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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Althaia - Altitalienische Befestigungsmanier

sind kürzer als das zugehörige Blatt. Die im Juli und August blühende Pflanze wächst an Gräben und auf feuchten Wiesen, besonders auf salzhaltigem Boden, wird aber auch als Arzneipflanze im großen (z. B. zwischen Nürnberg und Bamberg, bei Schweinfurt) gebaut. Der mehrköpfige Wurzelstock trägt senkrecht absteigende, außen graugelbliche, innen weiße und schleimig-fleischige Wurzeln, von denen vorzugsweise die zweijährigen der kultivierten Pflanze als Eibischwurzel oder Altheewurzel (s. d.) offizinell sind. Auch die Blätter sind als Eibischblätter (Folia Althaeae) offizinell. Eine dritte Art ist die in vielen Farbenvarietäten (Stockrose, Stockmalve, Herbstrose, Pappelrose u. s. w.) als Zierpflanze gezogene A. rosea L., eine zweijährige, 1,5 bis 2,5 m hohe Staude mit rundlichen, beiderseits steifhaarig-filzigen Blättern und großen Blüten, die wegen Verkümmerung ihrer Tragblätter zu einer langen Traube geordnet sind. Von dieser Pflanze sind die Blüten der dunkel blühenden (besonders der schwärzlichvioletten) Varietäten ebenfalls als Flores Malvae arboreae offizinell; die schwarzvioletten Blüten werden zum Färben von Wein, Essig u. s. w. benutzt.

Althaia (Althäa), Tochter des Thestios, Gattin des Königs Oineus, Mutter des Meleagros (s. d.).

Althäin, soviel wie Asparagin (s. d.).

Althaldensleben, Dorf und Rittergut im Kreis Neuhaldensleben des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der rechts zur Ohre gehenden Bever und der Nebenbahn Neuhaldensleben-Eilsleben, hat (1890) 3741 E., Post, Telegraph, eine Kirche für Evangelische und Katholiken (1830 erbaut); Fabrikation von Steingut (Schmelzer & Gericke, 800 Arbeiter) und Thonwaren (6 Fabriken), Rübenbau und Konsumvereine. (S. auch Nathusius, Gottlob.)

Althaus, Theodor, polit. Schriftsteller, geb. 22. Okt. 1822 zu Detmold, studierte in Bonn, Jena und Berlin Theologie und Philosophie, wandte sich aber in Leipzig der Schriftstellerei zu. Seit März 1848 wirkte er in radikal-demokratischem Sinne journalistisch in Bremen und Hannover, saß Nov. 1849 bis Mai 1850 wegen eines Artikels in Haft zu Hildesheim, wurde, zum Lehrer der Freien Gemeinde nach Hamburg berufen, ausgewiesen und starb 3. April 1852 zu Gotha. Er schrieb: "Märchen aus der Gegenwart" (Lpz. 1848; Neudruck, ebd. 1888), "Aus dem Gefängnis" (Brem. 1850), welches Buch A.' auf kosmopolitische und stark socialistische Humanität aufgebaute Staatstheorie, Charakteristiken und Gedichte enthält; letztere ergänzte ein Privatdruck für die Familie 1853. "Theod. A. Ein Lebensbild" (Bonn 1888) schrieb sein Bruder Friedrich A. Dieser, geb. 14. Mai 1829 zu Detmold, lebt als Arzt in London und ist Mitarbeiter deutscher Zeitschriften. Er schrieb "Engl. Charakterbilder" (2 Bde., Berl. 1870), eine Biographie S. Hartlibs (1884), verdeutschte die Dickens-Biographie von Forster (3 Bde., Berl. 1872-73) und gab die "Röm. Tagebücher" von Gregorovius heraus (Stuttg. 1892). - Vgl. Briefwechsel und Gespräche Alex. von Humboldts mit einem jungen Freunde (Berl. 1861).

Althee, Pflanzengattung, s. Althaea.

Altheepasta, Gummipasta, weißer Lederzucker (Pasta gummosa), eine weiße lederartige oder brüchige Masse, wurde ursprünglich unter Zusatz von Eibischwurzel-Abkochung bereitet. Jetzt wird sie dargestellt aus Arabischem Gummi, Zucker, Eiweiß und Pomeranzenblütenölzucker. (S. Pasta.)

