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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Arsenikblüte - Arsenikvergiftung.

von Arsen. Er findet sich bei Reichenstein in Schlesien, in Kärnten, Steiermark, bei Andreasberg, Geyer und Breitenbrunn in Sachsen und dient als wichtiges Arsenerz.

Arsenikblüte, s. Arsenige Säure.

Arsenikeisensinter, s. Eisensinter.

Arsenikessen, s. Arsenige Säure.

Arsenikkies, s. v. w. Arsenkies.

Arsenikkobaltkies (Tesseralkies, Skutterudit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert tesseral, findet sich auch derb in körnigen Aggregaten, ist zinnweiß oder bunt angelaufen, Härte 6, spez. Gew. 6,74-6,84, besteht aus Arsenkobalt CoAs3^[CoAs3] mit 79,2 Arsen und 20,8 Kobalt, findet sich bei Skutterud in Norwegen und wird auf Kobalt verarbeitet.

Arsenikkupfer, s. Arsenkupfer.

Arsenikrubin, s. Arsensulfide.

Arsenikvergiftung. Das Arsen ist das stärkste Gift des Mineralreichs, und alle seine Verbindungen wirken meist schon bei kurzer Anwendung, wenn die Dose groß genug ist, giftig auf den tierischen, ja selbst auf den pflanzlichen Organismus ein. Am häufigsten geschieht die A. durch arsenige Säure (weißer Arsenik, Hüttenrauch), seltener durch arsenigsaures Natron oder durch die zu Farbe verwendeten Präparate von Schwefelarsen (Operment, Realgar), von arsenhaltigen Kupfersalzen, wie z. B. Schweinfurter Grün, durch arsenhaltige Rückstände von der Fuchsinbereitung etc. Die Arsenikvergiftungen gehören zu den am häufigsten vorkommenden Vergiftungen und waren die häufigsten unter den absichtlichen Vergiftungen, bis die überaus giftigen Alkaloide und narkotischen Mittel bekannter wurden. Auch zufällige Vergiftungen mit Arsenik sind ziemlich häufig, z. B. durch Naschen der Kinder an Arsenikpräparaten, Verunreinigung des Mundes mit arsenikhaltigen Farben, Einatmen von arsenhaltigem Staub, Verwechseln von arsenikhaltigen Arzneien mit andern etc. Die Vergiftungen mit Arsenik entstehen meist durch Einverleibung des Arseniks in den Magen; aber auch vom Mastdarm, von der äußern Haut, von Wunden und Geschwüren aus kann Arsenik in den Körper aufgenommen werden. Die Einatmung von Arsenstaub und Arsenikdämpfen, namentlich bei Hüttenleuten, sowie von Arsenwasserstoffgas hat mehrfach zu Vergiftungen Veranlassung gegeben, teils bei Arbeitern, welche mit solchen Stoffen zu schaffen hatten, teils, indem diese Körper von feuchten, mit Arsenfarben bemalten Wänden etc. entwickelt wurden. Die A. ist bald eine akute, sogar plötzlich tötende, bald eine chronische, welche monate- und jahrelang andauert. Beide treten in verschiedenen Formen auf, was teils von der Menge und Beschaffenheit des Gifts, namentlich von der gelösten oder ungelösten Form desselben, teils vom Einverleibungsort und andern individuellen Verhältnissen abhängt. Die akute A. besteht gewöhnlich in einer heftigen und tief eingreifenden Magenentzündung, wobei nicht nur die Schleimhaut, sondern oft auch die darunterliegenden Schichten der Magenwand zerstört und zu einem Schorf umgewandelt werden. Oft besteht gleichzeitig auch eine Darmentzündung gleicher Art, oder sie tritt später noch zu der Magenentzündung hinzu. Daher stellt sich, bald schon nach wenigen Minuten, bald erst einige Stunden nach Einführung des Gifts, heftiges Erbrechen mit Magenschmerz, Zusammenschnüren des Halses, Empfindlichkeit der Magengrube bei Berührung, brennender Durst und große Angst ein. Es besteht fortwährendes Würgen und Aufstoßen, auch wohl Blutbrechen, dann treten Durchfälle, Leibschmerz, blutige