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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Augenessenz; Augenfell; Augengeschwülste; Augenglas; Augengneis; Augenheilkunde

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Augenessenz - Augenheilkunde

zu der auch die A. der Neugeborenen (Ophthalmia neonatorum) gehört, die kruppöse (Auflagerung kruppösen Exsudats auf die Oberfläche der Bindehaut), die diphtheritische (Einlagerung diphtheritischen Exsudats in das Gewebe der Bindehaut), die granulöse (Entwicklung fleischwärzchenähnlicher Granulationen), die follikuläre (Trachoma, Auftreten von froschlaichartigen Körnern). Mit Ausnahme der phlyktänösen sind alle Entzündungsarten der Bindehaut ansteckend, und zwar haftet das Kontagium zunächst an den von dem Entzündungsprozeß gelieferten Sekreten, und zwar wahrscheinlich an den in den Sekreten enthaltenen Entzündungserregern (Kokken). Der Grad der Kontagiosität ist bei akuten Entzündungsformen, außerdem bei denen, die mit stark eiteriger Sekretion oder mit Follikel- und Granulationsbildung einhergehen, ein besonders hoher. Von sämtlichen Augenerkrankungen kommen daher vorzugsweise die Entzündungen der Bindehaut endemisch (z. B. in Ägypten) und epidemisch vor. Die Geschichte solcher Epidemien lehrt, daß bei Verbreitung der Erkrankung außer der direkten Übertragung des Krankheitsstoffs von Individuum zu Individuum auch noch eine allgemeine, zu gleichen oder ähnlichen Erkrankungsformen führende Disposition, vielleicht auch ein Luftkontagium thätig ist. (S. ägyptische Augenentzündung.) Die Epidemien konstituieren sich nicht immer aus derselben Entzündungsform, sondern zeigen innerhalb ihrer Ausbreitung die verschiedensten Entzündungsformen und Grade und können bald ziemlich spurlos, bald sehr verheerend verlaufen, je nachdem vorwaltend die leichtern (katarrhalischen) oder schwerern (trachomatösen, granulösen, blennorrhoischen, kruppösen, diphtheritischen) Entzündungsformen in ihnen vertreten sind. Auch die Übertragung krankhafter Sekrete von andern Schleimhäuten des Körpers (am häufigsten von der Harnröhren- und Scheidenschleimhaut bei Tripper und Weißem Fluß) auf die des Auges kann die schwersten Entzündungen der Bindehaut (sog. Augentripper oder gonorrhoische Bindehautentzündung) hervorrufen. So wird auch die unter dem Namen der Blennorrhöe der Neugeborenen bekannte, oft sehr zerstörend wirkende Augenerkrankung lediglich durch die Berührung des kindlichen Auges mit den Sekreten der mütterlichen Geburtswege hervorgerufen. Die sehr große Bedeutung der Bindehautentzündungen liegt zunächst in der durch dieselben bedingten Bedrohung (Verschwärung) der Hornhaut. Keine Erkrankungsform des Auges zieht so häufig Schwachsichtigkeit (durch zurückbleibende Hornhautnarben) und Erblindung (durch totale Zerstörung der Hornhaut) nach sich als die schwerern Formen der Bindehautentzündungen, so daß gerade bei ihnen die möglichst frühzeitige Einholung ärztlichen Rates dringend geboten ist. Völlig unheilbare Erkrankungszustände entstehen nicht selten auch durch die infolge derselben entstandenen Schrumpfungsprozesse der Bindehaut (so namentlich nach Trachoma). Prophylaktischen Schutz gegen die Bindehautentzündungen gewähren im allgemeinen: Sorge für reine Luft, daher gute Ventilation in stark gefüllten Räumen, Vermeidung solcher Orte, deren Atmosphäre mit reizenden Stoffen verunreinigt ist, sorgfältige Fernhaltung aller ansteckend einwirkenden Materien, besonders der Sekrete der Bindehaut anderer Augenkranker oder kranker Schleimhäute überhaupt, die durch Schwämme, Waschwasser, Handtücher u. s. w. leicht übertragen werden können. Die Behandlung der A. besteht in frischen Fällen in andauernden eiskalten Umschlägen mit antiseptischen Augenwassern, Bespülen oder Bestreichen der Lidinnenfläche mit denselben, in vollständiger Ruhe des kranken Auges wie des ganzen Körpers bei mäßiger Diät und gelinden Abführmitteln. Von den äußerlich sichtbaren Teilen des Auges können ferner die Hornhaut, die Lederhaut und die Regenbogenhaut entzündlich erkranken. (S. Hornhautentzündung, Lidentzündung, Regenbogenhautentzündung.)

