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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ankober – Anlage

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Anklam'


Textfigur:

amtes erster Klasse, Kataster-, Seemanns- und Strandamtes und eines Bezirkskommandos und hat mit den Vororten Gellendin, Schanzenberg und Görckeburg (1890) 12917 (6098 männl., 6819 weibl.) E., darunter 162 Katholiken und 140 Israeliten; Postamt erster Klasse, Telegraph, zwei evang., die got. Marien- (aus dem 13. Jahrh., 1888 erneuert) und die Nikolaikirche (14. Jahrh.) mit schönen Holzschnitzereien, jede mit einem 100 m hohen Turme, ferner eine kath. Kirche und eine Synagoge, Kriegsschule (191 Insassen, seit 1871), Gymnasium (Direktor Heinze, 15 Lehrer, 8 Klassen, 228 Schüler, 1 Vorklasse, 28 Schüler), höhere Bürger-, höhere Mädchenschule, Stadtschule, gewerbliche Fortbildungsschule, Freimaurerloge, Armen-, Krankenhaus, Gasbeleuchtung, Schlachthaus, Kinderbewahranstalt, drei Hospitäler, bedeutende Stiftungen. Ferner bestehen 2 Eisengießereien, 3 Wollwebereien, 6 Brauereien, 3 Dampfmahl-, 1 Dampfschneidemühle sowie Fabrikation von Cigarren, Zucker und Seife; Brennerei, Töpfereien, 2 Kalköfen, 2 Buchdruckereien, Torfstechereien, Schiffswerft; Handel mit Getreide, Torf, Pflastersteinen und besonders mit Möbelwaren; Reichsbanknebenstelle, Stadtsparkasse, dän. Konsulat, eine Kaufmannscompagnie. – A., ursprünglich wend. Festung, wurde im 12. Jahrh. germanisiert, 1121 von Herzog Boleslaw III. von Polen zerstört, 1188 wieder aufgebaut und trat im 13. Jahrh. der Hansa bei. Die aufständischen Bürger wurden 1387 von Bogislaw VII. von Pommern gezüchtigt, 1570 die Stadt neu befestigt, 1627 von den Kaiserlichen belagert, 1630 von den Schweden erobert, 1637 von Clam-Gallas vergeblich bestürmt, 1713 von den Russen geplündert, 8. Juli 1715 von den Sachsen genommen. 1720 kam A. an Preußen, 1762 verlor es die Festungswerke.

Ankober, Hauptstadt des abessin. Königreichs Schoa (s. d.), liegt in 2800 m Höhe.

Ankobra, Fluß an der Goldküste (s. d.).

Ankogel, einer der östlichsten Hochgipfel der Hohen Tauern, erhebt sich südöstlich vom Wildbad Gastein an der Grenze von Salzburg und Kärnten und auf der Wasserscheide zwischen der Salzach und der Drau zu 3263 m Höhe ü.d.M. Er ist der zweithöchste Gipfel der gleichnamigen Gruppe. Die Umgebung ist vergletschert, Klein-Elendgletscher (5,4 qkm) am A., Groß-Elendgletscher (5,76 qkm) am Hochalmspitz. Die Besteigung des A. geschieht von Gastein-Mallnitz aus oder aus dem Elend, dem Hintergrunde des wasserreichen Maltathales; zu ihrer Erleichterung dienen die Hannoverhütte (2445 m) der Sektion Hannover und die Elendhütte (1665 m) der Sektion Klagenfurt des Deutschen und österreichischen Alpenvereins.

Ankogelalpen, s. Ostalpen.

Ankoi, s. Andchui.

Ankori, Nkole, Usagara, Land im äquatorialen Afrika in 1500 m Höhe, das im W. mit einem zerklüfteten Gebirge (1870 m) abschließt, dehnt sich als einheitliches Reich zwischen dem Albert-Eduard-Njansa und den Landschaften Buddu und Karagwe am Victoria-Njansa aus. Die fürstl. Familie und die Mehrzahl der Häuptlinge gehören zu dem Galla-Negerstamme der Wahuma. Der fruchtbare Boden ernährt eine ziemlich dichte Bevölkerung. Stanley und Emin Pascha durchzogen ↔ 1889 A. von N. nach S. als die ersten Europäer; Lugard durchschritt es wiederholt von O. nach W. 1891 und stellte es unter die engl. Schutzherrschaft von Uganda.

