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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Badia; Badian; Badia y Lablich; Badigeon; Badin; Badinguet; Badische Weine; Badius

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Badia - Badius.

feinste B. kommt von der syrischen und kleinasiatischen Küste und von mehreren Inseln des Archipels; auch die Ostküste des Adriatischen Meers bis Triest, die afrikanische Küste von Tunis bis Marokko und das Rote Meer liefern Schwämme. Für die östlichen Bezirke ist Smyrna, für die westlichen Tripolis der Hauptmarkt. In Triest, Livorno, Genua, Venedig, Marseille sondert man die Ware dann noch genauer nach Form, Größe und Feinheit; am höchsten sind die regelmäßig runden, napf- oder pilzhutförmigen geschätzt; die zartesten levantischen Schwämme werden fast ausschließlich für Paris angekauft. Die groben Pferdeschwämme stammen meist von Cypern und der afrikanischen Küste. Die Bahamaschwämme aus Westindien, seit 1841 bekannt, sind dunkelfarbig, locker und von gröberm Gefüge. Bastardschwämme heißen die harten, in Wasser wenig aufquellenden Stücke. Die feinern Schwämme lassen sich durch geeignete Behandlung sehr veredeln, freilich nur auf Kosten ihrer Haltbarkeit. Man behandelt sie mit heißer Sodalösung, wäscht sie sorgfältig aus und legt sie in verdünnte Salzsäure zum Auflösen des Kalks; gebleicht werden sie in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit Salzsäure; sie werden dadurch zugleich sehr zart, müssen aber sorgfältig ausgewaschen werden, weil der fein verteilte Schwefel, welcher sich bei der Zersetzung des unterschwefligsauren Natrons ausscheidet, bei der Benutzung den Augen schädlich werden könnte. - In der Chirurgie benutzte man früher viel die zusammengepreßten Schwämme (Spongiae compressae), um Wunden zu erweitern und Eiter zu entziehen. Man preßt feine, gereinigte feuchte Schwammstücke durch scharfes Umwickeln mit Bindfaden zusammen oder schiebt sie feucht in Glasröhrchen hinein und läßt sie hier trocknen. Den Wachsschwamm (Spongia cerata) bereitet man, indem man gereinigte u. trockne Schwammstücke in geschmolzenes Wachs taucht und zwischen etwas befeuchteten Brettchen schwach preßt. Auch gebrannter Schwamm (Schwammkohle, Spongiae ustae, Carbo Spongiae) fand früher medizinische Verwendung gegen den Kropf; der wirksame Bestandteil desselben ist höchst wahrscheinlich Jod, welches jetzt mit größerer Sicherheit in andern Formen benutzt wird. Man benutzt B. auch zum Filtrieren von Wasser, in den sogen. Schwammlampen und zum Polstern. Er wird mittels rotierender Messer möglichst fein zerschnitten, gewaschen, getrocknet und dann in verdünntem Glycerin aufgeweicht. Nach dem Verdunsten des Wassers bleibt etwas Glycerin in den Fasern zurück und hält sie elastisch. Vgl. Eckhel, Der B. in Rücksicht auf seine Gewinnung, geographische Verbreitung etc. (Triest 1874); Simmonds, The commercial products of the sea (Lond. 1879).

Badia ("Abtei"), Name zahlreicher Ortschaften in Italien. Darunter: 1) B. Calavena, Flecken in der ital. Provinz Verona, Distrikt Tregnago, mit (1881) 238 Einw. und Marmorbrüchen; gehörte ehemals zum Kreis der "dreizehn Gemeinden" (tredici comuni) deutscher Abstammung (s. Comuni). - 2) B. Polesine, Distriktshauptstadt in der ital. Provinz Rovigo, an der Etsch, von der sich hier der Adigetto abzweigt, und an der Eisenbahn Verona-Rovigo, mit (1881) 2300 Einw., Gerberei und Seidenspinnerei.

Badian, s. Illicium.