Über die periodische A. der Pferde s. Mondblindheit.

Augenessenz, Romershausens, s. Geheimmittel

Augenfell, s. Flügelfell und Pannus.

Augengeschwülste, am Augapfel auftretende geschwulstförmige Neubildungen. Sie entwickeln sich entweder an der Außenfläche (Bindehaut, Hornhaut, Lederhaut) und können dann, sofern sie gutartiger Natur sind, mit Erhaltung des Augapfels entfernt werden, oder sie entwickeln sich im Innern des Augapfels von der Netzhaut, dem vordern Ende des Sehnerven, der Aderhaut oder der Regenbogenhaut aus und erfordern dann eine möglichst frühzeitige Entfernung des ganzen Augapfels, ehe die A. Zeit finden auf die umgebenden Weichteile überzugreifen.

Augenglas, s. Okular.

Augengneis, ein Gestein der azoischen Schichtenreihe des Erzgebirges, des bayr.-böhm. Grenzgebirges, Skandinaviens und anderer Länder, das sich von dem normalen Gneis dadurch unterscheidet, daß in ihm zahlreiche große Feldspatausscheidungen (größtenteils dem Orthoklas, auch dem Mikroklin angehörig) von aufgebläht-linsenförmiger Gestalt auftreten, deren Umrissen sich Glimmerlamellen anschmiegen, wodurch auf dem Querbruche augenartige Zeichnungen entstehen.

Augenheilkunde, Ophthalmologie, Ophthalmiatrik. Die A. wurde schon vor Celsus' Zeit in Alexandria von einer eigenen Klasse von Ärzten, den Ophthalmologen oder Ophthalmiatritern, gepflegt. Während des Mittelalters wurde sie gänzlich vernachlässigt, und wie traurig es mit derselben noch gegen Ende des 16. Jahrh, stand, beweist die aus jener Zeit erhaltene, den damaligen wissenschaftlichen Zustand der A. charakterisierende Bearbeitung der Augenkrankheiten von Bartisch von Königsbrück, in der Zauberei und böse Geister noch eine große Rolle spielen. Welch unklare Vorstellungen zu dieser Zeit über die Begründung der Sehstörungen noch herrschen mußten, dürfte unter anderm schon daraus hervorgehen, daß Scheiner erst Anfang des 17. Jahrh, in der Netzhaut das lichtempfindliche Organ, für das man bis dahin die Krystalllinse gehalten hatte, erkannte, während fast zu gleicher Zeit Kepler die dioptrische Bedeutung der letztern nachwies. Gegen Ende des genannten und im Laufe des 18. Jahrh. beginnt sich bei engl., franz. und deutschen Ärzten ein neues Interesse für A. zu regen; der operative Teil namentlich erfuhr während dieses Zeitraums eine fruchtbare Begründung. In der Gegenwart hat sich die A., begünstigt durch die weittragenden Forschungen der Physiologen, vor allem eines Helmholtz, und unter der Pflege genialer Ärzte und Chirurgen die Stellung einer exakten Wissenschaft zu erobern gewußt. Entkleidet von dem geistlosen Empirismus früherer Zeiten, zählt sie zu ihren Hilfswissenschaften jetzt Mathematik, Physik, allgemeine Pathologie und pathol. Anatomie. Kaum