Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

373

Alexandrapol – Alexandria (in Ägypten)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alexandra-Nil'

erhält links den Akenjaru aus dem unerforschten Alexandrasee und bildet in seinem nördl. Laufe die Grenze zwischen Usui-Karagwe und Urundi-Ruanda, im östlichen zwischen Karagwe und Nkole-Buddu. Die Breite beträgt im Unterlauf gegen 100 m bei einer Tiefe von 8 bis 12 m; vor der Mündung liegt eine 0,5 m seichte Barre. Die wenig bewaldeten Ufer werden von dichten Papyrus-Schilfwänden eingefaßt. Wegen der starken Krümmungen und der reißenden Strömung ist der A. nur für kleine Kanoes schiffbar. Speke entdeckte ihn 1862, Stanley gab ihm 1876 den europäisierten Namen, der aber auf den Karten von der einheimischen Bezeichnung Kagera jetzt wieder verdrängt ist, Baumann erforschte 1892 sein Quellgebiet. Da der A. der mächtigste und längste Zufluß des Victoria-Njansa und da dessen einziger Ausfluß der Kivira oder Somerset-Nil ist, so wird gegenwärtig der A. als die Hauptquelle des Nils betrachtet.

Alexandrapol, s. Alexandropol.

Alexandrasee, s. Alexandra-Nil.

Alexandre (spr. -angdr), Rabbi Aaron, Schachspieler, geb. um 1766 zu Hohenfeld am Main in Bayern, ging 1793 als Lehrer der deutschen Sprache nach Straßburg und von da nach Paris. Hier hatte er unter dem Namen Hôtel de l'Echiquier eine Pensions- und Erziehungsanstalt. Dann ging er nach London und verfaßte eine «Encyclopédie des échecs» (Par. 1837) und eine «Collection des plus beaux problèmes d'échecs» (ebd. 1846; deutsch Lpz. 1846). Diese beiden Sammelwerke sind für die frühern Leistungen der Schachkunst die besten und vollständigsten Nachschlagebücher. Eine Zeit lang soll A. das Spiel des Kempelenschen Schachautomaten geleitet haben. Er starb 16. Nov. 1850 zu London.

Alexandre-Orgel, s. Melodium-Orgel.

Alexandrescu, Gregor, s. Alecsandrescu.

Alexandrette (d.i. Klein-Alexandria), türk. Iskanderûn oder Skanderûn (Alexandria ad Issum), türk. Hafenort im kleinasiat. Wilajet Adana mit kaum 1500 E., an dem nach ihm benannten, an der Grenze von Syrien und Kleinasien tief in das Land eindringenden Golf, ist der nördl. (wie Latakieh der südl.) Hafenplatz der 105 km südöstlich gelegenen Handelsstadt Haleb, Halteplatz der Dampfschiffe aus Triest und Marseille und Sitz eines deutschen Vicekonsuls (Konsulat Beirut). A. ist auf der Landseite von ungesunden Sümpfen umgeben. Auch der Hafen ist vernachlässigt. Das Meer hat sich innerhalb 12 Jahren um 20–30 m zurückgezogen. Die Einfuhr betrug (1893) 47,07, die Ausfuhr 23,32 Mill. Frs. Die Europäer wohnen in der 15 km entfernten schönen Stadt Beilân mit 2000 E.; 10 km weiter befindet sich der Beilânpaß, im Altertum die Pylae Syriae eine Schlucht des Amanusgebirges, durch die Alexander und die Kreuzfahrer nach Syrien eindrangen. A. wurde auf Befehl Alexanders d. Gr. zum Andenken an den Sieg bei Issus 333 gegründet; Tancred eroberte es 1097. Am 13. April 1832 erfochten bei A. die Ägypter einen Sieg über die Türken.

Alexandri, Basil, s. Alecsandri.

Alexandrĭa, Stadt im rumän. Kreise Teleorman, an der Vede, unweit der Donau, hat (1890) 12308 E. und war im Russisch-Türkischen Kriege von 1877 und 1878 mit dem benachbarten Zimnicea ein wichtiger Proviantplatz für die russ. Armee.

