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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aortenbogen; Aosta; Aouaraöl; A. p.; Apachen; Apáfy

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Aortenbogen - Apáfy (Michael I.)

elastischen Fasern versehenes Rohr und ist daher sehr widerstandsfähig gegen das aus dem Herzen in sie hineingepreßte Blut. Sie beschreibt nach ihrem Austritte aus dem linken Herzen zunächst einen Bogen (Aortenbogen) nach aufwärts, von dessen Konvexität die Arterien für den Kopf und für die obern Extremitäten entspringen, kreuzt sich auf diesem Wege mit dem rechten Lungenarterienstamm und mit dem linken Hauptbronchus und läuft dann als Brustaorta an der linken Seite der Brustwirbelsäule nach abwärts. Am Zwerchfell angelangt, tritt sie dann hinter der Speiseröhre in die Bauchhöhle (Bauchaorta) und teilt sich in der Höhe des letzten Lendenwirbels in ihre beiden Endäste, welche für die untern Extremitäten, die Beckenorgane und die Genitalien bestimmt sind. (S. die Tafel: Die Blutgefäße des Menschen.) An ihrem Anfangsteile besitzt die A. drei taschenförmige Klappen (Aortenklappen), welche durch das eindringende Blut an die Seite gedrängt werden und den Rückfluß ins Herz dadurch hindern, daß ihre freien Ränder nach der Zusammenziehung des Herzens sich fest aneinanderlegen. Die A. erkrankt oft an einer chronischen Entzündung ihrer innern Haut, welche Entzündung wieder Anlaß zur Entwicklung eines sog. Aneurysma (s. d.) geben kann. Die Innenhaut der A. älterer Personen ist fast immer durch diesen Prozeß (s. Arterienentzündung) verdickt und nicht selten mit Kalkplättchen durchsetzt. Abnorme Enge der A. und des ganzen arteriellen Gefäßgebietes mit Kleinheit des Herzens ist zuweilen die Ursache für hartnäckige Formen der Bleichsucht.

Aortenbogen, Aortenklappen s. Aorta.

Aosta, Kreisstadt in der ital. Provinz Turin, in 583 m Höhe, links von der Dora Baltea, an den Straßen über den Großen und Kleinen St. Bernhard und an der Eisenbahnlinie Chivasso-A. (100 km) des Mittelmeernetzes, finster und winklig gebaut, hat (1881) 5951, als Gemeinde 7376 E., in Garnison das 3. Bataillon des 4. Regiments der Alpentruppen; neueres Rathaus, eine Kathedrale, im 6. Jahrh. gebaut und im 15. wiederhergestellt, Handel mit Leder, Käse und Wein. A. ist die alte Hauptstadt der Salasser, die den Römern den Weg nach Gallien versperrten und daher von diesen unter Appius Claudius 143 v. Chr. bekriegt wurden. Wegen häufiger Empörungen ließ Augustus A. 25 v. Chr. durch Terentius Varro zerstören. Hierauf gründeten 3000 Soldaten der prätorianischen Kohorten die neue Stadt Augusta praetoria, als Festung von großer Wichtigkeit. Unter den Überresten aus der röm. Zeit zeichnen sich aus: ein guterhaltener Triumphbogen, das doppelte östl. Festungsthor mit drei Durchgängen, das Theater mit mächtigen Strebepfeilern, das Militärmagazin mit drei kleinen Tempeln, Teile der Stadtmauer mit festen Türmen, Reste eines Amphitheaters (nach andern einer alten Basilika), eine röm. Brücke über die Dora Baltea. In der Nähe die berühmten Bäder und Bergwerke von Sankt Didier, in der Provinz selbst noch Mineralbäder in dem hoch am Fuße des Montblanc liegenden Cormaggiore oder Courmayeur, 560 E., und in dem Flecken San Vincenzo oder Sankt Vincent. Unterhalb des letztern das wichtige Fort Bard (s. d.).

Aosta, Herzog von, s. Amadeus, König von Spanien.

