gehören zu den vorzüglichsten Leistungen der arab. Poesie. Man nennt ihn den «Heinrich Heine der Araber».
Seine Lieder sind von arab. Gelehrten in einen Diwân vereinigt worden; in neuerer Zeit hat zuerst Ahlwardt (Abteil. 1,
Greifsw. 1860) die sog. «Weinlieder» des A. N. arabisch herausgegeben, nachdem schon früher Alfr. von Kremer
(Wien 1855) den ganzen Diwân deutsch bearbeitet hatte. Die in Beirut (1301 der Hidschra) herausgegebene Sammlung ist
nicht vollständig, sondern enthält nur einen Teil der Ruhmeslieder; eine lithogr. Ausgabe des ganzen Diwân erschien zu
Kairo 1277 der Hidschra.
Abuschehr, Hafenstadt in Persien, s. Buschehr.
Abu Simbel, ein Fels am westl. Nilufer zwischen dem ersten und zweiten Nilkatarakte, in dem
Ramses II. (1348–1281 v. Chr.) zwei noch erhaltene Tempel, den größern für sich, den kleinern für die Göttin Hathor,
aushauen ließ. Zur Seite des pylonenartigen Eingangs des großen Tempels (s. Tafel:
Ägyptische Kunst II, Fig. 8) sind vier mächtige sitzende Kolosse des Königs, die
größten in Ägypten, von ungefähr 20 m Höhe, mit einer Schulterbreite von 7,5 m, aus dem
Felsen gehauen, an denen
zahlreiche griech., karische und phöniz. Söldner, wahrscheinlich auf einem nub. Feldzug unter Psammetich II. (594–589),
ihre Namen eingekratzt haben. Durch die Thür tritt man in einen von acht kolossalen Osirisfiguren getragenen Saal, von da
durch eine schmale Galerie in einen Saal mit vier Pfeilern, und endlich in das Allerheiligste, das zwischen zwei Kammern
liegt und in dem sich die Statuen des Königs und der drei Götter Re, Ammon und Ptah befinden. Neben diesen
Haupträumen liegen noch acht schmale Zimmer, wohl Gelasse für die Kultusgeräte. Die Inschriften und Darstellungen auf
den Wänden und Pfeilern verherrlichen die Schlachten und Triumphe des Königs. Die Vorderseite des kleinen
Hathortempels schmücken sechs über 10 m hohe Figuren, von denen vier den König, zwei seine Gemahlin, die Königin
Nefretere, darstellen. Der fast unmittelbar an den Fluß vorspringende, zwischen beiden Tempeln gespaltene Fels von
gegen 100 m Höhe, aus einem festen, feinkörnigen Sandstein bestehend, wird in den hieroglyphischen Inschriften (wie
auch der am Südende von Dongola gelegene Berg Barkal) der «heilige Berg» genannt und scheint bei der Anlage der
Tempel befestigt worden zu sein, weshalb der Ort hieroglyphisch die «Festung Ramessopolis» genannt wird. Der heutige
Name A. S. ist von einem Felsen ↔ hergenommen, der bei der Flußbiegung an einer ins Auge fallenden
Stelle einen ägypt. Mann im Basrelief abgebildet trägt, dessen spitz zulaufender Schurz den arab. Schiffern einem
Kornmaße ähnlich zu sein schien. Daher nannten sie dieses Bild «Abu Simbel», Kornvater, von
sinbel, die Kornähre, und bezeichneten dann die ganze Felsenpartie mit den Tempeln
danach. Die frühere Bezeichnung Ib-sambul beruht auf einer unrichtigen franz.
Auffassung des Namens. In demselben Landstrich gründete Ramses auch Felsentempel der Götter Re, Ptah und Ammon.
– Vgl. Dümichen, Der ägypt. Felsentempel von A. S. (Berl. 1869). Die Darstellungen und Inschriften, sind publiziert in
Champollion, Monuments de l’Egypte (4 Bde., Par. 1835–45), und Lepsius,
Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien (9 Bde., Berl. 1849–59); Beschreibung von A. S. in Baedekers «Ober-Ägypten»
(Lpz. 1891).
Abusir, Ort in Ägypten, s. Busiris.
Abusiv (lat.), mißbräuchlich.
Abû Temmâm (Habib ibn Aus) al-Tajji, aus einer christl. Familie, geb. 806 zu
Dschasim in Mittelsyrien, lebte in geringer Lebensstellung in Syrien, Chorassan und Ägypten und starb in Mossul 845. Er
galt als einer der vorzüglichsten Dichter seiner Zeit (Diwân, Kairo 1292 der Hidschra), war aber vielen Anfeindungen seitens
der Dichtergenossen ausgesetzt; viele sprachen ihm die Originalität ab. Auch in späterer Zeit bildete die Kritik seiner
Dichtungen ein vielumstrittenes Thema der Litterarhistoriker. Auch ist A. T. bekannt durch einige dichterische Anthologien,
unter denen die Hamása, (s. d.) die berühmteste ist.
Abutilon T.,
Pflanzengattung aus der Familie der Malvaceen (s. d.) mit gegen 70 tropischen Arten, Kräutern oder
Sträuchern, von denen einige Gespinstfasern liefern und deshalb, wie z.B.
A. indicum Don in Ostindien, angebaut werden. Mehrere Arten sind ihrer schönen
Blüten halber Zierpflanzen für Zimmer und Gewächshaus, besonders die aus Amerika stammenden
A. insigne Rauch. und A. striatum Dicks. Sehr
geschätzt sind mehrere durch Kreuzung entstandene Spielarten mit weißen, gelben, lilafarbenen und bräunlichroten,
einfarbigen oder dunkler geaderten Blüten, die wegen ihres leichten Blühens im Winter für Schnittblumen gezogen werden.
Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge, die sich sehr leicht bewurzeln, oder durch Samen.
Abwaschungen. A. mit kaltem Wasser dienen nicht nur zur Abhärtung der Haut und somit als
Schutz gegen Erkältungskrankheiten, besonders gegen Katarrhe und Rheumatismen, sondern auch bei Fieberzuständen,
um der Haut Wärme zu entziehen und die Fieberhitze zu mindern (s. Kaltwasserkur).
Abwässer, Abflußwässer. In den deutschen Städten
werden im Durchschnitt täglich 100 l Wasser pro Kopf der Bevölkerung gebraucht, dessen größte Menge in verunreinigtem
Zustande dem nächsten öffentlichen Wasserlaufe zufließt. Hierzu kommt noch die bedeutende Menge des in der Industrie
verwendeten Wassers, das nicht selten mit Giftstoffen beladen als A. den Wasserläufen zugeführt wird. Die öffentlichen
Gewässer werden dadurch oft, namentlich in der Nähe stark bevölkerter, industriereicher Städte, in große
gesundheitsgefährliche Kloaken verwandelt.
Handelt es sich nur um eine mechan. Verunreinigung des Wassers, so ist kein Nachteil zu befürchten, da die unlöslichen
Stoffe sich rasch abscheiden; in den bei weitem meisten Fällen tritt aber zugleich