Badia y Lablich (Leblich), Domingo, auch Castillo, span. Reisender, geb. 1766 zu Barcelona, beschäftigte sich früh mit Mathematik, Geographie, Astronomie, Physik, Naturgeschichte, Musik und vorzüglich mit dem Studium des Arabischen und trat 1801 mit geheimen Aufträgen der spanischen Regierung eine wissenschaftliche Reise ins Innere des nordwestlichen Afrika an. Da er diese als Mohammedaner machen wollte, hatte er mit eigner Hand die Beschneidung an sich vollzogen. In Tanger unter dem Namen Ali Bei und als Verwandter des Propheten (er hatte sich selbst seine genealogischen Urkunden geschmiedet und mit allen nötigen Siegeln und Unterschriften versehen) gelandet, begab er sich nach Marokko, wurde von den Bewohnern überall mit ungewöhnlicher Achtung aufgenommen und vom Kaiser Mulei Soliman selbst als Freund und Bruder behandelt. Allein diese Aufnahme war die Veranlassung, daß der entworfene Plan, den Kaiser von Marokko zu stürzen, nicht zur Ausführung kam; denn der König Karl IV. scheute sich, so viel Zutrauen mit Undank zu belohnen, und befahl endlich den Abzug seines Sendlings aus Marokko. Dieser unternahm nun eine Wallfahrt nach Mekka und durchzog die Berberei, Griechenland, Ägypten, Syrien und die Türkei, überall mit enthusiastischem Zuruf empfangen; die heiligsten Orte thaten sich ihm auf, an allen Feierlichkeiten nahm er Anteil. Endlich 1807 nach Spanien zurückgekehrt, trat er in die Dienste König Josephs und wurde 1812 zum Präfekten von Cordova ernannt. Nach dem Sturz Napoleons (1814) wanderte er nach Frankreich aus, wo er seine Reisebeschreibung als "Voyage d'Ali Bei en Afrique et en Asie" (Par. 1814) herausgab. Zu einer Sendung nach Indien bestimmt, erhielt er den Grad eines Maréchal de Camp und reiste unter dem Namen Ali Othman von Paris nach Damaskus, schloß sich hier einer Pilgerkarawane an, erlag aber bald darauf bei Meserib einer Dysenterie 30. Aug. 1818.

Badigeon (franz., spr. badischóng), aus gelöschtem Kalk und Steinmehl oder Ocker gemischte Mauerfarbe. Italienischer B. (Mormorillo), ein Putz aus Kalk mit Spanischweiß und Farbenzusatz, der in mehreren Schichten aufgetragen und zuletzt mit scharfer Bürste und wollenem Lappen gerieben wird, um ihm Glanz zu erteilen.

Badin (franz., spr. -däng), Possenreißer, Schäkerer; Badinerie, Badinage (spr. -ahsch), Schäkerei, Scherz; badinieren, schäkern, scherzen.

Badinguet (spr. -dänggeh), der Name des Maurers, dessen Kleidung Napoleon III. 1846 zu seiner Flucht aus Ham benutzte; der Name wurde daher als Spottname auf Napoleon selbst angewendet.

Badische Weine, die auf der badischen Bergstraße, im Main- und Taubergrund, in der Ortenau, auf dem Kaiserstuhl, im Breisgau, im Markgrafentum und Seeland gewonnenen Weine, zum großen Teil vortreffliche weiße und rote Tafelweine und einige, welche auch höhern Ansprüchen genügen. Zu den Rotweinen der Ortenau, den besten dieses Gebiets, gehört der rote milde, burgunderähnliche Affenthaler, welcher in neuerer Zeit namentlich viel nach England geht. Nächst ihm kommt der Zeller. Die süßen weißen Weine des Kaiserstuhls werden viel zur Champagnerfabrikation benutzt. Einer der besten badischen Weine, der Markgräfler aus dem südwestlichen Teil des Landes, wird wegen des angenehmen Geschmacks und seiner milden, der Gesundheit zuträglichen Beschaffenheit hoch geschätzt. Er ist besonders als guter weißer Tafelwein beliebt, aber nur bei sehr guter Behandlung haltbar. Der Seewein besitzt eine in der Gegend beliebte eigentümliche Säure, gilt als gesund, muß aber jung getrunken werden. Sein Geschmack, besonders der des roten, erinnert an die südlichen Weine. Der beste ist der rote Meersburger.

Badius, Jodokus, Pariser Buchdrucker von 1495