Aouaraöl (Tucumaöl), das halbflüssige Fett aus den Fruchthüllen der Tucumapalme (Astrocaryum vulgare Mart.), welche in Brasilien und Guayana heimisch ist. Das A. wird in ähnlicher Weise gewonnen wie das der Ölpalme (s. Palmöl); es unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Palmöl jedoch durch seine zinnoberrote Farbe, die jahrelang unverändert bleibt, aber durch Bleichen zerstört werden kann. Während ferner das Palmöl seinen angenehmen Veilchengeruch bald verliert und widerlich ranzig wird, ändert sich der säuerlich angenehme Geruch des A. auch nach mehrern Jahren nicht. Der Schmelzpunkt des A. liegt bei 15°, der Erstarrungspunkt bei + 4° C., das spec. Gewicht ist 0,957. Man kann das A. zur Seifenfabrikation benutzen.

A. p. (auch A. pr.), Abkürzung für Anni prasentis, d. i. gegenwärtigen Jahres, aber auch für Anni praeteriti, d. i. vergangenen Jahres und vergangene Jahre, s. Anni.

Apachen (Apatschen, Apaches), wilder, kriegerischer, etwa 7000 Köpfe zählender nordamerik. Indianerstamm, welcher in Teilen von Texas, Neumexiko und Arizona in den Vereinigten Staaten und in Sonora, Chihuahua und Durango in Mexiko schweift. Der Name A. ist ihnen von den Yuma gegeben, sie selbst nennen sich Schisinte, "Männer des Waldes". Sie zerfallen in mehrere Unterabteilungen, wie die Mescalero, Jicarilla, Navajo, Sipan u. a. Die A. sind ein Reitervolk, das von Jagd und Raub lebt und in seiner Unbändigkeit aller höhern Kultur und Civilisation widerstrebt. Die Weißen machten zwar wiederholte Versuche, die A. zu unterwerfen und zu civilisieren, doch scheiterten dieselben bis heute. Während die mexik. Regierung ihren Heimsuchungen noch nicht steuern konnte, ist es der Regierung der Vereinigten Staaten in neuester Zeit gelungen, die A. auf Reservationen anzusiedeln, die unter dem Indianersuperintendenten von Neumexiko stehen. So wohnen jetzt von den A. 4550 in Arizona, 1600 in Neumexiko, 337 im Indianerterritorium, im ganzen also 6487. Auf Grund ihrer Sprache gehören die A. (nach den Untersuchungen Buschmanns) dem südlichsten Hauptaste der athabaskischen Sprach- und Völkerfamilie an. (S. Tafel: Amerikanische Völkertypen, Fig. 9, 10.) - Vgl. Buschmann, Das Apache als eine athapaskische Sprache erwiesen (2 Abteil., Berl. 1860-63); Browne, Reisen und Abenteuer im Apachenlande (Jena 1870); Gatschet, Zwölf Sprachen aus dem Südwesten Nordamerikas (Weim. 1876).

Apáfy (spr. ópahfi), Michael I., Fürst von Siebenbürgen, aus einem alten, aber wenig angesehenen Geschlechte, geb. 1632, begleitete den Fürsten Georg II. Rakóczy 1656 auf dem Feldzuge nach Polen und wurde bei dem Einbruche des Tatarenchans Mohammed Girai gefangen fortgeschleppt. Nach seiner Loskaufung lebte er auf seinem Erbgute Ebesfalva, als er auf Betrieb des Wesirs Ali wider Willen 14. Sept. 1661 zu Maros-Básárhely von einigen ungar. Edeln und den sächs. Abgeordneten zum Fürsten Siebenbürgens erwählt wurde. Die Pforte bestätigte ihn Nov. 1661 in dieser Würde. Unterstützt von türk. Truppen, warf er den mit einem österr. Heere in Siebenbürgen eingebrochenen Fürsten Kemény, seinen Vorgänger, zurück, der bei Nagy-Szöllös 23. Jan. 1662 Schlacht und Leben verlor. Zwar gelangte A. hierdurch in den ruhigen Besitz seiner Würde; allein die Abhängigkeit von der Pforte sowie der bedeutend erhöhte Tribut an den Sultan bereiteten ihm während seiner Regierung vielfache Verwicklungen und dem Lande Nachteile. Erst die entscheidende Schlacht bei St. Gotthard 1. Aug. 1664 und der dadurch herbeigeführte Friede