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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Amigoni - Amman

rechter Flügel stand zwischen Boves und Dury. Der linke preuß. Flügel (8. Armeekorps) begann am Morgen den Angriff in nördl. Richtung und warf den Feind, der hauptsächlich mit Infanterie auftrat, von Abschnitt zu Abschnitt. Der rechte preuß. Flügel sollte die Höhen von Gentelles und Villers-Bretonneux nehmen und wurde selbst von einem feindlichen Korps angegriffen, das zur Deckung von Corbie aufgestellt war. Die Franzosen leisteten energischen Widerstand, und die Preußen konnten nur langsam Terrain gewinnen. Die Erstürmung einer starken Schanze bei Villers-Bretonneux durch das 44. Infanterieregiment brachte hier den Kampf zur Entscheidung. Nach zehnstündigem Kampfe sahen sich die Franzosen auf A. zurückgeworfen, das sie noch in der Nacht räumten; sie verloren 1800 Mann an Toten und Verwundeten und 800 Gefangene. Am 28. Nov. besetzte General von Goeben die Stadt ohne Kampf, und 30. Nov. ergab sich nach kurzem Gefecht die Citadelle mit 11 Offizieren, 400 Mann und 30 Geschützen. Die Preußen hatten an Toten und Verwundeten 74 Offiziere und 1300 Mann verloren.

Amigoni, Jacopo, ital. Maler, s. Amiconi.

Ämilia, Landschaft in Italien, s. Emilia. - Ä. ist auch der Name des 159. Planetoiden.

Ämilische Straße (Via Aemilia), s. Emilia.

Ämilius Paullus, Lucius, röm. Feldherr aus dem Geschlecht der Ämilier, war 219 v. Chr. siegreich gegen König Demetrius von der Insel Pharus an der dalmat. Küste, fiel als Konsul in der gegen seinen Willen begonnenen Schlacht bei Cannä 216 v.Chr.

Sein Sohn Lucius Ä. P. Macedonicus erhielt 182 v. Chr. zum erstenmal, 168 zum zweitenmal das Konsulat, überwand in der Schlacht bei Pydna 22. Juni 168 v. Chr. den Perseus, König von Macedonien, und brachte eine Beute von 200 Mill. Sesterzien in den Staatsschatz, so daß die regelmäßige Steuer, das Tributum, seitdem für die Bürger aufhören konnte. Den während des Siegesfestes erfolgten Tod zweier Söhne ertrug er mit Standhaftigkeit, ja er dankte den Göttern, daß sie dieselben zum Opfer gewählt, um den Wechsel des röm. Glücks abzuwenden. Er starb 160 v. Chr. Sein dritter Sohn war der jüngere Publius Cornelius Scipio Africanus (s. Scipio).

Amimie (grch.), das Unvermögen, Gedanken und Gefühle durch bezeichnende Mienen und Gebärden auszudrücken, findet sich bei Hirnstörungen, oft im Verein mit Aphasie (s. Sprachstörungen); sie gilt als Symptom von Sehhügelerkrankung.

Amine, Aminbasen, s. Ammoniakbasen.

A minore ad majus, s. A majore ad minus.

Aminsäuren, s. Amide.

Amira, Karl Konr. Ferd. Maria von, Jurist und Germanist, geb. 8. März 1848 zu Aschaffenburg, studierte die Rechte in München, habilitierte sich daselbst 1874 und ward 1875 in Freiburg i. Br. ord. Professor des deutschen Rechts; 1893 folgte er einem Rufe nach München. Er schrieb "Das altnorweg. Vollstreckungsverfahren" (Münch. 1874), "Erbenfolge und Verwandtschaftsgliederung nach den altniederdeutschen Rechten" (ebd. 1874), "über Zweck und Mittel der german. Rechtsgeschichte" (ebd. 1876), "Nordgerman. Obligationenrecht" (Bd. 1 u. 2, Lpz. 1882-92), "Das Endinger Judenspiel" (hg. in den "Neudrucken deutscher Litteraturwerke des 16. u. 17. Jahrh.", Nr. 41, Halle 1883), "Recht" (in Pauls "Grundriß der german. Philologie", Straßb. 1890).