Alexandrĭa (Aleksandrija). 1) Kreis im russ. Gouvernement Cherson, hat 9810,6 qkm mit 327199 E. in 1305 bewohnten Orten. –

2) Kreisstadt ↔ des Kreises A., 326 km von Cherson, an der Mündung der Beresowka in den Ingulez und der Bahn Jelisawetgrad-Charkow (Station Protopopowka, 91 km von A.), hat (1889) 9930 E., in Garnison die 13. und 14. reitende Artilleriebatterie, Post und Telegraph; Talgschmelzereien, Lichtgießerei, Seifensiederei, Lederfabriken; Ackerbau, Viehzucht.

Alexandrĭa, Stadt in der schott. Grafschaft Dumbarton, am Leven, 24 km im NW. von Glasgow, hat 7796 E., Kattundruckereien und Färbereien.

Alexandrīa, Alexandrien, von den Türken und Arabern Iskanderijeh oder Skanderijeh genannt, feste Seestadt an der Mittelmeerküste Ägyptens, in 30° 2' 4'' nördl. Br. und 48° 58' 30'' östl. L., in 13 m Höhe, 331 v.Chr. von Alexander d. Gr. gegründet und nach seinem Tode Haupt- und Residenzstadt der Ptolemäer, liegt am nordwestl. Rande des Nildeltas, an einer von der Natur zu einer großen Schiffs- und Handelsfurt bestimmten Stelle, auf dem niedrigen, sandigen Landstreifen, der, von SW. gegen NO. gerichtet, den Strandsee Mariut (Mareotis) von dem Mittelmeer trennt.

I. Die alte Stadt, 5,1 km lang und anfangs 1,1 km, in der röm. Kaiserzeit ungefähr 1,7 km breit, war nach dem Plane des Architekten Dinochares oder Dinokrates sehr regelmäßig gebaut und durch starke Ringmauern geschützt. Zwei schnurgerade, über 30 m breite und ihrer ganzen Länge nach mit Säulenhallen geschmückte Hauptstraßen und mehrere andere mit diesen parallel laufende Straßen durchkreuzten die Stadt in rechten Winkeln. Vor ihrer Fronte lag die Insel Pharus (s. d.), durch einen künstlichen, 7 Stadien langen Steindamm (Heptastadion) mit ihr verbunden. Der Damm schied die Haupthäfen der Stadt, den «großen» im NO. und den Hafen «des Eunostos» im SW.; beide standen durch die Bogen der an beiden Enden des Damms befindlichen Brücken miteinander in Verbindung. Im S. der Stadt, an dem jetzt versumpften, im Altertume für die größten Schiffe zugänglichen See Mareotis, gab es noch einen Handelshafen, der «Seehafen» (limnaeus) genannt, und im NW. an der Mündung des mit jenem See in Verbindung stehenden Drakonkanals, einen künstlichen Hafen namens Kibotos. Die meisten öffentlichen Gebäude lagen dem großen Hafen gegenüber, in dem östl., glänzendsten Stadtteile, der «Königsstadt», die seit dem 2. Jahrh. n. Chr. Brucheion hieß. Hier standen die Königspaläste der Ptolemäer mit ihren Garten- und Parkanlagen, das große Theater, das Poseidion und das ins Meer hineinreichende Timonion, von Triumvir Antonius erbaut; ferner das Kaisareion (Caesareum), endlich das Emporion, d. h. der Platz mit den Bauten für den Großhandel und die Warenlager. An diese reihten sich die Magazine, in denen sich die ältere Bibliothek befand; etwa südlich von der Bibliothek stand das Museum. Außerdem lagen an der großen Hauptstraße (dem Dromos) das Gymnasium mit einer großen Stoa und der Gerichtshalle, das Mausoleum oder Sema, die Begräbnisstätte Alexanders d. Gr. und der Ptolemäer, aber auch viele andere Prachtgebäude, Tempel und unzählige Bildsäulen. Im äußersten W. und SW. lag dem alten Hafen gegenüber der Stadtteil Rhakotis. Hier stand das Sarapeion (Serapeum), benannt nach dem Tempel des Sarapis (s. d.), mit einer reichen Bibliothek, neben ihm das Stadium, und außerhalb der Ringmauer die weit ausgedehnte Nekropolis. Der nordöstl. Teil der Stadt war das

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 374.