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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Analysieren - Anamorphose

Titriermethode (6. Aufl., Braunschw. 1886); Hempel, Gasanalytische Methoden (2. Aufl., ebd. 1890); Winkler, Lehrbuch der technischen Gasanalyse (2.Aufl., Freiberg 1892); Behrens, Anleitung zur mikrochemischen A. (Hamb. 1895); E. F. Smith, Elektrochemische A. (deutsch von Ebeling, Berl. 1895). Neue Entdeckungen in der "Zeitschrift für analyt. Chemie" (hg. von Fresenius).

Analysieren (grch.), auflösen, zertrennen, zerlegen, zergliedern, namentlich in der Betrachtung.

Analysis (grch.) oder Analyse, Auflösung, Zergliederung, in der Philosophie Gegensatz der Synthesis (s. d.). A. in der Mathematik war bei den Alten eine Methode zur indirekten Auflösung geometr. (mathematischer) Aufgaben. Man betrachtet das Gesuchte als gegeben und untersucht, wie durch dasselbe Größen bestimmt werden, die gegebene Werte haben sollen, um dann vermöge des erkannten Zusammenhangs aus dem Gegebenen das Gesuchte durch Konstruktion (Synthesis) zu finden. Diese geometrische A. ist nach Diogenes Laertius und Proklus von der Platonischen Schule (Eudorus u. a.) ausgebildet worden; Bemerkungen darüber sind bei Euklides, Archimedes, Apollonius anzutreffen. Ebenso wurden die Rechnungsaufgaben behandelt; man bildete gemäß der Aufgabe Gleichungen zur Bestimmung der Unbekannten und lernte die Gleichungen auflösen. In anderm Sinne wird seit Erfindung der Differential- und Integralrechnung (s. d.) durch Newton und Leibniz der Name mathematische A., A. des Unendlichkleinen wie des Endlichen, für Theorie der (analytischen) Funktionen angewendet, in der man die Abhängigkeiten einer Größe von andern Größen untersucht, die durch Gleichungen für endliche Größen oder für deren Differentiale vermittelt werden. (S. Algebra.)

Analytik (grch.), nach Aristoteles die Wissenschaft, die lehrt, wie eine gegebene, fertige Erkenntnis in die ersten Elemente, aus denen sie gewonnen wurde, sich wieder auflösen läßt, wodurch also der innere, gesetzmäßige Bau einer Wissenschaft klargestellt wird. Aristoteles' A. war lange Zeit die allgemein anerkannte Logik (s. d.). Vertieft ist die Aufgabe in Kants Vernunftkritik, deren gewichtigster Bestandteil die transcendentale A. heißt, und die auch im ganzen von Kant als A. des reinen Verstandes im Gegensatz zur alten Ontologie bezeichnet wird. - Über unbestimmte A. s. Algebra.

Analytisch (grch.), auflösend, zerlegend; über analytisches Urteil, analytisches Verfahren s. Synthesis.

Analytische Chemie, die Zusammenstellung der zur chem. Analyse (s. d.) dienenden Methoden.

Analytische Geometrie, s. Geometrie.

Analytischer Unterricht, d. i. zergliedernder oder erläuternder Unterricht, ein Lehrverfahren, das darin besteht, ein dem Schüler dargebotenes Ganze, z. B. einen sinnlichen Gegenstand, eine bildliche Darstellung, einen Satz, ein Lesestück, eine Rechenaufgabe zu zergliedern, damit der Schüler ein klares Bild von den einzelnen Bestandteilen gewinne, bei Bildung von Begriffen aber vom Konkreten, Speciellen, vom Beispiele zum Abstrakten, Allgemeinen aufzusteigen. Die Herbart-Zillersche Richtung der Pädagogik bezeichnet mit A. U. vorzugsweise die Zerlegung, Ordnung und Berichtigung des im Schüler vorhandenen Vorstellungs- und Gedankenkreises.

Analytische Sprachen, s. Sprachwissenschaft.

Analzim, Mineral, s. Analcim.