Stühle, Stuhlzwang und ähnliche Symptome auf, während zugleich das Gesicht auffallend entstellt, bleichend kühl, eingefallen, die Gliedmaßen kalt, der Puls klein und frequent ist. Nicht selten gesellen sich hierzu allgemeine Muskelschwäche, Ohnmacht, Krämpfe, Zittern der Glieder, Schluchzen und andre nervöse Symptome, welche das Krankheitsbild der A. höchst ähnlich einem Choleraanfall gestalten. In seltenen Fällen, namentlich wenn der Arsenik in aufgelöster Form in den Magen gelangt und dort schnell in größerer Menge resorbiert, also in das Blut einverleibt wird, entwickeln sich die nervösen Symptome allein, ohne daß man während des Lebens oder bei der Sektion der Leiche Zeichen von Entzündung des Magens bemerkt. Bisweilen gesellen sich auch Atemnot und Bluthusten, manchmal Blasenschmerz, Blutharnen etc. hinzu. Das in das Blut gelangte Gift geht zwar verhältnismäßig rasch wieder mit dem Urin aus dem Körper heraus, aber es findet sich zum Teil auch noch in den Geweben des Körpers oder im Darmkanal vor und kann hier selbst längere Zeit nach dem Tod noch mit Sicherheit nachgewiesen werden. Der Tod tritt bei der akuten A. binnen einem oder wenigen Tagen, manchmal schon nach wenigen Stunden ein. Der chemische Nachweis der A. gelingt oft noch, nachdem die Leichen der Vergifteten schon Jahr und Tag begraben gewesen sind; das Gift selbst verhindert ungemein den Eintritt der Verwesung. Die chronische A. als Gewerbekrankheit entsteht durch längere Zeit hindurch fortgesetzte Einverleibung kleinerer Mengen des Giftstoffs und kommt bei Bergwerks- und Fabrikarbeitern, z. B. bei der Gewinnung des Silbers aus Bleierzen, vor. Sie äußert sich teils durch Zeichen einer schleichenden Magen- und Darmentzündung, mit unausgesetztem Durst, brennenden Magenschmerzen, zuweilen Erbrechen, starker Gelbsucht, mit Leibschmerzen, periodischen Durchfällen und Stuhlzwang, wozu Anätzungen und Entzündungen andrer Schleimhäute, ferner ein quälender, trockner, oft mit Engbrüstigkeit verbundener Husten, Speichelfluß, Harnstrenge etc. hinzutreten können, teils durch zunehmendes kachektisches Aussehen, mit Ausschlägen und Geschwüren bedeckte Haut, Ausfallen der Haare und Nägel, vor allem aber durch äußerste Abmagerung und förmliche Austrocknung des ganzen Körpers. Hiermit verbinden sich Nervenzufälle, herumziehende Schmerzen, Krämpfe, Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit, große Abmattung und Entmutigung, später Lähmungen und Kontrakturen. Der Tod erfolgt besonders durch die schleichenden Entzündungen und Verschwärungen des Darmkanals und der Lungen oder durch Entkräftigung, Wassersucht und Auszehrung. Behandlung der Arsenikvergiftung. Sobald man Verdacht schöpft auf Vergiftung und sich die charakteristischen Zeichen der A. einstellen, in dem Erbrochenen oder in dem Reste der genossenen Speise vielleicht die kleinen weißen Körner sich vorfinden, so hat man vor allen Dingen die Aufgabe, das Gift aus dem Körper so rasch wie möglich zu entfernen. Bei äußerer Applikation ist aller auf der Haut noch befindliche Arsenik zu beseitigen, man reinigt die Haut und reibt dieselbe mit möglichst warmem Eisenoxydhydrat oder Magnesiahydrat und wäscht sie mit essigsaurem Eisenoxyd. Ist das Gift dem Magen einverleibt worden, so sucht man Erbrechen zu erregen durch Kitzeln des Schlundes und Eingeben von lauem Wasser mit Eiweiß, oder man reicht Brechmittel, gegen heftige Schmerzen Opium. Die Rückstände des Gifts sucht man durch eine frisch bereitete Mischung von Eisenhydroxyd und Magnesiumhydroxyd (Antidotum