Ankörnen, das Anlocken des Wildes durch ausgelegtes Getreide, Baumfrüchte, Knollen.

Ankudinow, s. Alexej Michailowitsch.

Ankylo ... (grch.), krumm, gekrümmt.

Ankyloblephăron (grch., d. i. Augenliderverkrümmung), Verwachsung der freien Augenlidränder, wodurch die Augenlidspalte verkürzt oder auch ihrer ganzen Länge nach geschlossen wird; ist durch Operation zu beseitigen.

Ankyloglóssum (grch.), die krankhafte Verwachsung der Zunge (s. d.) mit dem Boden der Mundhöhle, kommt am häufigsten angeboren vor und wird in diesem Falle meist durch Formfehler des Zungenbändchens bedingt, welches entweder zu kurz ist oder zu weit nach vorn reicht. Bei Erwachsenen tritt bisweilen nach Verwundungen, Verbrennungen oder durch Geschwürsbildung eine narbige Verkürzung des Bändchens ein. Die Bewegungen der Zunge werden gehemmt und das Saugen, die Sprache sowie das Hinunterschlingen von festen und flüssigen Nahrungsmitteln erschwert. Das Leiden kann nur auf operativem Wege gehoben werden.

Ankylomēter (grch.), Krümmungsradius, s. Krümmung.

Ankylōse (grch.), Anchylose, s. Gelenksteifigkeit.

Anlage, in der Entwicklungsgeschichte die erste, sinnlich wahrnehmbare Spur eines Organs oder einer Organgruppe, die sich im Laufe der Entwicklung weiter ausbildet. So spricht man von der A. des centralen Nervensystems, des Auges u.s.w. und versteht darunter häufig nur Zellenhaufen, Ausstülpungen, Falten oder ähnliche Gebilde, die durch spätere Differenzierung (s. Arbeitsteilung) ihres innern Baues und ihrer Form erst die morpholog. Bedeutung der A. erkennen lassen. In gleicher Weise wird das Wort in der vergleichenden Anatomie gebraucht, um Teile zu bezeichnen, die an und für sich schwer ihre Bedeutung erkennen ließen, wenn ihre weitere Ausbildung nicht bei höher entwickelten Tieren verfolgt werden könnte. Erst durch diese Verfolgung innerhalb des Tierstammes ist es in manchen Fällen möglich, die A. sich ausbildender Teile von den rudimentären Organen zu unterscheiden, die durch Rückbildung entstanden sind.

Im weitern Sinne nennt man A. jede angeborene Fähigkeit zu irgend welchen Zuständen oder Thätigkeiten. Die Erkennung solcher A. im Kindes- und Jugendalter spielt eine wesentliche Rolle, hinsichtlich körperlicher A. bei der Tierzüchtung, hinsichtlich geistiger A. bei der Erziehung des Menschen. Dem Tierzüchter, der eine Rasse nach bestimmter Richtung hin durch fortlaufende Zuchtwahl der Erzeuger ausbilden will, liegt es ob, unter seinen Tieren schon im jugendlichen Alter diejenigen zu erkennen, bei welchen die gewünschte Besonderheit (z. B. kurzer Schnabel oder eine bestimmte Farbe u.s.w.) sich im höchsten Grade ausbilden wird. Indem er diese Tiere zu weiterer Zucht auswählt und auf diese Weise durch stete Vererbung die Besonderheit ausbildet, entwickelt er die A. zu höchster Vollkommenheit. In ähnlicher Weise ist es die Aufgabe der Eltern und Erzieher, in dem Kinde die A. und Keime zu A. zu entdecken, welche dasselbe vorzugsweise befähigen, sich in dieser oder jener Richtung auszubilden. Es lassen sich hier durchaus keine bestimmten Regeln aufstellen, noch Metho-