Altheesaft, weißer Brustsaft (Sirupus Althaeae), ein mit Zucker versetzter wässeriger Auszug der Altheewurzel (s. d.).

Altheewurzel, Eibischwurzel (Radix Althaeae), die getrocknete Wurzel von Althaea officinalis L. (s. Althaea), lange, fingerdicke, nach dem Abschälen der äußern Rinde weiße Wurzel; mit etwas dicker, stark faseriger und biegsamer Innenrinde, mit fleischigem, zerbrechlichem, mehligem Holz, von süßlichem Geschmack. Die Wurzel ist reich an Stärkemehl (30 Proz.), enthält außerdem Pflanzenschleim, Pektinstoffe, Eiweiß, Zucker, wenig fettes Öl, ferner Asparagin (s. d.), Holzfaser und Salze verschiedener Säuren. Beim Übergießen mit warmem Wasser giebt sie ein schleimiges Infusum und wird in dieser Form als Arzneimittel verwandt.

Im Handel unterscheidet man bayrische, französische und belgische A.; die bayrische ist zwar von Aussehen weniger weiß und markig als die französische, wird aber hinsichtlich ihrer Wirkung mehr geschätzt; die belgische kommt seltener nach Deutschland. Die A. wird namentlich in der Gegend von Schweinfurt, Bamberg und Nürnberg angebaut; der jährliche Ertrag wird auf 200 000 - 250 000 kg geschätzt. Man verkauft die Wurzel auch geschnitten (Radix althaeae concisa) und als Pulver.

Althing, die Volksvertretung von Island (s. d.).

Althochdeutsch, s. Deutsche Sprache.

Althof, Kloster bei Doberan (s. d.).

Althorp, Viscount, s. Spencer.

Altieri, eine seit dem 12. Jahrh. genannte röm. Fürstenfamilie. Ihr entstammt Emilio Carlo A., der als Clemens X. (s. d.) den päpstl. Stuhl innehatte und mit welchem die A. erloschen. Name und Besitz der A. ging über auf den Gemahl von Clemens' X. Nichte Laura Caterina, den Marchese Palucio Paluzzi degli Albertoni aus einer alten röm. Familie. Von ältern A. ist zu nennen: Marcantonio A., geb. 1450, gest. 1532, Humanist; von ihm sind die zu Rom 1873 gedruckten und für die Sittengeschichte seiner Zeit wichtigen "Nuptiali". Von neuern A. ist hervorzuheben: Luigi A., Sohn des Don Paluzzo A., Senators von Rom, geb. 17. Juli 1805, war seit 1836 päpstl. Nuntius in Wien und wurde, 1845 zum Kardinal erhoben, eine der einflußreichsten Persönlichkeiten an der Kurie. Nach der Einnahme Roms durch Oudinot (im Juli 1849) übernahm er mit den Kardinälen della Genga und Vanicelli-Casoni für den noch in Gaeta weilenden Pius IX. die Regierung; er blieb bis zum Tode (11. Aug. 1867) in hohen päpstl. Ämtern.

Altilik, türk. Billonmünze, s. Beschlik.

Altior advérsis (lat.), "über Widerwärtigkeiten erhaben"; Devise des mecklenb. Greifenordens.

Altirisch, s. Irische Sprache und Litteratur.

Altis, der heilige Hain in Olympia (s. d.).

Altitalienische Befestigungsmanier, begründet durch den Kriegsbaumeister Sanmicheli (s. d.), der 1527 den Umbau der Befestigungen seiner Vaterstadt Verona nach der neuern Manier begann. Diese legte die Hauptaufstellung wie in der alten Städtebefestigung auf die langen Linien (Kurtinen) und gab den flankierenden Basteien (vergrößerte Türme) fünfeckige Form, um Eskarpe und Kurtine besser bestreichen zu können; diese umgestalteten Bollwerke erhielten den Namen Bastione. Dieselben waren auf Kanonenschußweite (4-500 m) voneinander entfernt, die Flanken standen senkrecht zur Kurtine. Die Flankengeschütze sicherte man durch