Anam, Reich in Hinterindien, s. Annam.

Anamba-Inseln, eine Gruppe kleiner Inseln im Malaiischen Archipel, westlich von Borneo und der Südspitze der Halbinsel Malaka, zwischen 5° 27' 15" und 2° 50' 13" nördl. Br., sowie 106° 13' 14" und 105° 38' 4" östl. L. von Greenwich gelegen und noch wenig bekannt. Die nördlichste, Pulo Mata (Groß-Anamba), hat einen guten Hafen. Die Bewohner der A. sind meist malaiische Fischer. Die A. bilden eine Abteilung der Residentschaft Riouw oder Rio des niederländ.-ind. Kolonialreichs.

Anamesit, ein sehr feinkörniges bis fast dichtes, grünlichgraues oder bräunlichschwarzes, im Bruche schimmerndes Eruptivgestein der Tertiärformation, das aus einem mit dem bloßen Auge kaum zu unterscheidenden Gemenge von Augit, triklinem Feldspat, etwas Magneteisen und oft Olivin besteht und somit dieselben Gemengteile besitzt wie Dolerit und Basalt, zwischen denen es an Deutlichkeit der mineralischen Zusammensetzung in der Mitte steht (daher der Name). Der A. findet sich z. B. zu Steinheim bei Hanau, auf den Hebriden, den Färöer und Island.

Anämie (grch.), eigentlich Blutlosigkeit, wird aber meist statt des korrektern Ausdrucks Oligämie für Blutarmut (s. d.) gebraucht, und zwar in dem doppelten Sinne, daß man sowohl die abnorme Abnahme der Blutmenge überhaupt als auch die krankhafte Verminderung der Blutkörperchen und der Eiweißstoffe im Blute so bezeichnet. Eine besondere Form der A. ist die Bleichsucht (s. d.).

Anamirta, s. Kockelskörner.

Anammelech, s. Moloch.

Anamnese (grch., "Erinnerung"), in der Medizin alle Mitteilungen, die der Kranke selbst auf Befragen des Arztes über seinen Zustand macht, und welche den Arzt in Verbindung mit einer genauen objektiven Untersuchung zu einem diagnostischen Urteil gelangen lassen. Die Kunst, aus den Angaben des Kranken auf Sitz und Wesen der Krankheit zu schließen, heißt Anamnestik.

Anamnier, Abteilung der Wirbeltiere (s. d.).

Anamorphose (grch.), eine nach optischen Gesetzen derart verzerrt gezeichnete Darstellung eines Gegenstandes, daß sie, von einem gewissen Standpunkte aus oder durch gewisse optische Hilfsmittel gesehen, richtig und ohne Verzerrung erscheint. Wenn die A. so konstruiert sind, daß sie ohne Hilfe von Instrumenten, nur von einem berechneten Standpunkte aus, richtige Bilder geben, so heißen sie optische A. Hierher gehören die Zerrschriften und Zerrbilder, die nur bei einer gewissen Haltung des Auges richtig erscheinen, ferner die Streifenbilder, die coulissenartig aufgereiht, von vorn, von links und von rechts betrachtet, je ein anderes Bild geben. - Betrachtet man sich in einer cylindrischen spiegelnden Fläche, so wird das Gesicht schmal und langgestreckt erscheinen. Wenn man dagegen einem solchen Cylinderspiegel eine Zeichnung gegenüber hält, auf der ein Gesicht so vielmal breiter gezeichnet wäre, als es durch den Spiegel verschmälert wird, so muß es im Cylinderspiegel richtig erscheinen; in ähnlicher Weise verhält es sich mit Kegel- und Pyramidenspiegeln u. s. w. Derartige für Cylinder- und Kegelspiegel konstruierte A. nennt man katoptrische. Leupold erfand (1714) für die Zeichnung solcher A. ein eigenes Instrument. A., die durch Glaspolyeder gesehen richtige Zeichnungen geben, heißen dioptrische. (S. auch Anorthoskop.)

A. in der Botanik, s. Metamorphose.