Amiranten, auch Admiralitätsinseln (Almiranten der Engländer, welche sie 1811 besetzten), ehemals Joan-Martins-Inseln, eine Gruppe afrik. Koralleninseln im Indischen Ocean, im SW. der Seychellen zwischen 5° und 6° südl. Br., aus 11 Eilanden bestehend, die 83 qkm mit ungefähr 100 E. umfassen, sämtlich niedrig, zum Teil bewaldet und von Ziegen und Schweinen bevölkert sind. Sie dienen als Stationsplätze für den Fisch- und Schildkrötenfang. Die Aufsicht führt der brit. Gouverneur von Mauritius, welcher die Inseln verpachtet. Die Bewohner sind Mischlinge (Neger und Weiße) und sprechen französisch. Die A. sind nicht zu verwechseln mit den austral. Admiralitätsinseln (s. d.).

Amîs, Pfaffe, s. Stricker.

Amisia, lat. Name der Ems.

Amisus, auch Samisus genannt, alte Stadt in Kappadocien am Schwarzen Meer, an der Stelle des heutigen Samsun, eine Kolonie von Milet, war eine der wichtigsten Städte des Königreichs Pontus. Von den Kriegen der Römer mit Mithridates und in den röm. Bürgerkriegen hart betroffen, erholte es sich in der Kaiserzeit und gehörte zu den als frei anerkannten, wenn auch thatsächlich unter röm. Oberherrlichkeit stehenden Städten.

Amlwch (spr. ämmluk) oder Amlwich, Hafenort an der Nordküste der engl. Insel Anglesey, war bis zur Entdeckung der Kupferminen des 3 km entfernten Parys-Berges 1768 ein ödes Fischerdorf, wuchs aber dann rasch zu einer belebten Stadt an und hat (1891) 5567 E., die großenteils vom Bergbau und der Verschiffung des Kupfers leben. Der gute Hafen ist von der Bergwerksgesellschaft aus dem Felsen gesprengt. Der Ertrag der Kupfergruben (früher jährlich 3000 t) ist jetzt nur 500 t.

Ammân, bedeutende Trümmerstätte im Ostjordanlande, 40 km östlich vom Jordan, teils aus vorhistor. Zeit (Dolmen und Malsteine), teils aus der vorröm. (Gräber nach jüd. Art), teils aus der mohammed. Periode (Moschee, Schloß) stammend. A. heißt in der Bibel Rabba(th) der Kinder Ammon oder auch kurzweg Rabba, d. i. Hauptstadt (2 Sam. 10-12). Durch Ptolemäus Philadelphus von Ägypten hellenisiert, erhielt die Stadt vorübergehend den Namen Philadelphia. Die Zeit der Zerstörung ist unbekannt. Nach dem Russisch-Türkischen Kriege von 1877 bis 1878 hat die türk. Regierung einige tscherkess. Familien in A. angesiedelt.

Amman, Joh. Konr., Taubstummenlehrer, geb. 1669 zu Schaffhausen, studierte zu Basel und ließ sich als Arzt und Taubstummen-Sprachlehrer in Amsterdam nieder. Später privatisierte er auf seinem bei Leiden gelegenen Landgute Warmond, wo er 1724 starb. Seine Schriften "Surdus loquens" ("Der redende Taube", Amsterd. 1692; engl. 1694; deutsch Prenzlau 1747; von Graßhoff, Berl. 1828) und "Dissertatio de loquela" (Amsterd. 1700) dienten spätern Taubstummenlehrern, namentlich Heinicke (s. d.), als Grundlage ihrer Bestrebungen.

Amman, Jost, Maler, Kupferstecher und Formschneider, geb. 1539 zu Zürich, gest. 1591 zu Nürnberg, fertigte treffliche, kulturhistorisch interessante Holzschnitte und verfaßte kunsttechnische und kunsttheoretische Schriften. In neuen Ausgaben erschienen seine Stände und Handwerker von 1568 (Lpz. 1884), sein Frauentrachtenbuch von 1586 (ebd. 1880), sein Kartenspielbuch von 1588 (ebd. 1880) und A.s Wappen- und Stammbuch von 1589 (Görlitz 1877 u. Lpz. 1881). - Vgl. C. Becker, Jobst A. (Lpz. 1854).